Ilvesheim

Historischer Sieg in Ilvesheim: Walther gewinnt gegen Metz

Die Wähler haben entschieden, Thorsten Walther (SPD) löst im August den amtierenden Bürgermeister Andreas Metz (parteilos) ab. Es war ein spannender Wahlabend in Ilvesheim

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Ilvesheims Bürgermeister Andreas Metz (l.) gratuliert seinem Herausforderer und Nachfolger Thorsten Walther (SPD) zum klaren Sieg. © Christoph Blüthner

Ilvesheim. Die Wähler von Ilvesheim haben entschieden: Thorsten Walther (SPD) wird neuer Bürgermeister. Bei der Wahl am Sonntag hat er mit mehr als 400 Stimmen Vorsprung überraschend deutlich gegen Amtsinhaber Andreas Metz (parteilos) gewonnen. Metz kam bei der Wahl auf 43,6 Prozent der Stimmen, Walther auf 55,9 Prozent.

„Ich bin total überwältigt, auch von dem Ergebnis heute Abend“, sagte Walther in einer kurzen Ansprache an die versammelten Bürger im Mehrzweckraum der Friedrich-Ebert-Schule. Er würdigte den fairen Wahlkampf mit dem Amtsinhaber und seinen beiden Mitbewerbern Günter Tschitschke (Freie Wähler) und Michael Haug (Grüne), die ihre Bewerbung nach der ersten Runde zurückgezogen hatten.

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Die Sensation deutete sich bereits um 18.18 Uhr nach der Auszählung in einem von sieben Wahlbezirken an. Hier kam Walther auf 57,7 Prozent, Metz nur auf 41,7. Mit jedem weiteren Resultat fundamentierte sich der Sieg des Herausforderers. Doch es sollte ein regelrechter Wahlkrimi werden. Zwar lag Walther um 18.30 Uhr auch mit den Ergebnissen aus fünf von sieben Wahlbezirken immer noch klar vorn, nämlich mit fast 57 Prozent, doch die beiden größten Bezirke mit den Briefwahlstimmen ließen lange auf sich warten. Um 18.51 Uhr flimmerten die Zahlen des sechsten Wahlbezirks auf der Leinwand und auf den Handybildschirmen, doch das siebte wollte partout nicht erscheinen. Der Bürgermeister-Stellvertreter Günter Tschitschke ließ gegen 19.10 Uhr verlauten, dass auch der letzte Bezirk nichts mehr am Ausgang der Wahl ändern würde. Beifall brandete auf, Walthers Frau Eva umarmte und küsste ihn. Glückwünsche kamen von allen Seiten. Erst eine Viertelstunde später gab Tschitschke das vorläufige Ergebnis bekannt.

Glückwünsche und Trost

Während Walther viele Glückwünsche entgegennehmen durfte, gab es für den Amtsinhaber großen Zuspruch und auch Trost, vor allem von seinen Kollegen aus den umliegenden Gemeinden, aber auch von seinen Anhängern und von den Mitarbeitern der Verwaltung, deren Chef er noch bis Ende Juli ist. Worte der Anerkennung erfuhr er auch von jenen, die seinen Herausforderer unterstützt hatten. Fairness bis zum Ende.

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Stimmen zur Wahl

Wir haben uns nach der Bürgermeisterwahl in Ilvesheim umgehört.

Rolf Sauer, SPD-Fraktionssprecher: Mit 15 Wochen offenes Zugehen auf die Ilvesheimer Bevölkerung konnte Thorsten Walther von sich überzeugen. Wir können mit einem qualifizierten Bürgermeister in den Generationswechsel in Ilvesheim gehen.

Dagmar Klopsch-Güntner, SPD-Gemeinderätin: Thorsten Walther hat einen sehr guten Wahlkampf gemacht. Ein junger, in Verwaltungssachen erfahrener Bürgermeister kommt jetzt an die Spitze im Rathaus. Für Andreas Metz tut es mir leid, er war ein guter Bürgermeister.

Michael Haug, Grüne, Bürgermeister-Kandidat im ersten Wahlgang: Ich gratuliere Thorsten Walther recht herzlich. Er hat von Anfang an einen sehr fairen, engagierten Wahlkampf geführt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm.

Helga Zühl-Scheffer, 1. Vorsitzende der Grünen: Wir freuen uns, dass ein Wechsel gelungen ist, auch wenn unser Kandidat nicht erfolgreich war. Aber wir haben ja für den Wechsel plädiert und Thorsten Walther empfohlen.

Peter Riemensperger, Fraktionssprecher der Freien Wähler: Im Namen meiner Fraktion gratuliere ich dem neuen Bürgermeister Thorsten Walther und wünsche ihm viel Erfolg, Durchsetzungskraft und das notwendige Glück, das es manchmal auch braucht. Denn wir haben in den nächsten Jahren viel vor uns. Wir werden den neuen Bürgermeister konstruktiv begleiten.

Günter Tschitschke, Freie Wähler, Bürgermeister-Kandidat im ersten Wahlgang: Beide Kandidaten haben extrem viel und hart gearbeitet, aber offensichtlich wollte der Wähler tatsächlich einen Wechsel. Ich wünsche dem frisch gekürten Bürgermeister eine glückliche Hand, biete ihm eine gute Zusammenarbeit an und bedanke mich bei Herrn Metz für die vertrauensvolle Zusammenarbeit während der letzten Jahre.

