Ilvesheim. Die Wähler von Ilvesheim haben entschieden: Thorsten Walther (SPD) wird neuer Bürgermeister. Bei der Wahl am Sonntag hat er mit 458 Stimmen Vorsprung gegen Amtsinhaber Andreas Metz (parteilos) gewonnen. Walther kam auf 55,9 Prozent der Stimmen, Metz auf 43,6 Prozent.

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Aber wer ist dieser Thorsten Walther. Fest steht: Er hat schon viel von der Welt gesehen. Nach dem Studium war der heute 37-Jährige zum Beispiel in Irland, wo er als Freiwilliger in einem Obdachlosenheim gearbeitet hat. Während des Studiums führte ihn ein Auslandsaufenthalt nach Indien. „Von diesen Erfahrungen zehre ich noch heute“, sagt Walther: „Sie erden mich und zeigen mir, wie gut es uns hier – insgesamt als Gesellschaft – geht.“
Die Familie als Ruhepol
Nach Ilvesheim gezogen sind Walther und seine Frau Eva im Jahr 2016. „Für uns war klar: Das ist es.“ Die Familie ist Walthers Ruhepol, wie er sagt. Gerne verbringt er die Zeit mit seinen beiden Söhnen Emil und Nils im heimischen Garten. „Wir pflanzen hier auch Gemüse an“, berichtet er.
Walther ist seit seiner Jugend politisch und gesellschaftlich interessiert: „In meinem Elternhaus ging es immer um solche Themen.“ Sein Vater, deutlich älter als die Mutter, brachte dabei auch immer wieder andere Perspektiven in die Diskussion ein. „Man kann eigentlich sagen, dass wir drei Generationen an einem Tisch waren. Das hat die Debatte immer bereichert“, sagt Walther.
Seit 2017 in der SPD
Der SPD trat er aber erst 2017 bei. Mittlerweile ist er Ortsvereinsvorsitzender der Sozialdemokraten in Ilvesheim. Das Soziale sei Teil seiner DNA, die Entscheidung für eine Partei habe er sich aber trotzdem nicht leicht gemacht, sagt er. Walther ist seit mehreren Jahren in Ilvesheim engagiert. Während der Corona-Pandemie initiierte er die Nachbarschaftshilfe, die Einkäufe erledigte oder Menschen bei der Vereinbarung von Impfterminen half.
Neben dem Gärtnern ist Walther auch gerne in Ilvesheim unterwegs, sei es spazierend, joggend oder auf dem Rad. Die Spaziergänge führen ihn meistens auf den Damm zwischen Neckar und Neckarkanal. Das Rad nimmt Walther für Erledigungen innerhalb Ilvesheims – aber auch für den Weg zur Arbeit. Er arbeitet bislang bei der Stadt Mannheim und ist im Fachbereich Tageseinrichtungen für Kinder tätig. Das Tätigkeitsfeld ist groß – es reicht von Bürgeranfragen bis zur Abstimmung der verschiedenen Fachbereiche untereinander. Künftig wird er also der Chef im Ilvesheimer Rathaus sein.
Segeln als Ausgleich
Neben dem Spazieren und Joggen gibt es für Walther noch einen anderen Ausgleich zum Alltag: das Segeln. Diesen Sport hat er sogar auf hohem Leistungsniveau betrieben. Zuletzt fehlte dazu häufig die Zeit, zwischen Arbeit, Kindern und vor allem während des intensiven Bürgermeister-Wahlkampfs.
Inhaltlich hat er sich im Vorfeld der Wahl klar positioniert: „Als Bürgermeister und Vater von zwei Kindern möchte ich die Weichen für die nächsten Generationen stellen, für eine soziale und zukunftsweisende Entwicklung unserer Gemeinde.“ Immer wieder kritisierte er die Arbeit der Verwaltung: „Ich möchte die Dinge anpacken, die liegengeblieben sind. Ich denke, es ist wichtig, dass da ein neuer Impuls reinkommt.“
„Spaltung im Rat überwinden“
Dass er als Bürgermeister neu sein wird im Gemeinderat, sieht er als Vorteil: „Mein Ziel ist es, die Spaltung im Gemeinderat zu überwinden. Ich bin davon überzeugt, dass das leichter fällt, wenn man nicht Teil des Gemeinderats ist.“ Allerdings weiß Walther auch: „Die zukünftigen Aufgaben können nur gemeinsam mit allen Fraktionen gelingen.“
Er zeigt sich zuversichtlich: „Ich denke, es ist möglich, wenn man Themen konsequent abarbeitet. Voraussetzung dafür sind eine offene, verlässliche Kommunikation, transparentes Arbeiten und auch eine gute Führung im Gemeinderat.“ Es sei Aufgabe des Bürgermeisters, für ein gutes Zusammenarbeiten im Gemeinderat zu sorgen.
Herzensanliegen Klimaschutz
Walther war der jüngste aller vier Kandidaten. Darauf angesprochen, relativiert er: „Mit 37 Jahren ist man auch nicht mehr ganz so jung.“ Entscheidend sei vielmehr die fachliche Kompetenz, seine Verwaltungserfahrung und die Art der Kommunikation, „hier vor allem die Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen“. Besonders liegt ihm der Klimaschutz am Herzen. „ Ich habe als erster Kandidat das Ziel der klimaneutralen Gemeinde bis 2035 genannt. Das ist in zwölf Jahren, und das will ich dann auch erreichen.“
Stimmen zur Wahl
Wir haben uns nach der Bürgermeisterwahl in Ilvesheim umgehört.
