Projekt

Kombibad – warum sich die Mehrheit des Ilvesheimer Gemeinderats jetzt so freut

Das neue Ilvesheimer Schwimmbad soll bald gebaut werden, doch eine Fraktion stimmt dagegen. Bei der Nachfrage eines Projekt-Gegners wird der Bürgermeister deutlich.

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Die Gemeinde Ilvesheim drückt beim Bau des neuen Schwimmbads nun auf Tempo. © KPlan (Architekturbüro)

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem Auftrag für die letzten Leistungsphasen kommt das neue Schwimmbad einen weiteren Schritt voran.
  • Die meisten Mitglieder des Gemeinderats freut es, die Grünen sind gegen das Projekt.
  • Noch in diesem Jahr könnte der Bau des Bads beginnen.

Ilvesheim. Manche sprachen vom „finalen Startschuss“, andere von einem „Meilenstein“ – mit großen Worten hat der Ilvesheimer Gemeinderat die nächsten Schritte für das neue Hallenbad eingeleitet. In seiner jüngsten Sitzung gab das Gremium die Leistungsphasen 7 bis 9 in Auftrag. Diese umfassen unter anderem das Vergabeverfahren für bestimmte Arbeiten sowie die Bauüberwachung und Dokumentation. Die Freien Wähler, CDU, SPD und der Bürgermeister stimmten dafür, die Fraktion der Grünen dagegen.

„Das Tempo ist hoch, das Architekturbüro bereitet schon jetzt die europaweiten Ausschreibungen vor“, erklärte Bürgermeister Thorsten Walther (SPD). Das Ziel ist es weiterhin, Ende dieses Jahres mit dem Bau des Bades zu beginnen. Wenn das so funktioniert und auch während des Baus keine Verzögerungen eintreten, könnte die neue Einrichtung Anfang 2028 fertiggestellt sein.

Das Kombibad in Ilvesheim ist nun eher ein Hallenbad mit Fenstern, die man öffnen kann

Das neue Bad ist in Ilvesheim wohl eher unter dem Begriff „Kombibad“ bekannt. Ursprünglich war geplant, ein Schwimmbad zu realisieren, das sowohl einen Hallenbadteil (erster Bauabschnitt) als auch einen Freibadteil (zweiter Bauabschnitt) enthält. Diese sollten auch direkt hintereinander realisiert werden. Aus Kostengründen hatte die Mehrheit des Gemeinderats aber beschlossen, erst einmal nur das Hallenbad umzusetzen. Der zweite Bauabschnitt ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Das Hallenbad soll weitestgehend im Ganzjahresbetrieb laufen und große nach außen öffenbare Fenster haben.

Die Außenansicht des neuen Schwimmbads in Ilvesheim, wie sie kürzlich in einer Präsentation des Architekturbüros KPlan verwendet wurde. © KPlan

Und wie sieht es mit den Kosten aus? Ende Februar hatte sich der Gemeinderat mit den Details seiner Planänderung befasst. Denn durch das Weglassen des zweiten Abschnitts wird einiges günstiger – nicht nur, weil der Freibadteil wegfällt, sondern auch, weil im ersten Bauabschnitt bereits einige Vorarbeiten für das Freibad gemacht worden wären, die nun nicht mehr nötig sind.

Anfang Februar ging das Planungsbüro davon aus, dass das Bad deshalb rund 19,5 Millionen Euro kosten wird (inklusive Baunebenkosten). Das ist eine Ersparnis von etwa 2,3 Millionen Euro im Vergleich zur Variante, die bereits einige Vorarbeiten für den Freibadteil mit berücksichtigt hatte. Die Gegenüberstellung dieser Kosten ist in einer Präsentation des Planungsbüros veröffentlicht worden, die im Internet einsehbar ist.