Ralf Kohl, CDU-Fraktionsvorsitzender: Wir sind natürlich enttäuscht von dem Ergebnis und auch von der Höhe des Sieges überrascht. Andreas Metz hat 16 Jahre einen guten Job gemacht, deshalb ist es für uns nicht unbedingt nachvollziehbar, dass er heute nicht wieder gewählt wurde. Aber die Entscheidung trifft der Wähler, die man zu akzeptieren hat.

Georg Sommer, CDU-Gemeinderatsmitglied: Der CDU-Gemeindeverband Ilvesheim wie auch die Gemeinderatsfraktion hätten sich ein anderes Ergebnis gewünscht. Wir haben uns stark eingesetzt, wie auch unser Kandidat Andreas Metz. Wir wünschen alles Gute und werden den neuen Bürgermeister kritisch und konstruktiv begleiten.

Sebastian Cuny, SPD-Landtagsabgeordneter: Ich gratuliere dem neuen Bürgermeister Thorsten Walther ganz herzlich zu seinem fantastischen Wahlkampf und dem Ergebnis. Es ist mit ihm ein Wechsel gelungen. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.

Fadime Tuncer, Grünen-Landtagsabgeordnete: Das ist Demokratie. Die Bürgerinnen und Bürger haben für einen Wechsel gestimmt. Den Wunsch der Bevölkerung gilt es zu respektieren. Dem neugewählten Bürgermeister wünsche ich ein gutes Gelingen in seinem neuen Amt. Die Wahlempfehlung der Grünen hat sich positiv ausgewirkt.

Christoph Oeldorf, Bürgermeister von Schriesheim: Ich bin durchaus überrascht. Aber das demokratische Ergebnis müssen wir akzeptieren. Die Wahlbeteiligung ist erschreckend gering.

Achim Weitz, Bürgermeister von Heddesheim: Ich gratuliere Thorsten Walther zum Wahlsieg und biete ihm eine gute Zusammenarbeit an. Für Andreas Metz tut es mir unheimlich leid. Wir verlieren mit ihm im Kreisverband und im Bürgermeister-Sprengel eine ganz wichtige Person, die mit seiner Erfahrung sehr hilfreich war.

Manuel Just, Oberbürgermeister von Weinheim: Ein enges Ergebnis war zu erwarten. Dennoch ist das finale Ergebnis durchaus überraschend, weil wir Andreas Metz als sehr kompetent und kollegial kennengelernt haben. Dennoch muss man das demokratische Ergebnis akzeptieren.

Marianne Seitz, Mannheimer CDU-Gemeinderätin: Ich gratuliere dem überraschenden Gewinner und wünsche ihm eine glückliche Hand bei der Arbeit, besonders mit dem Kombibad. Ich will endlich wieder schwimmen. Ich bedauere es aber sehr, dass die Bürger Andreas Metz nicht mehr das Vertrauen geschenkt haben.

 

Die Anspannung war Metz schon bei der Bekanntgabe der Resultate anzumerken. „Gott hat andere Pläne mit uns“, sagte seine Frau demütig, als die Wahlniederlage feststand. „Jeder, der sich für ein demokratisches Amt bewirbt, weiß, dass es auf Zeit ist und muss damit rechnen, dass er nicht mehr wiedergewählt wird“, erklärte Bürgermeister Metz später im Gespräch mit dem „MM“: „Offensichtlich war es so, dass die Bürgerinnen und Bürger von Ilvesheim den Wunsch nach einem Wechsel hatten und dieser Wunsch größer war als weiterhin von mir als Bürgermeister regiert zu werden.“

Dabei bemühte er sich um Fassung: „Das muss ich akzeptieren, so ist Demokratie.“ Ausdrücklich gratulierte er dem Sieger. Er könne mit gutem Gewissen am 1. August eine „wohlbestellte, gesunde und zukunftsfähige Gemeinde“ übergeben. Wie es mit ihm persönlich weitergeht? „Am Montag werde ich ganz normal arbeiten gehen“, erklärte er. In den Pfingstferien will er Urlaub mit der Familie machen: „Danach wird sich’s zeigen, was ich weiter tun werde. Das weiß ich heute noch nicht.“

Urlaubsreif ist jetzt auch sein Herausforderer. „Ich bin jetzt richtig fertig nach diesen 16 Wochen Wahlkampf“, gestand er. Die Unterstützer hätten ihn bis zum Wahltag getragen, zeigte er sich dankbar. Er wünsche sich eine gute Zusammenarbeit mit allen Ilvesheimern „zum Wohle unserer Gemeinde in den nächsten acht Jahren“. Wie es in den nächsten Tagen für ihn weitergeht? „Morgen fahren wir erstmal in Urlaub, meine Frau hat einen Überraschungsurlaub gebucht. Ich freue mich, am Montagfrüh zu erfahren, wo es dann hingeht.“ In den Wochen danach werde er sich vorbereiten auf das Amt, auf seine Arbeit. Er werde so früh wie möglich das Gespräch mit allen Fraktionen suchen. Er freue sich darauf, das Amt am 1. August zu übernehmen. Die Amtseinführung des neuen Bürgermeisters wird frühestens im August erfolgen.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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