Ilvesheim. Das geplante Gewerbegebiet „Ober dem Engelwasser“ in Ilvesheim ist wieder ein Stück näher gerückt. Der Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit den Stellungnahmen befasst, die während der Anhörung der Träger öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit eingegangen waren. Unter anderem ging es dabei um Fragen des Brandschutzes, der Verkehrsbelastung und des Ausgleichs für den Landschaftseingriff.
An dem neuen Standort will sich der Dienstleister Picnic ansiedeln, der online bestellte Lebensmittel in Ilvesheim, Ladenburg und Heddesheim sowie in den Mannheimer Stadtteilen Seckenheim, Friedrichsfeld und Rheinau ausliefert. An dem geplanten Umschlagplatz (Hub) erfolgt die Anlieferung der Ware durch Lkw (Sattelzüge, 40 t), und zwar tagsüber zwischen 6 und 22 Uhr. Das Unternehmen rechnet mit zwei bis sechs Fahrten über den Tag verteilt.
Die Auslieferungsmobile (Elektro, unter 3,5 Tonnen) verlassen mehrmals täglich in bestimmten Zeitfenstern (Schichten) den Hub und kehren nach eineinhalb bis zwei Stunden wieder zurück. Pro Schicht sind dies laut Betreiber 24 bis 38 Fahrzeuge, wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Laut einer Verkehrszahlenprognose von Picnic ist von einer täglichen Belastung von 144 Kleintransportern auszugehen. Für den ebenfalls hier geplanten Gewerbehof für örtliche Betriebe wird mit zusätzlichen 30 Fahrten gerechnet. Insgesamt wären das rund 190 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden. Selbst wenn sich diese auf acht Stunden konzentrieren würden, würde das lediglich ein Fahrzeug alle zwei bis drei Minuten bedeuten.
Neben dem Stützpunkt von Picnic bleibt Platz für den Gewerbehof
An die Lagerhalle angeschlossen werden soll ein Gewerbehof mit rund 20 Einheiten. Ausdrückliches Ziel der Gemeinde Ilvesheim ist es dabei, „kleineren und jungen Unternehmen aus llvesheim und Umgebung Flächen für den Gewerbebetrieb zur Verfügung zu stellen, die an anderer Stelle in der Gemeinde nicht zur Verfügung stehen bzw. nicht dafür geeignet sind“. Während ein Einwender Probleme für den Verkehr in der Feudenheimer Straße erwartet, teilen Planer und Kommune diese Bedenken nicht. Der Gutachter komme zu dem Ergebnis, dass die Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes sowohl für die prognostizierte vormittägliche als auch für die nachmittägliche Spitzenstunde weiterhin gewährleistet bleibe.
Unstimmigkeiten gibt es nach wie vor im Zusammenhang mit dem geplanten Radschnellweg. „Aufgrund der komplexen Gemengelage bezüglich der Eigentümersituation (Handtuchgrundstücke, Erbengemeinschaften, Maststandorte, etc.) und den verkehrlichen Belangen prüft das Land daher nochmals die ursprünglich von der Gemeinde favorisierte Variante entlang der Autobahn“, heißt es dazu aus dem Rathaus. Allerdings könne die Gemeinde aus zeitlichen Gründen keine weitere Rücksicht auf die Planung des Radschnellwegs nehmen, weil der Baubeginn im Gewerbegebiet unmittelbar nach Inkrafttreten des Bebauungsplanes erfolgen soll. Das könnte schon im Sommer der Fall sein.
Ein offener Punkt waren nach den Worten von Bürgermeister Thorsten Walther (SPD) auch Ausgleichsmaßnahmen. Ein Teil sollte über den Rückbau eines asphaltierten Wegs erfolgen, aber der Technische Ausschuss habe sich dagegen ausgesprochen, weil diese Verbindung nach wie vor genutzt werde. Stattdessen erarbeite der Vorhabenträger nun Alternativen, zum Beispiel mehr Bäume. Einzelheiten würden im städtebaulichen Vertrag geregelt, sagte Walter. Für Nachfragen sorgte auch der Brandschutz. Hier habe der Bauherr bestätigt, dass die Frage der Zufahrt mit der Feuerwehr abgestimmt sei.
Statt einer Entsiegelung soll es jetzt mehr Bäume geben
Im Ausschuss hätten einige Dinge geklärt werden können, erklärte Günter Tschitschke (Freie Wähler) und stelle erleichtert fest: „Seit vielen Jahren machen wir damit rum, jetzt kann endlich was entstehen.“ Aus seiner Sicht sei es gelungen, Bedenken auszuräumen und Kompromisse zu finden, auch beim Radschnellweg: „Das entspricht unserem Antrag, darüber sind wir glücklich.“
Ebenso zufrieden zeigte sich Georg Sommer (CDU). „Wir freuen uns, dass es vorangeht.“ Man habe einen Investor, „der etwas schaffen kann“. Auch der Gewerbehof sollte zügig belegt werden, sagte Sommer.
Kritik kam von Sarah Nick-Toma von den Grünen. „Die Flächenversiegelung ist nach wie vor problematisch“, sagte sie und ergänzte: „Wir halten sprudelnde Steuereinnahmen nicht für so wahrscheinlich.“ Auch die beabsichtigte Verlegung des Radschnellwegs sei noch nicht in trockenen Tüchern. „Wir sehen ebenfalls Schwierigkeiten mit dem Verkehr“, ergänzte sie: „Die Feudenheimer Straße ist weiter Schul- und Radweg.“ Es sei wenig überraschend, dass die Grünen nicht zustimmten: „Aber wir denken weiter mit, wenn uns etwas auffällt.“
Lob kam von Rolf Sauer (SPD): „Heute liegt uns ein B-Plan vor, der eigentlich für die Gemeinde Ilvesheim ideal ist.“ Es könne ein Gewerbehof mit vielen flexiblen Einheiten entstehen, vom Büro über die Werkstatt bis hin zum Lager. Das Logistikunternehmen als Hauptnutzer sichere diesen Standort: „Wir sind froh, dass wir diesen Investor gefunden haben, das bringt der ganzen Region etwas.“ Bei vier Gegenstimmen der Grünen passierte der Bebauungsplan den Rat.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ilvesheim_artikel,-ilvesheim-ilvesheim-ebnet-weg-fuer-picnic-zentrale-und-gewerbehof-_arid,2190295.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ilvesheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim.html
[4] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/rheinau-hochstaett.html