Hirschberg. Lange Zeit war es um den Mannheimer Projektentwickler Mathias Hensel still geworden. Jetzt sorgt er mit einem Vorschlag für Furore: Er bietet sein kleines Grundstück in der Verlängerung der Straße Im Rott im Hirschberger Gewerbepark nun doch zum Verkauf an.
Wie berichtet, hatte der Mannheimer im Juli 2023 sein Grundstück für den Fußgänger- und Radverkehr gesperrt. Die 80 Meter lange Stichstraße sollte ein zentrales Element beim durchgängigen Mobilitätskonzept des Radverkehrs des Rhein-Neckar-Kreises bilden.
Aber: Der Eigentümer der Erweiterungsfläche (Graf Ferdinand von Wiser) und die Gemeinde Hirschberg auf der einen Seite und der Projektentwickler auf der anderen Seite fanden zu keiner Einigung. Dabei ging es vermutlich nicht nur ums Geld, sondern auch ums Ego. Hensel fühlte sich vielmehr bei seinem „Hirschberger Baby“ ausgebootet und verunglimpft. Bei der Erweiterung des Gewerbeparks um zehn Hektar wurden die Mannheimer Projektentwickler nämlich nicht berücksichtigt. Hatten sie beim Hirschberger Gewerbepark 1 noch den Hut auf, mussten sie beim Hirschberger Gewerbepark 2 (Erweiterungsfläche) zuschauen.
Drohung, die Planungen mit allen rechtlichen Mittel zu verhindern
Der Stress war vorprogrammiert. Hensel sperrte daraufhin 2023 nicht nur die Straße, sondern er teilte mit, dass er sein Grundstück auf gar keinen Fall verkaufen werde. Zudem drohten die Mannheimer Projektentwickler mit allen „rechtlichen Mitteln“ die Planungen zu verhindern. Der Zwist sorgte dafür, dass Gemeinde und Eigentümer ein neues Erschließungskonzept benötigten. Es wurde die Idee einer Erschließungsstraße parallel zur Autobahn geboren.
Hensel schüttelte von Anfang an den Kopf, als er von den Plänen hörte: „Das ist doch ein Irrsinn. Da soll eine 600 Meter lange Straße zwischen Autobahn und Goldbeck-Gebäude gebaut werden, über die auch Lkws fahren. Da wird sich Goldbeck bestimmt freuen.“ Die Kosten bezifferte er mit 1,5 bis 1,8 Millionen Euro.
Kaufpreis soll bei rund einer Million Euro liegen
Am Mittwoch hat der Projektentwickler nun nachgelegt und der Gemeinde und auch dem Eigentümer einen Brief geschickt. In Punkt 5 greift er dieses umstrittene Grundstück auf. In dem Schreiben stellen die Projektentwickler Mathias Hensel und Dr. Burkhard Wagner klar: „Wir haben mehrfach selbst oder durch Dritte die Bereitschaft bekundet, dass wir zur Hälfte der geschätzten Kosten der Herstellung der jetzigen Straßenführung samt Radweg und Ausgleichsmaßnahmen das Grundstück veräußern würden“. Dies würde in etwa einer Summe von rund einer Million Euro entsprechen.
Damit hätten die Projektentwickler die seinerzeitigen Mehraufwendungen, die sie getätigt hatten, um die jetzige Erweiterung als Erschließungsträger vorzunehmen, kompensiert. „Wenn hierzu keine Bereitschaft besteht, bleibt es beim vermeidbaren Flächenverbrauch und den doppelten Erschließungskosten, vom Durchführungsrisiko einmal ganz abgesehen“, heißt es in dem Schreiben.
Irritation des Eigentümers über neuerlichen Vorschlag
Der Eigentümer Graf von Wiser reagierte auf diesen neuerlichen Vorschlag irritiert. Denn seitens des Projektentwicklers habe es immer geheißen, dass er das Grundstück nicht verkaufen wolle: „Wir haben jetzt ein Konzept mit der Quartiersmitte und der Verkehrserschließung gefunden. Es trifft auf breite Zustimmung. Autos und Lastwagen fahren nicht durch die Mitte, sondern auf der Erschließungsstraße. Das werden wir jetzt nicht mehr umschmeißen. Die neue Idee entbehrt für mich jeder wirtschaftlichen Grundlage.“
Der Mannheimer Hensel hat sich mit seinem Kaufangebot möglicherweise verzockt. Denn seit dem 28. Januar liegt ein Entwurf für den Bebauungsplan „Gewerbepark Hirschberg Süd 2“ vor. Dieser fand die große Mehrheit des Hirschberger Gemeinderats. Darin findet sich immer noch die 6,50 Meter breite Erschließungsstraße.
Hensels Stichstraße wird nach neuer Planung nicht mehr benötigt.
Allerdings wurde für den Verbindungsweg, der zur Erweiterungsfläche führen soll, eine neue Lösung gefunden. Dieser Weg für Fußgänger und Radfahrer liegt wenige Meter weiter östlich. Hensels Stichstraße wird getreu diesem Planentwurf gar nicht mehr benötigt.
Zum Vorschlag Hensels haben wir auch die Verwaltung um eine Stellungnahme gebeten. Diese fiel sehr kurz aus: „Das Verfahren befindet sich noch in der öffentlichen Anhörung. Der Gemeinderat wird alle nach Fristablauf eingegangenen Stellungnahmen in seiner Abwägung berücksichtigen. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu Immobilienangeboten nicht öffentlich äußern“, heißt es von Bürgermeister Ralf Gänshirt.
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