Herr Bürgermeister, an diesem Montag beginnt das letzte Jahr Ihrer zweiten Amtszeit. Treten Sie bei der Wahl 2023 noch einmal an?
Andreas Metz: Ja, ich werde bei der Bürgermeisterwahl 2023 antreten.
Was hat Sie darin bestärkt, weitermachen zu wollen?
Metz: Ich bin in den vergangenen Wochen häufiger gefragt worden, ob ich wieder antrete. Ich spüre eine breite Zustimmung und merke, dass das die Leute bewegt. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus ist es gut zu wissen, was kommt. Ganz wichtig: Die Familie muss mitmachen. Ohne die geht es nicht. Meine Frau hat ohne zu zögern zugestimmt, bei den Söhnen hat es einen Moment gebraucht. Am Ende ist es jedoch an den Wählerinnen und Wählern, zu entscheiden.
Könnten Sie sich vorstellen, in Ihrem Leben noch woanders Bürgermeister zu werden?
Metz: Das kommt für mich nicht infrage. Ilvesheim ist meine Heimat. Wenn ich Bürgermeister bin, dann in Ilvesheim und nirgendwo anders.
Aktuell kommen mehrere Krisen zusammen: Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Energieknappheit: Warum tun Sie sich das noch einmal an?
Metz: (schmunzelt) Ich habe noch genug, was ich zu Ende bringen will. Sie haben die Herausforderungen bereits genannt, nichts davon könnte man als „erledigt“ bezeichnen. Ich will daran mitarbeiten, dass wir die Themen angehen. Dazu braucht es einen langen Atem. Außerdem habe ich in meiner Zeit als Bürgermeister seit 2007 schon einige krisenhafte Situationen erlebt, zum Beispiel die Finanzkrise 2008, den Krieg in Syrien 2015 mit all seinen Folgen, aber auch die Umstellung auf das neue Haushaltsrecht 2018. Damals war nicht wirklich klar, wo die Gemeinde finanziell steht.
Zur Person: Andreas Metz
- Andreas Metz wurde 2007 zum Ilvesheimer Bürgermeister gewählt, im zweiten Wahlgang mit 54 Prozent.
- Bei seiner Wiederwahl 2015 erreichte er im ersten Wahlgang 89,4 Prozent.
- Er wurde am 7. November 1966 in Mannheim geboren und wuchs in Ilvesheim auf.
- 1994 schloss er sein Studium (Geschichte und Germanistik, Uni Heidelberg) ab.
- Danach war er bis 2007 in verschiedenen Funktionen bei der Stadt Speyer angestellt.
- Er ist mit Olga Metz verheiratet und hat zwei Söhne.
Hat sich Ilvesheim in Ihren beiden Amtszeiten zum Guten entwickelt?
Metz: Ilvesheim ist deutlich gewachsen und es ist uns gelungen, die großen Herausforderungen, die damit einhergehen, zu bewältigen. Wir haben zwei neue Kindergärten gebaut und ein sehr attraktives Betreuungsangebot im Ort etabliert. Auch für die Senioren haben wir mit dem Regine-Kaufmann-Haus und dem Hospiz wichtige Angebote geschaffen. In der Schule haben wir ein neues Gebäude gebaut und die Grundschule umfassend digitalisiert, das Neckarstadion, der Festplatz und die „alla-hopp!“-Anlage wurden gebaut. Parallel haben wir viel in den Erhalt unserer Straßen, in Wasser- und Abwasserleitungen investiert.
Als Sie 2007 Ihr Amt antraten, gab es zwei öffentliche Bäder, jetzt keines mehr. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Eine Rolle spielte aber auch die Entscheidung, nicht zu sanieren, sondern ein neues Kombibad zu bauen. Würden Sie heute wieder so entscheiden?
Metz: Ja, es ist nach wie vor sinnvoll, aus zwei verschiedenen Standorten einen zu machen. Eine Sanierung hätte bedeutet, langfristig auf eines der Bäder verzichten zu müssen.
Nun befürchten nicht wenige, dass genau das trotzdem passiert, also nur ein Hallenbad realisiert wird. Die Verwaltung hat den Bau ja auch in zwei Abschnitte unterteilt. Könnte das Freibad hinten runter fallen?
Metz: Was genau passieren wird, weiß keiner. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir ein Kombibad bekommen können. Ab den 1970er-Jahren hatte Ilvesheim zwei Bäder, obwohl es weitaus weniger Einwohner und ebenfalls kaum Gewerbesteuereinnahmen hatte. Dann können wir uns heute auch ein Kombibad leisten. Dieses muss energiesparend und möglichst klimaneutral betrieben werden. In der letzten Gemeinderatssitzung haben wir den Auftrag erteilt, die Planung entsprechend zu ändern. Und zu den Kostensteigerungen: Diese bedeuten auch höhere Steuereinnahmen für den Staat und damit auch für die Gemeinde.
Glauben Sie, dass Sie die Fertigstellung des Kombibads in ihrer möglichen dritten Amtszeit noch erleben werden?
