Wenn die 20-jährige Ilvesheimerin Julia Weiss nicht gerade für ihr Studienfach im niederländischen Groningen büffelt, kümmert sie sich darum, dass vom Aussterben bedrohte Insekten nicht zu kurz kommen. „Mir ist eine vielfältig belebte Umwelt wichtig, damit auch zukünftige Generationen noch etwas davon haben“, erklärt die Junggemeinderätin ihr Engagement für die Artenvielfalt. Unterstützt wird sie dabei von ihren SPD-Fraktionskollegen Rolf Sauer und Dagmar Klopsch-Güntner - und von den beiden Landwirten, die in Ilvesheim noch Felder bestellen.
„Wir werden dieses Jahr unter anderem insgesamt 6,6 Hektar, also 66 000 Quadratmeter, an Blühwiesen einsäen, die Insekten anlocken“, bekräftigt Steffen Linnenbach beim Treffen im Landschaftsschutzgebiet nahe der Vogelfreunde-Anlage. Der Chef des Bauernverbands in Ladenburg, wo er und weitere Landwirte mit Grünen und Naturschützern 2020 den Arbeitskreis „Blühstreifen“ gegründet haben, bewirtschaftet in Ilvesheim Äcker seiner von dort stammenden Mutter.
Linnenbach führt auch im Namen seines Ilvesheimer Kollegen Christian Fülbier aus, dass ihre Betriebe einen Weg zwischen Wirtschaftlichkeit und Naturschutz suchen müssen: „Wir sind für Umweltschutz, aber unsere Familien müssen auch noch leben können.“ So sei es auch nicht verwerflich, für Blühwiesen etwas Geld vom Land zu erhalten. Damit bereichere sich jedoch sicher keiner.
„Super“, findet es Klopsch-Güntner, dass der Ilvesheimer Betrieb, an diesem Vormittag vertreten durch Seniorchef Hans Fülbier, und der Ladenburger Linnenbach dieses Jahr rund fünf Prozent der 126 Hektar an örtlichem Ackerland in Blühflächen verwandeln. Diese Zahl hatte Sauer ermittelt. Auch ihm ist wichtig, noch vor der Hauptaussaatzeit ein Signal zu setzen. Hintergrund: Die SPD will erreichen, dass der Gemeinderat eine breit aufgestellte, kommunale „Initiative Wildtier- und Insektenschutz“ beschließt. Teilnehmen sollen alle, die mit Natur und Umwelt zu tun haben, also Angler, Gartenfreunde, Vogelschützer, Jagdpächter, aber auch Vertreter des Gemeinderats sowie des kommunalen Bauhofs und die Landwirte.
„Bloße Ratsbeschlüsse versanden gerne, wenn keine Gruppe hinten dran steht“, weiß Sauer. So sei es der vor mehr als 30 Jahren angeregten Biotopvernetzung ergangen. Allein die Vogelfreunde seien mit Pflanzungen von Streuobst im Ilvesheimer Norden aktiv geworden. Nach dieser ersten Initiative habe sich länger nichts getan, bis die SPD ab 2011 mit Unterstützung von Bürgerspenden den Baumlehrpfad beim Marhöher Weiher auf den Weg gebracht habe. „In den letzten Jahren ist der Insektenschutz in den Vordergrund getreten“, erklärt Sauer. Die Landwirte schlagen als Beitrag Blühwiesen und mehr extensiv bewirtschaftete Flächen vor. Ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln auch auf landwirtschaftlich verpachteten Gemeindeflächen, wie es zwischenzeitlich die Grünen gefordert hätten, lehnten Landwirte und SPD ab.
Ein von der Grünen-Fraktion eingebrachter Antrag auf den kompletten Pestizid-Verzicht in der Gemeinde hatte vor einigen Monaten im Ilvesheimer Gemeinderat für hitzige Diskussionen gesorgt. Die Grünen hatten daraufhin ihr Ansinnen vorerst zurückgezogen und wollen den Antrag mit veränderter Formulierung noch einmal einreichen. (mit tge)
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