Rolf Sauer, SPD-Fraktionssprecher: Mit 15 Wochen offenes Zugehen auf die Ilvesheimer Bevölkerung konnte Thorsten Walther von sich überzeugen. Wir können mit einem qualifizierten Bürgermeister in den Generationswechsel in Ilvesheim gehen.
Dagmar Klopsch-Güntner, SPD-Gemeinderätin: Thorsten Walther hat einen sehr guten Wahlkampf gemacht. Ein junger, in Verwaltungssachen erfahrener Bürgermeister kommt jetzt an die Spitze im Rathaus. Für Andreas Metz tut es mir leid, er war ein guter Bürgermeister.
Michael Haug, Grüne, Bürgermeister-Kandidat im ersten Wahlgang: Ich gratuliere Thorsten Walther recht herzlich. Er hat von Anfang an einen sehr fairen, engagierten Wahlkampf geführt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm.
Helga Zühl-Scheffer, 1. Vorsitzende der Grünen: Wir freuen uns, dass ein Wechsel gelungen ist, auch wenn unser Kandidat nicht erfolgreich war. Aber wir haben ja für den Wechsel plädiert und Thorsten Walther empfohlen.
Peter Riemensperger, Fraktionssprecher der Freien Wähler: Im Namen meiner Fraktion gratuliere ich dem neuen Bürgermeister Thorsten Walther und wünsche ihm viel Erfolg, Durchsetzungskraft und das notwendige Glück, das es manchmal auch braucht. Denn wir haben in den nächsten Jahren viel vor uns. Wir werden den neuen Bürgermeister konstruktiv begleiten.
Günter Tschitschke, Freie Wähler, Bürgermeister-Kandidat im ersten Wahlgang: Beide Kandidaten haben extrem viel und hart gearbeitet, aber offensichtlich wollte der Wähler tatsächlich einen Wechsel. Ich wünsche dem frisch gekürten Bürgermeister eine glückliche Hand, biete ihm eine gute Zusammenarbeit an und bedanke mich bei Herrn Metz für die vertrauensvolle Zusammenarbeit während der letzten Jahre.
Ralf Kohl, CDU-Fraktionsvorsitzender: Wir sind natürlich enttäuscht von dem Ergebnis und auch von der Höhe des Sieges überrascht. Andreas Metz hat 16 Jahre einen guten Job gemacht, deshalb ist es für uns nicht unbedingt nachvollziehbar, dass er heute nicht wieder gewählt wurde. Aber die Entscheidung trifft der Wähler, die man zu akzeptieren hat.
Georg Sommer, CDU-Gemeinderatsmitglied: Der CDU-Gemeindeverband Ilvesheim wie auch die Gemeinderatsfraktion hätten sich ein anderes Ergebnis gewünscht. Wir haben uns stark eingesetzt, wie auch unser Kandidat Andreas Metz. Wir wünschen alles Gute und werden den neuen Bürgermeister kritisch und konstruktiv begleiten.
Sebastian Cuny, SPD-Landtagsabgeordneter: Ich gratuliere dem neuen Bürgermeister Thorsten Walther ganz herzlich zu seinem fantastischen Wahlkampf und dem Ergebnis. Es ist mit ihm ein Wechsel gelungen. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.
Fadime Tuncer, Grünen-Landtagsabgeordnete: Das ist Demokratie. Die Bürgerinnen und Bürger haben für einen Wechsel gestimmt. Den Wunsch der Bevölkerung gilt es zu respektieren. Dem neugewählten Bürgermeister wünsche ich ein gutes Gelingen in seinem neuen Amt. Die Wahlempfehlung der Grünen hat sich positiv ausgewirkt.
Christoph Oeldorf, Bürgermeister von Schriesheim: Ich bin durchaus überrascht. Aber das demokratische Ergebnis müssen wir akzeptieren. Die Wahlbeteiligung ist erschreckend gering.
Achim Weitz, Bürgermeister von Heddesheim: Ich gratuliere Thorsten Walther zum Wahlsieg und biete ihm eine gute Zusammenarbeit an. Für Andreas Metz tut es mir unheimlich leid. Wir verlieren mit ihm im Kreisverband und im Bürgermeister-Sprengel eine ganz wichtige Person, die mit seiner Erfahrung sehr hilfreich war.
Manuel Just, Oberbürgermeister von Weinheim: Ein enges Ergebnis war zu erwarten. Dennoch ist das finale Ergebnis durchaus überraschend, weil wir Andreas Metz als sehr kompetent und kollegial kennengelernt haben. Dennoch muss man das demokratische Ergebnis akzeptieren.
Marianne Seitz, Mannheimer CDU-Gemeinderätin: Ich gratuliere dem überraschenden Gewinner und wünsche ihm eine glückliche Hand bei der Arbeit, besonders mit dem Kombibad. Ich will endlich wieder schwimmen. Ich bedauere es aber sehr, dass die Bürger Andreas Metz nicht mehr das Vertrauen geschenkt haben.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Walthers Sieg in Ilvesheim ist zugleich eine Verpflichtung