Naturschutz (mit Fotostrecke)

Das sind die Aufgaben der Ilvesheimer Vogelfreunde

Seit 60 Jahren gibt es die Ilvesheimer Vogelfreunde. Angefangen haben sie als Vogelzüchter, das machen sie aber schon lange nicht mehr. Mittlerweile widmen sie sich ganz anderen Aufgaben

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Torsten Gertkemper-Besse
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Helmut Stroh (l.) und Jürgen Schnepf am Eingang zur Vogelweide: Auch hier spüre man die Auswirkungen des Klimawandels sehr deutlich, berichten sie im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. © Torsten Gertkemper-Besse

Ilvesheim. Sei es mit Rechen, Rasenmäher oder Stift und Papier: Für Helmut Stroh und Jürgen Schnepf gibt es immer genug zu tun. Seit gut 18 Jahren sind sie bei den Vogelfreunden Ilvesheim dabei - und dort vielfältig aktiv. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Vereins hat sich der „MM“ mit den beiden Vorstandsmitgliedern getroffen. Ebenfalls im Vorstand sind Hansjörg Habermehl (Stellvertreter) und Wolfgang Spietzack (Kassenwart). Sie waren beim Treffen nicht dabei, sind aber ebenfalls stark im Verein engagiert - unter anderem mit dem Aufbau eines Insektenhotels für die Gemeindebibliothek (wir berichteten).

Vogelweide als Zuhause

Die Vogelweide ist so etwas wie das Zuhause des „Vereins für Vogelfreunde und Vogelschutz 1963 Ilvesheim e.V.“, wie der Verein mit vollständigem Namen heißt. Auf der Fläche nördlich der Staarenhöhe gibt es unter anderem Streuobstwiesen, einen Teich, Insektenhotels und Hochbeete. Unter einem großen Baum steht eine Bierbankgarnitur, Schnepf und Stroh haben auf den Bänken Platz genommen. Auf dem Tisch liegen bereits vorbereitete Zettel mit Informationen zur Geschichte des Vereins. Hier wird eben nicht nur mit Gartenwerkzeug gearbeitet, sondern auch mit Stift und Papier.

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Angefangen habe die Geschichte des Vereins mit 15 Mitgliedern, schreibt der Vorsitzende Stroh in einer Chronik. Nun habe der Verein 188. Seit der Gründung habe sich viel verändert, ergänzt Schnepf. Das gelte zum Beispiel für die Tätigkeitsfelder des Vereins, so der Schriftführer: „Zu Beginn hat der Verein eine weithin anerkannte Vogelzucht aufgebaut. Vogelzucht gibt es in dieser Form heute aber fast nicht mehr. Wir sind eigentlich ein Natur- und Artenschutzverein.“

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Die Vogelfreunde pflegen gepachtete Flächen, eine ganz wichtige Rolle spielen dabei die Streuobstwiesen. „Sie sind der beste Beitrag zur Artenvielfalt“, ist Schnepf überzeugt. Den heute sehr großen Bestand an Obstbäumen hätte man besonders dem ehemaligen Vorsitzenden Oskar Macko und Herbert Frey zu verdanken. Sie hätten die Pflanzungen in 1990er und 2000er Jahren vorangetrieben.

"Geordnetes Chaos"

Neben der Vogelweide, die früher eine Hammelranch war, kümmern sich die Vogelfreunde auch um das Vogelschutzgehölz im Norden der Gemeinde und um eine weitere Fläche nicht weit von der Vogelweide entfernt. Natürlich könne man daraus schließen, dass das viel Arbeit sei, sagt Schnepf. Er findet aber: „In der Natur zu sein, bedeutet für mich Meditation. Mir tut das unendlich gut.“ Seine liebsten Werkzeuge sind dabei eine Mistgabel und ein Rechen aus Holz. Vorsitzender Stroh packt auch an. Er ist mehr maschinell unterwegs: „Mein liebstes Arbeitsgerät ist der Rasenmäher.“ Man müsse am Ball bleiben, um die Vogelweide in Schuss zu halten. Wichtig sei es, die Balance aus nötigen Eingriffen und Natürlichkeit zu bewahren, eine „Art geordnetes Chaos“, sagt Schnepf.

So sehr sich Schnepf im Kleinen über diese Erfolge freut, so skeptisch schaut er auf die großen Zusammenhänge. „Die Natur hat keine Lobby“, sagt er traurig - und beklagt insgesamt einen Rückgang der Artenvielfalt. Viel Natur werde für Bauprojekte plattgemacht. Und auch das kleine Paradies der Vogelfreunde stehe neuen Herausforderungen gegenüber. „Wir sehen es an den Bäumen, die haben wegen Hitze und Trockenheit großen Stress“, sagt Schnepf.

So geht es in der Zukunft weiter

Seit 60 Jahren gibt es die Vogelfreunde nun schon. Wie geht es mit ihnen in der Zukunft weiter? Eine schwierige Aufgabe sei es, Nachwuchs zu gewinnen, sagt der Vorsitzende Stroh. Er hat durch viele Kooperationen den Verein fest in der Gemeine verankert. Dies zu erhalten, erfordere viel Arbeit. „Es ist nicht leicht, junge Leute für andauerndes Engagement zu begeistern“, sagt Stroh. Es gibt aber auch Lichtblicke. Die Vogelfreunde bieten viele Führungen für Kindergruppen auf der Vogelweide an. Und beim Erntedankgottesdienst vor einigen Tagen waren mehr als 200 Menschen da, darunter viele junge.

Fotostrecke unter mannheimer-morgen.de/ilvesheim

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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