Umwelt

Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises bekennen sich zum Klimaschutz

„Der Klimawandel steht nicht vor der Tür, er hat die Tür längst eingetreten", sagt Staatssekretär Andre Baumann. Wie die Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises dem Klimawandel begegnen wollen, haben sie schriftlich fixiert - und Hintertürchen offen gelassen.

Von 
Bernhard Zinke
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Die Unterzeichner der Klimaschutz-Vereinbarung: Andreas Metz (l.) und Landrat Stefan Dallinger. Dahinter Umweltstaatssekretär Andre Baumann. © Bernhard Zinke

Rhein-Neckar. An markigen Worten fehlt es bei diesem öffentlichkeitswirksamen Termin in der Sinsheimer Klima Arena nicht. Andre Baumann, Staatssekretär im Stuttgarter Umweltministerium und als Schwetzinger ein Kind der Region, formuliert: „Der Klimawandel steht nicht vor der Tür, er hat die Tür längst eingetreten.“ Landrat Stefan Dallinger mahnt, die Anstrengungen deutlich zu erhöhen. Und der Ilvesheimer Bürgermeister Andreas Metz, der als Vorsitzender des Kreisverbands der Bürgermeister im Gemeindetag des Landes Baden-Württemberg zuerst seine Unterschrift unter das Dokument setzt, schwört die Bürger schon mal darauf ein, dass Klimaschutz eine teure Angelegenheit wird - auch für die Bürger. „Der Umbau wird nicht kostenlos zu haben und mit Einschränkungen verbunden sein.“

Die Vereinbarung

Das Dokument, das die 54 Kreiskommunen am Dienstag in Sinsheim unterzeichnet haben, umfasst zehn Seiten.

Neben der Fortschreibung der Kooperationsvereinbarung, die acht Paragrafen umfasst, gibt es einen Anhang, der den Kommunen als Orientierungshilfe und Leitfaden dienen soll.

Da die Kommunen unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen, lässt die Vereinbarung individuelle Wege zur klimaneutralen Kommunalverwaltung offen.

Die vorgestellten Instrumente seien als Vorschläge zu sehen.

Die Bürgermeister aller 54 Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises - in wenigen Fällen auch die Stellvertreter - sind in die Sinsheimer Klima Arena gekommen, um die Kooperationsvereinbarung zu erneuern und fortzuschreiben, was sie schon 2014 erstmals unterzeichnet haben. Die Verträge liegen im Obergeschoss zur Unterschrift bereit. Vor acht Jahren hatten sich 53 Städte und Gemeinden verpflichtet, ein eigenes Klimaschutz(teil)konzept zu erstellen und Daten für die CO2-Bilanz des Kreises zu liefern. Die neue Vereinbarung sei deutlich ambitionierter, sagt der Landrat. Beinahe um jedes Wort habe man gerungen, berichtet der Verwaltungschef aus den Verhandlungen, die Andreas Metz und sein Kollege Ralf Gänshirt aus Hirschberg geführt haben. Schließlich bringen die Kommunen höchst unterschiedliche Voraussetzungen mit. Die Städte und Gemeinden sind unterschiedlich groß und unterschiedlich finanzkräftig, die Landschaftsräume sind verschieden. Aber auch in der Ernsthaftigkeit der Bemühungen um den Klimaschutz gibt es Unterschiede: Zwei Kommunen haben beispielsweise bis heute noch kein eigenes Konzept erarbeitet, fünf sind gerade erst dabei, eines zu erstellen.

Konzepte umsetzen

Immerhin: Alle Kommunen ziehen nun durch die Unterschrift am selben Strang, bekennen sich gemeinsam zum 2015 fixierten Pariser Klimaschutzabkommen, und zum Klimaschutzpakt der Landesregierung. Was das im Klartext bedeutet, beschreibt Bürgermeister Metz: Die Maßnahmen der lokalen Klimaschutzkonzepte sollen nun nicht nur beschrieben, sondern auch umgesetzt werden. Es wird ein Energiemanagement für die kommunalen Liegenschaften bis spätestens 2030 aufgebaut, immer mit dem Ziel, die Versorgung mit fossilen Energieträgern zu reduzieren. Spätestens 2040 wollen die Kommunalverwaltungen „weitgehend“ klimaneutral arbeiten. Zudem werden Dach- und Freiflächen auf die Umsetzung möglicher Photovoltaik-Projekte überprüft.

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Und nicht zuletzt sollen die Bürgerinnen und Bürger für mehr Klimaschutz begeistert werden. Wie notwendig das sein wird, weiß auch der Landrat. Schließlich sollen zwei Prozent der Flächen für erneuerbare Energien zur Verfügung gestellt werden. „Es wird eine dramatische Veränderung des Landschaftsbildes stattfinden“, sagt Dallinger mit Blick auf die Verpflichtung, auch die Windenergie auszubauen. Deshalb müsse die Politik die Bürgerinnen und Bürger eng einbinden und abholen.

Beim Thema Windräder werde sich keine Region mehr wegducken können, betont auch Staatssekretär Baumann. „Wenn wir den Weg nicht einschlagen, wird es 2100 keinen tropischen Regenwald im Amazonas mehr geben“, verweist der Politiker aus Schwetzingen auf die erschütternde virtuelle Reise, die der „Eiswürfel“ der Klima Arena aktuell zeigt. Außerdem mache man sich durch einen zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien unabhängig von Autokraten und Diktatoren aus Russland.

Und nicht zuletzt wirft der Politiker die aktuelle Ansiedlungspolitik der Wirtschaft in die Waagschale. Nicht in Bayern oder Baden-Württemberg hätten sich zuletzt große Unternehmen angesiedelt, sondern im Norden und Osten der Republik: Weil da der Ökostrom längst verfügbarer sei als im Südwesten.

Mit seiner Unterschrift unter ein zweites Dokument bekräftigt Dallinger den Beitritt des Kreises zum Klimaschutzpakt des Landes Baden-Württemberg. Damit bekennen sich die Kommunen zur Vorbildfunktion der öffentlichen Hand.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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