Das Kombibad in Ilvesheim hat eine lange Vorgeschichte – es ist keine ruhmreiche

Das Bad hat in Ilvesheim eine lange Vorgeschichte. 2015 fiel der Grundsatzbeschluss, der wenige Monate später durch einen Bürgerentscheid bestätigt wurde. Befriedet war das Thema damit aber nicht. Seit dem Beschluss war und ist das Schwimmbad das kontroverseste Thema der Ilvesheimer Kommunalpolitik gewesen, zeitweise mit nur knappen Mehrheiten für das Projekt. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden finanziellen Unsicherheiten sorgten für weitere Verzögerungen.

Hier links im Bild ist der Eingangsbereich des neuen Schwimmbads zu sehen. © KPlan (Architekturbüro)

Jetzt ist die Freude bei den Befürwortern des Vorhabens groß. „Jetzt wird es richtig ernst, in diesem Jahr rücken die Bagger an. Das ist ein Meilenstein, wir freuen uns, dass es losgeht“, sagte Peter Riemensperger (Freie Wähler). Der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Ralf Kohl, freute sich ebenfalls: „Das ist der finale Startschuss für ein Projekt, über das heftig gestritten wurde.“ Kohl sah in der Entscheidung des Rats ein „Signal an die Bürger, dass sie mittelfristig in Ilvesheim wieder schwimmen gehen können.“

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In den vergangenen Jahren habe man manchmal kaum mehr über das Projekt sprechen wollen. Viele Bürgerinnen und Bürger hätten dann nur ein müdes Lächeln übrig gehabt, verbunden mit der Aussage „das wird noch eh nichts“. Ilvesheim hat seit 2022 kein öffentliches Bad mehr. Das Freibad ist bereits seit 2017 geschlossen und mittlerweile abgerissen, im bisherigen Hallenbad bietet aktuell nur noch eine Schwimmschule Kurse an.

Ilvesheimer SPD-Fraktionschef sieht einen guten Zeitpunkt für den Baubeginn des Schwimmbads

SPD-Fraktionschef Sauer zeigte sich ebenfalls zuversichtlich: „Die Bauwirtschaft jammert gerade wieder über die Auftragslage, das ist vielleicht eine ganz gute Zeit, um zu beginnen und die Ausschreibungen schnell voranzutreiben.“ Den Optimismus seiner Kollegen wollte Michael Haug (Grüne) nicht teilen. „Wir sind von diesem Projekt nicht überzeugt“, sagte er. Haug fragte den Bürgermeister, ob man über das Einwerben neuer Fördermittel nachdenke – gerade vor dem Hintergrund der großen Infrastrukturpakete der neuen Bundesregierung.

Die Animation zeigt, wie im Ilvesheimer Schwimmbad der Innenbereich (besonders das Schwimmbecken) aussehen könnte. © KPlan

Hier wurde Rathauschef Walther deutlich: „Wir warten jetzt nicht noch einmal, der Zeitpunkt für Ausschreibungen ist günstig.“ Wenn man jetzt warte, bis Förderprogramme aufgelegt würden, ziehe die Bauwirtschaft wieder an, mehr Nachfrage und höhere Preise könnten die Folge sein. Viele Jahre hätten die Themen Förderung und Zuschüsse immer wieder im Raum gestanden, die Gemeinde hatte sich auch auf Mittel beworben. Sie ging jedes Mal leer aus.

In einer Sache ist für den Ilvesheimer Bürgermeister „der Zug abgefahren“

Man hätte in der Vergangenheit möglicherweise mehr Erfolg gehabt, wenn der Rat geschlossen hinter dem Projekt gestanden hätte, so Walther. Jetzt sei dieser Zug abgefahren. Auch Walther freute sich über die weiteren Schritte in Richtung neues Schwimmbad, wollte die Entscheidung in der jüngsten Gemeinderatssitzung aber nicht überbewerten. „Für mich war der Meilenstein eher die letzte Haushaltsberatung, als wir das neue Vorgehen zum Bad festgezurrt haben.“

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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