Energiewende (mit Fotostrecke)

Bald kommt Strom vom Dach der Ilvesheimer Mehrzweckhalle

Die Ilvesheimer Mehrzweckhalle wird aktuell saniert. In diesem Zuge wurde auch eine Solaranlage auf dem Dach installiert. Sie hat eine besondere Entstehungsgeschichte

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
Lesedauer: 
Auf der Mehrzweckhalle in Ilvesheim hat die Energiegenossenschaft Hohe Waid eine Solaranlage realisiert. Die Mitglieder packen beim Aufbau mit an. © Hohe Waid

Ilvesheim. Die Sanierung der Ilvesheimer Mehrzweckhalle biegt auf die Zielgerade ein - und bald werden die Besucherinnen und Besucher mit eigenen Augen sehen können, was sich im Inneren alles verändert hat. Doch während die Neuerungen vor allem im Innenbereich und an der Fassade sofort auffallen werden, gibt es einen Bereich, wo sie das nicht tun. Und das, obwohl hier in den vergangenen Wochen und Monaten viel Arbeit geleistet wurde. Die Rede ist vom Dach, wo die Energiegenossenschaft Hohe Waid eine Solaranlage errichtet hat.

„In der vergangenen Woche fand die technische Inbetriebnahme statt. Jetzt fehlt noch der Zähleranschluss vom Energieunternehmen MVV, dann kann es losgehen“, beschreibt Friederike Mauler den aktuellen Stand. Sie ist Vorstandsmitglied der Energiegenossenschaft Hohe Waid und freut sich, dass die Anlage bald ans Netz gehen kann.

Die Kosten für den Aufbau der Anlage und ihren Unterhalt übernimmt die Genossenschaft. Damit sie das Dach der öffentlichen Halle nutzen darf, hat sie mit der Gemeinde Ilvesheim einen Gestattungsvertrag geschlossen. Der Strom wird ins Netz der MVV eingespeist, dafür gibt es eine Vergütung - von der wiederum ein sehr kleiner Anteil an die Gemeinde Ilvesheim fließt. Mauler betont im Gespräch mit dem „MM“ aber besonders den Genossenschaftsgedanken: „Wer sich an der Anlage beteiligt, kann später an der Halle vorbeilaufen und sagen: Hier habe ich meinen Beitrag zur Energiewende geleistet.“

Energiewende

Solaranlage auf der Ilvesheimer Mehrzweckhalle

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
9
Mehr erfahren

Doch was hat es mit dem Genossenschaftsmodell auf sich? Jeder, der möchte, kann einen oder mehrere Anteile à 500 Euro erwerben (in der Fachsprache heißt das „zeichnen“) und sich so an Projekten der Genossenschaft beteiligen. Durch das eingesammelte Geld finanziert sie ihre Vorhaben. Regelmäßig wird ein bestimmter Prozentsatz an die Anteilseigner ausgeschüttet. „Als wir die Infoveranstaltung zum Mehrzweckhallen-Projekt in Ilvesheim gemacht haben, war das Interesse riesig. Wir waren überzeichnet“, sagt Mauler und meint damit, dass deutlich mehr Anteile hätten veräußert werden können. Folglich war es überhaupt kein Problem, das Geld zusammenzubekommen.

Mit viel Eigenleistung wird das PV-Projekt ein Erfolg

Herausfordernder war dagegen der Aufbau der Solaranlage auf der Mehrzweckhalle, wie Mauler berichtet. „Eines vorweg, es hat sehr viel Spaß gemacht“, betont sie mit einem Schmunzeln. An einem Tag im September konnte sie insgesamt 13 weitere Personen dafür gewinnen, beim Aufbau mitzuhelfen. „Uns saß die Zeit etwas im Nacken“, gesteht sie: „Das Gerüst sollte bald abgebaut werden, und wir wollten die Solarzellen unbedingt noch vorher aufs Dach bekommen.“ Einen ganzen Tag lang arbeiteten sie, ihre Mitstreiter und drei Solarteure (Fachleute im Aufbau von PV-Anlagen), an der Montage der insgesamt 177 Module: „Auch von kleineren Rückschlägen, wie zum Beispiel beim Aufbau der Rampe, haben wir uns nicht unterkriegen lassen. Am Ende hat alles geklappt.“

Wer bei der Genossenschaft mitmachen möchte, kann sich jederzeit melden. Auf der Seite (hohewaid.de/cms/materialien) steht die Beitrittserklärung zum Download bereit. „Diese Person kommt in die Reservierung und wird dann von uns noch einmal kontaktiert, wenn ein neues Projekt ansteht“, erklärt Mauler. Man könne auch einen Rückzieher machen, wenn man es sich zwischenzeitlich anders überlegt habe.

Mittlerweile hat die Energiegenossenschaft Hohe Waid knapp 200 Mitglieder. Begonnen hat alles im Jahr 2012 in Hirschberg, dort hat die Hohe Waid bis heute ihren Sitz. Damals waren es 26 Personen, die unbedingt eine PV-Anlage auf das Flachdach des Hilfeleistungszentrums bekommen wollten. Das ist gelungen, mittlerweile sind in der Region 14 Solaranlagen auf Initiative der Energiegenossenschaft entstanden. Auch in Ilvesheim gibt es bereits eine weitere, auf dem Dach der Grundschule. Neben dem Engagement für Photovoltaik betreibt die Hohe Waid auch vier Holzpellet-Anlagen im Contracting-Verfahren.

Mehr zum Thema

Handel

Was wird aus dem Penny in Ilvesheim?

Veröffentlicht
Von
Torsten Gertkemper-Besse
Mehr erfahren
Energie

Was es mit der neuen Photovoltaikanlage auf dem Ilvesheimer Bauhof-Dach auf sich hat

Veröffentlicht
Von
Torsten Gertkemper-Besse
Mehr erfahren
Bauprojekt

In der Ilvesheimer Mehrzweckhalle geht es gut voran

Veröffentlicht
Von
Torsten Gertkemper-Besse
Mehr erfahren

Auch, wenn es immer wieder Hindernisse zu überwinden gilt - Mauler ist mit Leidenschaft dabei: „Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Ilvesheim hat hervorragend funktioniert.“ Die mit der Hallensanierung beauftragte Architektin Jacqueline Schmidt (Büro Motorplan) habe sehr gute bauliche Vorarbeit geleistet, indem sie bei den Planungen stets die Bedürfnisse des PV-Aufbaus berücksichtigt habe. „Das betrifft zum Beispiel den Querschnitt von bestimmten Rohren“, erklärt Mauler.

Die Sanierung der Mehrzweckhalle ist kurz vor dem Abschluss

Bald liefert die Solaranlage auf dem Hallendach den ersten Strom - und das Gebäude wird wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Wie bereits berichtet, soll der Neujahrsempfang 2025 wieder in der Mehrzweckhalle stattfinden. Erste Abnahmen durch die zuständigen Behörden haben dieser Tage stattgefunden. Bürgermeister Thorsten Walther (SPD) rechnet mit einer Freigabe noch in diesem Jahr. Er sagte jüngst im Technischen Ausschuss des Gemeinderats: „Wir haben hart dafür gekämpft, dass wir da hinkommen, wo wir heute sind. Und das ist sehr weit.“

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke