Ilvesheim. Der Landeszuschuss in Höhe von rund 630 000 Euro für die Sanierung der Mehrzweckhalle in Ilvesheim ist nicht die einzige gute Nachricht bei diesem Millionenprojekt. Auch bei den Bauzeiten und bei der Entwicklung der Kosten kann die Gemeinde zufrieden sein, wie in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates deutlich wurde. Zwar gibt es gegenüber der ersten Kostenberechnung von 2021 deutliche Steigerungen, doch sie bewegen sich im Vergleich mit anderen öffentlichen Projekten deutlich unterhalb des Durchschnitts.
Architektin Jacqueline Schmidt vom Büro Motorplan erläuterte dem Gemeinderat Einzelheiten. Danach sei der Baukostenindex vom zweiten Quartal 2021 bis Ende 2023 um 35 Punkte gestiegen, bei der Sanierung der Halle jedoch nur um rund 15 Punkte. In der Summe ist das trotzdem rund eine Million Euro. Denn statt der kalkulierten 6,7 sind es jetzt fast 7,7 Millionen Euro. Etwa ein Viertel der Mehrkosten geht laut Schmidt auf Nachträge zurück, also zusätzliche Ausgaben bei den bereits erteilten Aufträgen.
Jüngstes Beispiel ist die Unterkonstruktion des Daches. Weil es unerwartete Probleme mit der Statik gab, mussten andere Dübel verwendet werden. Sie bestehen aus Edelstahl und sind deshalb teurer. „Wir können jetzt alles wunderbar ablasten“, erklärte die Architektin. Leider gebe es noch ein zweites statisches Problem. Es seien nämlich zwei verschiedene Stahlsorten verbaut, berichtete Schmidt. Aktuell sieht es auf dem Dach ein wenig nach Fischertechnik oder Märklin-Baukasten aus. Das Gerippe aus Edelstahl wird später die neue Dachhaut und Solarmodule tragen, für die neue Photovoltaik-Anlage, die der Gemeinderat erst kürzlich beschlossen hat. Sie wird beim Blick von unten kaum ins Gewicht fallen, weil die Paneele eher flach montiert werden.
Höhe der Nachträge liegt noch unter denen von Neubauten
Die Sanierung im Bestand bringt es mit sich, dass es immer wieder Änderungen gibt. So musste das Kinder-WC laut Schmidt mehrmals umgeplant werden, an der Fassade wurden schadhafte Stellen festgestellt. Jetzt werde sie komplett überprüft, erklärte die Architektin: „Das kann zu weiteren Mehrkosten führen“, kündigte sie an. Trotzdem seien die Nachträge mit 4,2 Prozent deutlich unter dem Schnitt von 17 Prozent, erklärte die Fachfrau. Man liege sogar noch unter den Nachträgen bei Neubauten.
„Abgerechnet wird am Ende“, betonte Bürgermeister Thorsten Walther (SPD). Die jetzt vorgelegten Zahlen und Fakten dienten der Versachlichung. Zuletzt hatte es im Gemeinderat heftige Kritik an der Entwicklung der Kosten gegeben. „Gut, dass das ausführlich erklärt wurde“, kommentierte Christian Kliebisch von den Freien Wählern. Er hatte der in der Februarsitzung erklärt, es sei wohl „vieles falsch gelaufen“. Seiner Mutmaßung, die Ausschreibung sei „wohl teilweise falsch“ gewesen, widersprach die Architektin: „Das Konzept wurde nachträglich geändert.“
Für die Grünen sagte Michael Haug, es sei zwar wichtig, sich mit den Nachträgen zu befassen, aber es greife schon die Aussage, dass man von den sonst üblichen 17 Prozent weit entfernt sei. Die Förderung mit Landesmitteln sei „ein richtig großes Ding“. Ralf Kohl (CDU) betonte, jetzt sei das Ganze deutlich übersichtlicher und transparenter. Nachträge von vier Prozent und ein Plus von 15 Prozent seien „immer noch sehr gut“. Es sei eine Totalsanierung, die fast schon einem Abriss und Neubau gleichkomme. Schmidt meistere das sehr gut, lobte er.
Bei den Gesamtkosten kann sich nicht mehr viel verändern
Rolf Sauer (SPD) erklärte mit einem Seitenhieb auf Haug: „Es wäre schön, wenn es die gleiche Geschlossenheit wie bei der Mehrzweckhalle auch für unser anderes Großprojekt gäbe“. Die Hoffnung, für das Kombibad ebenfalls Fördermittel zu erhalten, dämpfte Bürgermeister Walther indes, denn hier handle es sich nicht um eine Sanierung. Trotzdem solle man sich gemeinsam um Fördermittel bemühen.
Aktuell seien 93 Prozent der Vergaben erledigt, sagte Walther und betonte: „Das Restrisiko ist überschaubar.“ Man habe noch einen gewissen Puffer drin. „Ziel ist es, den Neujahrsempfang 2025 in der Halle auszuführen“, erklärte der Bürgermeister: „Der Zeitplan steht, es tut sich viel.“ Die Vergaben erfolgten einstimmig. Die Küchenausstattung liefert die Firma Hermann Baschang aus Karlsruhe für 100 000 Euro, rund 18 Prozent weniger als kalkuliert. Die Fassadenarbeiten übernimmt die ISP Fassadenbau aus Börrstadt für knapp 60 000 Euro, mehr als die Hälfte günstiger als die Berechnung. Der Brandschutzabschluss an der Küche (Firma Janson Tore GmbH, Surwold) wird mit 32 000 Euro hingegen fast 40 Prozent teurer.
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