Städteplanung

Gewerbegebiet Hirschberg: Mehr Raum für Einzelhandel und Gastronomie vorgesehen

Der Bebauungsplan für den Gewerbepark Hirschberg Süd nimmt Gestalt an: Die südliche Erweiterung und Änderungen bei der Photovoltaik-Anlage stehen bevor.

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Hans-Peter Riethmüller
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Auf der 4,7-Hektar großen Fläche am Rand des Gewerbegebietes ist eine Photovoltaik-Anlage vorgesehen. © Thomas Rittelmann

Hirschberg. Die nächste Hürde für den Bebauungsplan „Gewerbepark Hirschberg Süd, 2. Änderung“ ist genommen. Im September soll der Plan als Satzung beschlossen werden. Damit rückt die Erweiterung des Areals in südlicher Richtung um zehn Hektar näher. In der jüngsten Gemeinderatssitzung ging es um die 20 Stellungnahmen der Behörden beziehungsweise um die fünf Einwendungen.

Das Abstimmungsergebnis überraschte nicht. Freie Wähler (FW), CDU, FDP und Bürgermeister Ralf Gänshirt votierten bei allen Punkten mit Ja. Grüne Liste Hirschberg (GLH) und SPD lehnten ab oder enthielten sich der Stimme. Dietmar Glup vom Büro Sternemann und Glup aus Sinsheim arbeitet Punkt für Punkt ab. In rechtlichen Fragen stand ihm Professor Willy Spannowsky zur Seite. Einige Anregungen wurden in dem neuen Entwurf gleich umgesetzt.

Eine gravierende Neuerung zum ursprünglichen Entwurf betrifft die Sonderbaufläche „Photovoltaik“. Diese 4,7 Hektar große Fläche ist aus den Festsetzungen des Bebauungsplans herauszunehmen. Der Hintergrund ist, dass diese Flächen laut dem Landesgesetzgeber als privilegiert gelten. Sofern die PV-Anlagen innerhalb eines Abstands von 200 Metern zur Autobahn oder Gleisanlage liegen, sieht die Landesbauordnung seit März ein vereinfachtes, verfahrensfreies Verfahren vor.

Südlicher Bereich der Quartiersmitte wird in zwei Einheiten aufgeteilt

„Der Bauherr ist verpflichtet, die Stellungnahmen der Behörden selbst einzuholen“, erläuterte der Bauamtsleiter Rolf Pflästerer. Bislang musste dies die Gemeinden erledigen. Eine weitere Änderung im neuen Entwurf betrifft die „Quartiersmitte“. Ursache sind Stellungnahmen des Regierungspräsidiums (RP). Demnach wird der südliche Teil der Quartiersmitte in zwei Einheiten aufgeteilt.

Bislang waren ausschließlich im Bereich „GE 3“ Einzelhandelsbetriebe mit zentren- und nahversorgungsrelevanten Sortimenten mit einer Verkaufsfläche von 600 Quadratmetern zugelassen. Für das RP sei aber auch eine Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern denkbar. Folglich behilft man sich der Ausweisung der Fläche „GE 4“. Auf dieser 1.300 Quadratmeter großen Fläche könnte ein „Nachbarschaftsladen“ mit einer maximalen Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern, eine Bäckerei und Metzgerei sowie die dazugehörigen Gastronomiebereiche entstehen.

Unter den Einwendungen fanden sich viele Kritiker der Erschließungsstraße parallel zur Autobahn. Hintergrund ist, dass der Eigentümer des Stichwegs in der Verlängerung der Straße Im Rott sein Grundstück nicht hergeben wollte. Folglich musste umgeplant werden.

Wie den Aussagen des Bürgermeisters zu entnehmen war, hätten die Gemeinde und die Projektentwicklungsgesellschaft das Grundstück ohnehin nicht gebraucht: „Es wäre schädlich für das ganze Gebiet gewesen, wenn wir die Erschließung des Gewerbeparks durch die Verlängerung der Straße Im Rott umgesetzt hätten. Der Stichweg ist viel zu eng. Er bietet maximal Platz für Fußgänger und Radfahrer“, stellte Gänshirt klar.

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Andere Einwender hinterfragten die Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe in die Natur. „Die Erweiterung vernichtet keine Bestände von Vögeln und Eidechsen“, sagte der Planer Glup. Es werde alles ausgeglichen. Glup verwies zudem auf den Einsatz von insektenfreundlicher Beleuchtung oder die Dachbegrünung.

Stellungnahme von Manju Ludwig provoziert Gänshirt

Dass die GLH die Erweiterung ablehnt, ist nichts Neues. Die Stellungnahme der Gemeinderätin Manju Ludwig brachte den Bürgermeister dennoch auf die Palme. Sie klagte über die zu kurze Zeit für die Vorbereitung. Gänshirt schluckte: „Das Gros der Unterlagen liegt Ihnen seit Wochen vor. Neu war nur der Umweltbericht. Früher ging es eben nicht.“

Im Hirschberger Rathaus kam es während der Gemeinderatssitzung zu lebhaften Diskussionen. © Thorsten Gutschalk

CDU-Gemeinderat Thomas Götz pflichtete ihm bei. „Es war ausreichend Zeit“, sagte er und stimmte zu. SPD-Fraktionssprecher Dr. Thomas Scholz erkannte zwar Verbesserungen zum ersten Entwurf, etwa bei der insektenfreundlichen Beleuchtung oder beim Einzelhandel. „Aber beim Klimaschutz wird nicht mehr gemacht, als der Gesetzgeber sagt. Ich hätte mehr erwartet. Zudem kann ich nicht erkennen, dass großflächige Logistik ausgeschlossen ist.“ Folglich enthielt sich die SPD der Stimme. Die Kritik am Umweltschutz griff Gänshirt ebenfalls auf: „Es ist drin, was möglich ist.“

Kritik der FW: „SPD und GLH ist es nie genug“

FW-Sprecher Werner Volk sah die Stellungnahmen von Scholz und Ludwig kritisch: „SPD und GLH ist es nie genug. Wir haben alles ausführlich innerhalb der Fraktionen geklärt. Wenn das bei der GLH nicht klappt, könnt ihr nicht der Verwaltung die Schuld geben“, sagte er und stimmte dem neuen Entwurf, der nun auch in die Offenlage geht, zu. Auch FDP-Gemeinderat Tobias Rell folgte dem Vorschlag der Verwaltung.

Einig war sich das Gremium w beim Vertrag über die Durchführung von naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen. Vertragspartner sind die Gemeinde, die Grundstücke- und Projektentwicklungsgesellschaft Im Rott sowie die Stadt Ladenburg, auf deren Gemarkung eine Ausgleichsfläche liegt.

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