Ilvesheim. Wie kann man sich als Einzelperson direkt an der Energiewende beteiligen? In Ilvesheim gibt es dafür bald ein neues Angebot. Denn die Stiftung Klimaschutz+ möchte das Dach des örtlichen Bauhofs mit einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) ausstatten. Der Unterzeichnung eines entsprechenden Gestattungsvertrags (zwischen Stiftung und Verwaltung) hat der Gemeinderat kürzlich zugestimmt. „Experten haben uns bestätigt, dass eine PV-Anlage auf dem Dach des Bauhofs technisch umsetzbar ist“, sagt Peter Kolbe, Erster Vorsitzender der Stiftung, im Gespräch mit dem „MM“.
Jetzt sind die Bürgerinnen und Bürger gefragt. Für die Finanzierung des Vorhabens wird ein kommunaler Klimaschutzfonds aufgelegt, in den jeder Interessierte einzahlen kann – es sind sowohl Einmalzahlungen als auch regelmäßige Zuwendungen möglich. Auch die Höhe der Beträge soll flexibel wählbar sein. In einer Vorlage der Gemeinde steht, dass die Stiftung für den Aufbau der PV-Anlage finanziell in Vorleistung geht. Dieses Geld soll dann mit einer wachsenden Zahl an Fonds-Beteiligten „kontinuierlich abgelöst“ werden.
Der lokale Klimaschutzfonds wird von der Stiftung treuhänderisch verwaltet, dabei gilt aber die Vorgabe, dass jährlich alle Erträge sowie fünf Prozent der Fondsmittel für die Förderung lokaler Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen verwendet werden. Welche das sind, entscheiden die Mitglieder des Fonds per Online-Abstimmung.
Nach einer gewissen Betriebslaufzeit der Anlage (meistens sind das etwa 20 Jahre) sind auch Ausschüttungen direkt an Fonds-Teilnehmer oder die Gemeinde möglich. Kolbe sagt: „Das ist wie ein Apfelbäumchen. Am Anfang gibt es nur ein paar Früchte und irgendwann eine richtig große Ernte.“ Eine besondere Stärke des Modells sieht er darin, dass das Geld zwei Mal nachhaltigen Zwecken zukommt – das erste Mal mit dem Bau der PV-Anlage, das zweite Mal, wenn die Erträge aus der Anlage in nachhaltige lokale Projekte fließen.
Projekt stößt im Gemeinderat auf positives Echo
Eine Rolle spielen auch Fördermittel. Allein demnächst steht im Rhein-Neckar-Kreis eine Ausschüttung von bis zu 47 000 Euro an (wenn man unterschiedliche Fördertöpfe zusammenrechnet). Diese gehen an verschiedene lokale Umweltinitiativen und -projekte, die sich für die Mittel bewerben können.
Und wie geht es nun in Ilvesheim weiter? „Der nächste Schritt wäre ein Infoabend“, sagt Kolbe. Damit sollen viele potenzielle Interessenten erreicht werden. In seinen Augen profitieren nicht nur die Bürgerinnen und Bürger von dem Projekt: „Die Kommune kann den Klimaschutz fördern, ohne selbst Geld in die Hand nehmen zu müssen.“
Die Mittel können auch kommunenübergreifend investiert werden, sollte in einem anderen Ort ein besonderes Klimaschutz-Projekt gefördert werden. „Dabei sorgen wir aber immer für eine gerechte Verteilung der Erträge aus all unseren Projekten“, betont Kolbe. Ilvesheim verliere kein Geld. Die Stiftung ist unter anderem auch in Edingen aktiv, wo man eine PV-Anlage an der Kirche aufgebaut habe (wir berichteten).
In Ilvesheim stößt das Projekt auf ein positives Echo. „Ich frage mich aber, wie hoch die Spendenbereitschaft in den Städten und Gemeinden wirklich ist“, fragt Hans-Jörg Habermehl, Gemeinderat der Grünen. Kolbe sagt: „Das hängt davon ab, wer die Bürgerinnen und Bürger anspricht. Wenn das Menschen tun, die man vor Ort kennt, sind Vertrauen und Spendenbereitschaft gleich viel größer.“ Gemeinderäte könnten hier eine wichtige Rolle spielen, betont der Klimaschutz-Experte. Er freut sich über die positive Resonanz und darüber, dass seine Stiftung auf dem Bauhof-Dach eine PV-Anlage errichten darf: „Ich danke dem Ilvesheimer Gemeinderat für das Vertrauen.“
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