Leben und Tod

Hospiz St. Vincent in Ilvesheim eingeweiht

In Ilvesheim ist das Hospiz St. Vincent eingeweiht worden. Für viele ein freudiges Ereignis, auch wennn das Haus künftig mit Tod und Trauer verbunden sein wird

Von 
Klaus Neumann
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Eine in Baden-Württemberg einmalige Einrichtung ist am Wochenende in Ilvesheim ihrer Bestimmung übergeben worden. Zur Eröffnung des Tageshospiz St. Vincent begrüßte Regina Hertlein zahlreiche Gäste in einem Festzelt. Die Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes Mannheim sprach dabei von einem „freudigen Ereignis“, wohlwissend, dass dieser Ort auch immer von Trauer und Traurigkeit umgeben sei.

Das Tageshospiz St. Vincentvon außen. © Klaus Nemann

Aber die Einrichtung im Haus Theodolinde sei ebenso ein Ort, um zur Ruhe zu kommen, führte die Sprecherin aus. „Hier können Menschen erfüllte Tage am Ende ihres Lebens erfahren“, hob Hertlein das Wesen der neuen Adresse hervor. Schwer kranke Menschen können tagsüber Zeit mit anderen Betroffenen verbringen und Gemeinschaft erleben, sagte Hertlein weiter. „So können Ängste gelindert werden“, betonte die Vorstandsvorsitzende. Sie wünschte sich, dass sich das Tageshospiz zu einem Ort des gemeinsamen Lebens entwickle.

Das Tageshospiz St. Vincent in Ilvesheim

  • Das Tageshospiz ist ein Ort, wo Menschen hinkommen, die unheilbar krank sind und deren Krankheit mit großer Wahrscheinlichkeit bald zum Tod führt.
  • Die Gäste sind aber nur tagsüber dort und können abends wieder nach Hause in ihr vertrautes Umfeld. Das ist der große Unterschied zu den stationären Einrichtungen.
  • Das Ilvesheimer Tageshospiz ist die erste Einrichtung ihrer Art in Baden-Württemberg. Ansonsten gibt es bislang nur wenige, so zum Beispiel in Neuruppin (Brandenburg), Wien (Österreich) oder Oslo (Norwegen).
  • Die Einrichtung befindet sich im Erdgeschoss des neuen Gebäudekomplexes. In den oberen Etagen gibt es Mietwohnungen.
  • Das Vorhaben hat rund 2,5 Millionen Euro gekostet.
  • Betreiber des Tageshospizes ist der Caritasverband Mannheim, der die Räume von der Vetter-Stiftung mietet.
  • Stiftung und Caritasverband haben sich darauf geeinigt, dass das Gebäude „Haus Theodolinde“ heißen wird. Theodolinde war eine Ordensschwester, die von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager (KZ) verschleppt wurde.
  • Die Fläche für das Tageshospiz liegt bei rund 250 Quadratmetern. Hinzu kommen 40 Quadratmeter Terrasse

In „ökumenischer Verbundenheit“ segnete Karl Jung das Haus. Der Dekan lobte den Pioniergeist des Caritasverbands, der sich immer wieder um neue Formen der Betreuung kümmere. So wie im Tageshospiz, in dem Menschen in existenziellen Situationen Beistand erführen. Man gebe damit dem Tag mehr Leben, hob Dekan Jung hervor.

Tod aus der Tabuecke holen

Das neue Gebäude gehört ebenso wie das angrenzende Regine-Kaufmann-Haus mit barrierefreien Wohnungen, Pflegeheim und stationärem Hospiz der Heinrich-Vetter-Stiftung. Alle Adressen befinden sich in der Trägerschaft des Caritasverbands Mannheim. Auf diese Konstellation ging Markus Haass, Vorstand der Heinrich-Vetter-Stiftung, in seinem Grußwort ein. Zusammen mit dem Kinderhaus „Zauberlehrling“ sah der Sprecher einen Kreis der Erneuerung um die Villa von Heinrich Vetter geschlossen. Er blickte auf ein Ensemble von Gebäuden, das eng mit der Ausrichtung der Stiftung zu tun habe.

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Als „the One and Only“ (der einzig wahre) hatte Dekan Jung den Vorsitzenden des Fördervereins St. Vincent Hospiz, Roland Hartung, zum Grußwort gebeten. Hartung hat sich wie kein anderer um die Hospiz-Bewegung Verdienste erworben, wie nicht nur von Karl Jung hervorgehoben wurde. Der frühere MVV-Vorstand Hartung setzt sich seit Jahren dafür ein, den Tod aus der Tabuecke zu holen. Er kritisierte, dass man Sterbende zu lange in Krankenhäusern irgendwo hingeschoben habe.

Perle in der Kette der palliativen Versorgung

Hartung hob das Engagement einer englischen Krankenschwester hervor, die ein Umdenken erwirkte und ein Konzept entwickelte, das Menschen beim Tod ganzheitlich begleitet. Hinter diesem Gedanken stehe er voll und ganz, nannte Hartung Beweggründe für sein Engagement. Sein Einsatz gehe aber noch weiter, ließ Hartung wissen. Er generiere mit seinem Verein Gelder für die Einrichtungen. Denn diese litten an einer Unterfinanzierung durch zu geringe Bedarfssätze der Kranken- und Pflegekassen, so der Vorsitzende weiter.

Einblick in einen Raum im Tageshospiz St. Vincent. © Klaus Neumann

Hartung ließ keinen Zweifel daran, dass die Hospize eine „wichtige Perle in der Kette der palliativen Versorgung“ in Mannheim und im Kreis spielten. Das konnte Ilvesheims Bürgermeister Andreas Metz bestätigen. Die Inselgemeinde sei eh daran gewöhnt, dass Menschen mit Behinderungen zu ihr gehörtern, sagte er mit Blick auf die Schloss-Schule. Das Ortsoberhaupt hob die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Heinrich-Vetter-Stiftung sowie dem Caritasverband hervor.

Nach einem weiteren Lied von Jesters Garden (Jessica Lindenberger und Stephan Heinz) durfte das rote Band an der Eingangstür des Tageshospiz durchgeschnitten werden. Damit war der Weg frei für die Erkundung der Räumlichkeiten, in denen Petra Waßmer (Leiterin des Tageshospiz) und Gabriele Andres (Leiterin der Hospize St. Vincent und St. Vincent Süd) gerne Auskünfte gaben.

Zahlreiche Ereignisse bot das abwechslungsreiche Programm, für das Gertrud Frohburg verantwortlich zeichnete. An zwei Tagen sah man die Blütenweg Jazzer, den Gospelchor Rainbow aus Heddesheim, die Gruppe MeerLust, Daniela Goebel und Helge Hauptfleisch auf der Bühne. Gäste erlebten auch die Klangoase Meditation Spring mit Tayfun Ates und Norman Ruch.

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