Was kann die Gemeinde Ilvesheim für mehr Artenvielfalt tun? Genau diese Frage haben Experten, Gemeinderäte sowie Vertreter der Verwaltung bei einem Runden Tisch im Rathaus diskutiert. Ursprünglich sollte es nur um die Rolle des Kleinwilds gehen, am Ende debattierten die Teilnehmer aber auch über Blühwiesen, Hundehalter und den Zugang zum Alt-Neckar.
Hier soll es darum gehen, die wichtigsten Erkenntnisse zusammenzufassen. Als Fachleute waren unter anderem Jürgen Schnepf (Verein der Vogelfreunde), Paul Hennze und Jolene Libbey (beide Nabu Mannheim) sowie Andreas Scherrer (Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar) anwesend.
Eine von vielen Erkenntnissen des Abends war: Die Gemeinde sollte sich nicht nur auf Blühstreifen an ausgewählten Orten konzentrieren, sondern die zahlreichen Wiesenflächen auf Ilvesheimer Gemarkung im Blick haben. „Manche Blühstreifen bräuchte man gar nicht, wenn man andere Wiesenflächen im richtigen Maße der Natur überlassen würde. Dann könnte man Zeit und Geld sparen und dabei auch noch die Artenvielfalt fördern“, erklärte Jürgen Schnepf.
Wie soll gemäht werden?
Ein Anfang wäre es in seinen Augen, weniger häufig zu mähen. „Ganz wichtig ist, dass man einen Experten oder eine Expertin hinzuzieht“, erklärte Paul Hennze. Diese fachlich geschulte Person habe ein Auge auf die Nährstoffverhältnisse der Wiesen und könne sagen, wie man am besten mäht und was man vielleicht auch über den Winter stehen lassen sollte. Häufig böten sich nämlich auch zu dieser Jahreszeit noch Rückzugsräume für kleine Tiere, wenn Wiesenflächen nicht vorzeitig abgemäht würden. Im Laufe des Gesprächs wurde aber auch deutlich: Die Frage, wem die Flächen gehören und wer sie bewirtschaftet, spielt eine entscheidende Rolle. Dies betonte auch Bauhof-Leiter André Treuter. An vielen Stellen könne die Gemeinde nämlich gar nicht selbst entscheiden, wie die Gräser gepflegt würden. „Es geht nur, wenn die Landwirte mit im Boot sind“, betonte daher Andreas Scherrer vom Landschaftserhaltungsverband.
Auch Jagdpächter müssten bei Fragen rund um Kleinwild und Pflanzenbestände eingebunden werden. Bei einem ersten Treffen der Gemeindeinitiative Wildtierschutz vor gut einem Jahr (wir berichteten) waren auch Landwirte und Jagdpächter dabei – bei der Sitzung am Mittwochabend nicht. Rolf Sauer, SPD-Fraktionschef im Gemeinderat und Vorsitzender des Angelsportvereins (ASV), thematisierte unter anderem die Situation für Hasen. „Weniger Pflanzen und weniger Gehölze heißt auch weniger Schutz für diese Tiere.“ Die anderen Fachleute betonten ebenfalls, dass für viele Arten Schutzräume wegfielen.
„Hoher Freizeitdruck“
Sehr schnell wurde dann die Rolle des Menschen ein Thema. Hier zeigten sich Meinungsunterschiede am Runden Tisch. Sauer betonte, es müsse bessere Zugangsmöglichkeiten zum Wasser geben, um so auch die Akzeptanz der Menschen für gewisse Schutzmaßnahmen zu erhöhen. Andere beklagten, dass es bereits jetzt einen „hohen Freizeitdruck“ auf das Naturschutzgebiet in Ilvesheim gebe.
Eine eindeutige Meinung äußerten einige Anwesende zum Thema Hunde. „Solange der Hundedruck in geschützten Gebieten so hoch ist, sind alle Bemühungen für das Kleinwild sinnlos“, erklärte Jürgen Schnepf. Auch Pascal Tholé sprach das Thema in einer Präsentation an, erklärte aber: „Man muss bedenken, dass bei diesem Thema unterschiedliche Meinungen aufeinander treffen.“ Einig zeigten sich die Anwesenden auch darin, dass das Bewusstsein für die Artenvielfalt noch deutlich geschärft werden muss, zum Beispiel durch Hinweisschilder an gewissen Stellen.
Zu Anfang des Abends hatten mehrere Vertreter der Verwaltung darüber informiert, an welchen Stellen die Gemeinde bereits etwas für den Artenschutz tut. Dabei kamen nicht nur die Blühstreifen zur Sprache, in den Vorträgen ging es auch um Themen wie die geplante Mikrolandwirtschaft im Ilvesheimer Norden, die Friedhofsbepflanzung und die Bewirtschaftung gemeindeeigener Wiesenflächen. Bei ebendiesem Thema verwies Sarah Nick-Toma (Gemeinderätin der Grünen) auch auf Handreichungen des Nabu. Eines der letzten Worte des Abends gehörte dem ASV-Vorsitzenden Rolf Sauer: „Wir müssen nun Dinge priorisieren, damit wir auch mal etwas umsetzen und nicht nur darüber sprechen.“
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