Metz: Dass der erste Bauabschnitt fertig wird, halte ich für realistisch. Beim zweiten Abschnitt, also dem Freibad-Teil, würde ich bei den Planungs- und Bauzeiten meine Hand nicht ins Feuer legen.
Der Gemeinderat ist nicht nur in der Bad-Frage unterschiedlicher Auffassung. Die Arbeit im Gremium gestaltet sich schwierig.
Metz: Es ist in der Tat zurzeit nicht einfach. Ich würde mir wünschen, dass wir mehr miteinander reden und in der Sache diskutieren. Ich bin jetzt schon länger dabei und habe aber auch Zeiten erlebt, als die Stimmung wesentlich schlechter war.
Schauen wir nach vorne und beginnen beim Klimawandel. Was kann eine kleine Gemeinde wie Ilvesheim bewirken?
Metz: Die Verwaltung verursacht nur einen Bruchteil der klimaschädlichen Emissionen. Als Kommune muss man aber Vorbild sein. Außerdem ist es unsere Aufgabe, Bürger zu unterstützen und mitzunehmen, wie wir es mit der Beratungsagentur Kliba schon tun. Vergangene Woche wurde die Klimaschutzvereinbarung mit dem Rhein-Neckar-Kreis unterzeichnet, die ich für die Kommunen ausgehandelt habe. Sie sieht unter anderem eine klimaneutrale Verwaltung bis 2040 vor.
Was kann noch getan werden?
Metz: Die Mobilitätswende ist ein wichtiges Thema. Eine mögliche Straßenbahnlinie von Feudenheim über Ilvesheim nach Ladenburg wäre ein Quantensprung und ein Beitrag zum Klimaschutz. Das ist aber ein langfristiges Thema. Wichtig wird auch der Umbau von Infrastruktur, Stichwort Wärmeversorgung. So sollte zum Beispiel das mögliche neue Wohngebiet „Sichelkrümme“ klimaneutral versorgt werden. In all diesen Bereichen kann die Kommune aktiv werden.
Mobilitätswende geht auch ein her mit weniger Autos. Haben Sie, was das angeht, eine Vision für die Schlossstraße im Jahr 2031?
Metz: Durch die Fertigstellung der neuen L 597 in einigen Jahren wird es im Ilvesheimer Ortskern deutlich weniger Verkehr geben als heute. Ich fände es schön, wenn die Leute dann draußen sitzen könnten, weil die Gehwege breiter sind und nicht mehr so viele Autos durch die Schlossstraße fahren.
Kommen wir zu einem anderen Thema, der Kinderbetreuung. Ilvesheim ist auf den ersten Blick gut aufgestellt, es gibt sogar fast zu viele Plätze für zu wenig Kinder.
Metz: Das ist der Grund, weshalb wir Plätze auch an Ladenburger Kinder vergeben. Wir helfen damit unserer Nachbarstadt, die aktuell wegen ihres Wachstums einen großen Bedarf zu stemmen hat. Gleichzeitig erhalten wir damit unsere eigene Infrastruktur. Hätten wir die Kinder aus Ladenburg nicht, hätte eine Gruppe geschlossen werden müssen. Möglicherweise brauchen wir die Plätze in den kommenden Jahren auch wieder selbst, wenn durch neue Wohngebiete wieder mehr Menschen nach Ilvesheim ziehen.
Damit wären wird schon beim Thema Wohnungsbau. 400 000 neue Wohnungen will die Bundesregierung jährlich errichten. Was kann Ilvesheim mit seiner kleinen Gemarkung überhaupt zu diesem Ziel beitragen?
Metz: Ilvesheim kann und muss seinen Beitrag leisten. Einfach zu sagen „Sorry, das Boot ist voll“ - das geht nicht. Eine Bebauung wie im Mahrgrund mit vielen alleinstehenden Einfamilienhäusern wird in den nächsten Jahren nicht möglich sein. Geschosswohnungsbau ist auch ökologischer, weil auf einer kleineren Fläche mehr Wohnungen untergebracht werden können.
Beim Wohnungsbau spielen auch Geflüchtete eine Rolle. Werden Sie es schaffen, ausreichend Wohnraum für zur Verfügung zu stellen?
Metz: Wir bemühen uns stetig, Wohnraum für geflüchtete Menschen zur Verfügung zu stellen. Das ist unsere Aufgabe als Kommune, die wir bisher stets bewältigt haben. Wichtig ist mir aber noch etwas anderes, wenn wir über Migration und Integration sprechen: Es geht nicht darum, ob ich sie will, sondern wie ich sie gestalte. Ohne Migration überlebt unsere schrumpfende und alternde Gesellschaft nicht.
Wie sieht denn Ihre Idealvorstellung der Ilvesheimer Gesellschaft im Jahr 2031 aus? Dann wäre Ihre dritte Amtszeit vorbei.
Metz: Mir ist es wichtig, dass wir die Inklusion öffentlich verankern und noch sichtbarer machen. Dass Ilvesheim dabei im kommenden Jahr auch Teilnehmer der Special Olympics beherbergt, kann ein Katalysator für weitere Schritte zur Inklusion sein. Ich wünsche mir eine Gemeinde, in der jeder Mensch seinen Platz hat, ohne sich verbiegen zu müssen.
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