Soziales

Krankenkasse zahlt Fahrten zum Tageshospiz in Ilvesheim nicht, ein Krebspatient ist tief enttäuscht

Eine private Krankenversicherung will die Taxifahrten eines Odenwälders ins Caritas-Tageshospiz in Ilvesheim nicht zahlen. Dabei ist das Tageshospiz ein wichtiger Betreuungsort für den Krebspatienten.

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Für viele ein wichtiger Betreuungsort: Der Blick von der Straße und vom Park aus auf das Tageshospiz St. Vincent in Ilvesheim. © Markus Proßwitz

Ilvesheim/Rhein-Neckar. „Wenn ich nicht hierher kommen könnte, gäbe es mich gar nicht mehr“, sagt Heinz, der seinen vollen Namen für sich behalten möchte. Der 68-Jährige meint mit „hierher“ das Caritas-Tageshospiz St. Vincent in Ilvesheim. Dort „tankt“ er zwei Mal pro Woche so etwas wie Normalität, die er als „Urlaub“ von seiner Krebserkrankung empfindet. Allerdings weigert sich seine private Krankenkasse, die Taxifahrten aus und in den Odenwald zu übernehmen.

Wenn Heinz gesetzlich versichert wäre, dann hätte er dieses Problem nicht, erläutert Tageshospiz-Leiterin Petra Waßmer. Klar müsse sie manchmal auch mit der AOK, DAK oder Barmer Gespräche führen, aber letztlich bekämen die Gäste ihre Fahrten bezahlt.

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„Ich habe Krankheiten, deren Namen kann ich gar nicht aussprechen“, erzählt der 68-Jährige. Eine Chemotherapie hat er wegen starker Nebenwirkungen abgebrochen – „auch wenn ich voll mit Metastasen bin“. Heinz hat sich entschlossen, die Zeit, die ihm noch bleibt, zu nutzen, so gut es geht. Ohne Therapie, die ihn massiv belastet. Er berichtet, mit seiner privaten Krankenkasse einen Standardvertrag analog zu gesetzlichen Kassen abgeschlossen zu haben. Versicherte wie Heinz, kommentiert Einrichtungsleiterin Waßmer aus Erfahrung, seien faktisch „schlechter gestellt“. Er habe „mächtig“ dafür kämpfen müssen, überhaupt zwei Tage pro Woche im „St. Vincent“ genehmigt zu bekommen, sagt der Tageshospiz-Gast.

„Einfach mal rauskommen“ und seine Frau entlasten

Ursprünglich sei es ihm vor allem darum gegangen, „einfach mal rauszukommen“ und dabei seine Frau zu entlasten. „Ich hätte nie gedacht, dass ich noch Spaß empfinden kann.“ Heinz erzählt begeistert, dass er so ziemlich alles mitmacht, was angeboten wird – ob Musiktherapie, Atemübungen, Basteln. Vor allem tue es ihm gut, mal nicht als Schwerkranker wahrgenommen zu werden. „Schwer krank zu sein, das ist hier nichts Besonderes.“ Natürlich seien Krankheiten ein Thema, aber eher am Rande. „Hier wird sogar gelacht.“

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Petra Waßmer nickt bestätigend. Sie weiß nur zu gut, dass Hospiz immer noch mit Sterben verknüpft wird – „wir gestalten aber einen Lebensort“. Acht Plätze bietet das erste Tageshospiz in Baden-Württemberg, das vor knapp zwei Jahren von der Caritas Mannheim eröffnet wurde und neben den beiden stationären Hospiz -Einrichtungen in Mannheim und ebenfalls Ilvesheim eine Versorgungslücke schließt. Zum fachübergreifenden Team gehören Palliativ-Care-Kräfte, weil es auch in einer Tageseinrichtung gilt, die Symptome unterschiedlicher Krankheiten professionell einzuschätzen und darauf zu reagieren.

Heinz möchte auf den ergänzenden „Lebensort“ nicht verzichten. Gerade weil er unheilbar krank ist. Seine Ehefrau und ein Freund fahren ihn abwechselnd dorthin. Ihn belastet, dass er den beiden zumutet, jeweils morgens und nachmittags die Strecke zwischen Schönau im Odenwald und Ilvesheim vier Mal zu absolvieren und damit drei Stunden hinterm Steuer zu sitzen. Zwar hat in Wiesloch ein weiteres Tageshospiz eröffnet, dieses liegt für ihn keineswegs deutlich näher. Aber vielleicht kommen private Versicherungen doch noch für solche Fahrten auf. Darauf hofft auch Leiterin Waßmer. Sie weiß, dass Betreuung im Tageshospiz an nicht übernommenen Fahrtkosten zu scheitern vermag.

Freie Autorin

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