Wir schreiben das Jahr 2023: Die Metropolregion leidet unter Absagen von Fasnachtsumzügen. Die ganze Region? Nein! Neben Neckarau und Sandhofen leistet ein von unbeugsamen Narren bevölkerter Ort am Neckar Widerstand – wie einst die Comic-Helden Asterix und Obelix. Nur ist es im aktuellen Fall kein gallisches Dorf, sondern „Die Lachende Insel“. Unter diesem bewährten Motto trotzt Ilvesheim tapfer bürokratischen Hürden. Der verdiente Lohn sind am Sonntagnachmittag 66 Zugnummern und laut Polizei knapp 20 000 kostümierte Karnevalisten aus der ganzen Umgebung, die am Sonntagnachmittag vor allem Fußgruppen zujubeln.
Dass wegen gestiegener Auflagen nur sieben Motivwagen zur fidelen Karawane zählen, kommentiert die am Zügel teilnehmende „Private Gruppe um die Kajüte“ so: „Eure Bürokratie macht unser Fasching hie!“ Dennoch ist die Freude spürbar groß: „Hervorragend, dass so eine kleine Gemeinde etwas für die ganze Umgebung macht, wo doch Mannheim ausgefallen ist“, finden Walter und Doris Beran (Ladenburg). Lion aus Wallstadt sagt: „Ich freue mich, dass endlich wieder Fasching ist.“ Der Neunjährige trägt wieder sein Polizeikostüm („Das finde ich immer noch gut“) und freut sich über die Süßigkeiten, die es die Fasnachter regnen lassen: „Ich sammle sie zwar eher nicht so auf, aber esse sie trotzdem gern.“
Außer Gutseln fällt an diesem Nachmittag kein Niederschlag. Die Fasnacht im Freien bleibt gänzlich ungetrübt. Der tolle Treck ist fröhlich, friedlich, bunt – aber auch kritisch: „Wird Ilvesheim so fad? Es gibt nicht mal ein Bad!“ Das verkündet die örtliche DLRG und fordert ein zukunftsfähiges Hallenbad. Der Fanclub der SpVgg-Handballer nimmt Aktivisten aufs Korn: „Umweltschutz, des muss ma mache´, doch Klimakleber sind zum lache´.“ Und die Freien Wähler wollen endlich den Zusatz „Inselgemeinde“ auf dem Ortsschild sehen.
„Die lokalpolitischen Themen finde ich klasse“, sagt Bürgermeister Andreas Metz vergnügt und ist „froh, dass alle Vereine zusammen helfen“. Auf seinem Rathausbalkon tummelt sich viel kommunalpolitische Prominenz aus der Region. Von dort aus kommentiert ein Seckenheimer die Parade in der Schlossstraße: Jürgen Zink kennt alle Prinzessinnen, die dabei sind, und fordert ein ums andere Mal donnernde Ahois, die das Publikum freilich nur allzu gerne gewährt.
Neben den Gastgebern vom Karnevalverein „Insulana“, die sieben Beiträge aufbieten, ist der Carneval-Club Waldhof mit neun Fußgruppen eine Macht. Die Gowe (Wallstadt) bringen sieben und die Edinger Kälble ebenso wie Kummetsolle (Neckarhausen) je sechs Zugnummern auf die Straße.
Dass überwiegend Fußgruppen dabei sind, ist den gestiegenen Sicherheitsauflagen durch Landesbehörden geschuldet, die die Vereine überfordern. Deshalb werden diesmal auch keine Motivwagen prämiert. „Das macht bei so wenigen keinen Sinn“, erklärt Metz. So gewinnt die Fußgruppe des Ilvesheimer Gesangvereins Aurelia („Singen verleiht Flüüügel“) vor dem Bierpong-Verein „GrizzlyBeers“ und dem Gesangverein Germania, der sich mit „Ilvese goes Buga“ darüber freut, dass die Gemeinde Partnerkommune des Events in Mannheim ist. Polizei, DRK und Feuerwehr sind „sehr zufrieden“.
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