Wer das Wort „Hospiz“ hört, hat vermutlich sehr schnell ein Bild im Kopf. Und möglicherweise ist es kein positives – schließlich geht es ums Sterben. Kaum einer spricht gern über den Tod, obwohl er für jeden unausweichlich ist. Wie ein Mensch die letzten Tage seines Lebens in Würde verbringen kann, darum ging es am Dienstagabend im Garten der Heinrich-Vetter-Stiftung in Ilvesheim. Die CDU-Ortsverbände aus Ilvesheim, Ladenburg und Schriesheim hatten zu der Veranstaltung eingeladen. Sie stand unter dem Motto „Grundzüge der modernen Hospizbewegung und Möglichkeiten der regionalen Versorgung“. Roland Hartung, Vorsitzender des Fördervereins, und Gabriele Andres, Leiterin des Hospizes Sankt Vincent, waren die Referenten. Im Anschluss konnten die knapp 40 Gäste ihre Fragen loswerden.
Was ist Hospizarbeit?
Zwei große Themen standen auf dem Programm: Zum einen ging es um die Hospizbewegung an sich, zum anderen um das derzeit in Ilvesheim entstehende Tageshospiz. Die Begrüßung übernahmen Katharina Kohlbrenner, Fraktionsvorsitzende der CDU im Ilvesheimer Gemeinderat, und Hartwig Trinkaus, Projektbeauftragter „Tageshospiz“ der Heinrich-Vetter-Stiftung. Anschließend startete Hartung mit seinem Vortrag. „Dem Menschen eine allerletzte Lebensphase in Würde zu ermöglichen, ist ein großer humanitärer Fortschritt“, sagte er. Dabei verheimlichte Hartung nicht, dass es der Hospizgedanke nicht immer leicht habe, schließe er doch die Akzeptanz des Todes mit ein. „Es gab und gibt manche Mediziner, die es als Niederlage sehen, wenn nicht mehr geheilt werden kann“, so Hartung. Dabei sei es wichtig, die Fortschritte der Medizin zu nutzen, um Menschen auf ihrem letzten Weg würdevoll zu begleiten.
Gabriele Andres begann ihren Vortrag mit – auf den ersten Eindruck – ungewöhnlichen Worten: „Ich bin ein fröhlicher und zufriedener Mensch“, sagte die Hospizleiterin, die seit mehr als 20 Jahren in diesem Bereich tätig ist. Die Arbeit mit den betroffenen Gästen bedeute, das zu tun, was möglich sei, und sich dabei auch über die kleinen Dinge zu freuen. „Und wenn es nur eine Kugel Zitroneneis ist.“
Andres war es auch, die die zahlreichen Fragen des Publikums beantwortete. Sie erklärte, dass die Krankenkassen in dem neuen Tageshospiz 95 Prozent des Tagessatzes übernähmen, die restlichen fünf Prozent stemme der Förderverein. Dieser ermögliche mit seinem großen Einsatz allerdings noch viel mehr Leistungen, die so nicht von der Kasse abgedeckt würden, so Andres. Doch was ist ein Tageshospiz nun eigentlich genau?
Es ist ein Ort, wo Menschen hinkommen, die unheilbar krank sind und deren Krankheit mit großer Wahrscheinlichkeit bald zum Tod führt. Die Gäste sind aber nur tagsüber dort und können abends wieder nach Hause in ihr vertrautes Umfeld. Das ist der große Unterschied zu den stationären Einrichtungen. „Das Tageshospiz schließt eine Lücke“, erklärte Andres. Das gelte für jene Menschen, die zwar schwer und unheilbar krank, aber noch nicht zwingend auf ein stationäres Hospiz angewiesen seien. Häufig gebe es den individuellen Wunsch, zumindest zeitweise daheim im vertrauten Umfeld zu sein. Das ermögliche dieses Modell.
Versorgung in der Region gut
Grundsätzlich auf die Versorgung mit Hospizen in der Region angesprochen, sagte Andres: „Wir können jedem, der will, auch innerhalb kurzer Zeit einen Platz bieten.“ Auf dem Papier wirke die Zahl der verfügbaren Einrichtungen erst einmal klein. Dass es trotzdem keine Unterversorgung gebe, hänge auch damit zusammen, dass sich viele Menschen nicht trauten, einen Hospizplatz anzufragen.
Das Ilvesheimer Tageshospiz wird die erste Einrichtung ihrer Art in Baden-Württemberg. „Da sind wir stolz wie Bolle“, sagte Hartung und kündigt an, dass es am 24. und 25. September mit einem großen Fest eröffnet wird. Hartwig Trinkaus, Projektbeauftragter der Stiftung, bestätigte, dass der Eröffnungstermin für das Tageshospiz klappt. „Angesichts der aktuellen Lieferschwierigkeiten keine Selbstverständlichkeit“, fügte er an. Die Einrichtung wird sich im Erdgeschoss des neuen Gebäudekomplexes befinden. In den oberen Etagen gibt es Mietwohnungen. Das Vorhaben kostet rund 2,5 Millionen Euro. Betreiber des Tageshospizes wird der Caritasverband Mannheim sein, der die Räume von der Vetter-Stiftung mietet.
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