Gemeinderat

Wie „reich“ ist der Heidelberger Tierschutzverein?

Die soliden Finanzen des Heidelberger Tierheims sind gerade Thema im Gemeinderat. Aber was steckt hinter den Zahlen? Und warum gibt es kaum Wechsel in den Hundeboxen?

Von 
Michaela Roßner
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Nicht immer gehen die Geschichten so gut aus wie hier 2021, als das Tierheim Heidelberg vorübergehend beschlagnahmte Welpen pflegte. © Michaela Roßner

Heidelberg. Tierheime im ganzen Land haben ein großes Problem: Weil schwer bis gar nicht vermittelbare Hunde die Plätze über lange Zeit blockieren, können sie ihre eigentliche Aufgabe, die Aufnahme und Weitervermittlung von Fund- und Abgabetieren, immer schwerer erfüllen. Dazu kommen steigende Kosten, nicht nur für Tierarztbehandlungen, Futter und Energie. Der Heidelberger Tierschutzverein, der das Tierheim im Süden der Bahnstadt leitet, möchte nun die Kommunen noch stärker in die Pflicht nehmen - und die Pauschale erhöhen.

„Ein finanziell solides Fundament“ attestiert der externe Prüfbericht des Jahresabschlusses 2022 des Tierschutzvereins Heidelberg und Umgebung. Das ist in der öffentlichen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwoch zu hören gewesen. Auf Antrag der SPD im Gemeinderat sollte die Verwaltung einen Sachstandsbericht zur aktuellen Situation des Tierheims geben und die finanzielle Situation darlegen sowie eine Zukunftsperspektive abbilden. Das Tierheim verfüge über gute Rücklagen, hieß es in der Sitzung. Und: „Selbst bei Wegfall von sämtlichen Einkünften, Spenden und Vermächtnissen wäre der Betrieb des Tierschutzvereins bei gleichbleibend hohen Ausgaben über die nächsten 16 Jahre gesichert“, schließt die Verwaltung aus dem Rechnungsprüfungsergebnis. Also alles gut?

Hundehaus ist mit 26 Tieren voll ausgelastet

„Das stimmt so nicht“, betonen Petra Sack, Vorsitzende des Tierschutzvereins, und Iris Mathea, Geschäftsleitung des Vorstands. Zwar sei es richtig, dass der Verein mit seinen rund 450 Mitgliedern dank der Vermächtnisse ein Polster habe. „Diese Menschen haben uns aber beerbt, damit wir etwas für die Tiere tun.“ So seien gut 500 000 Euro aus dem Vermögen bereits für ein neues Kleintierhaus vorgesehen, das dringend und bald gebaut werden soll.

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Diese Summe müsse daher bereits aus dem Vermögen herausgerechnet werden. Der Tierschutzverein wartet auf die Baugenehmigung für das dringend benötigte Gebäude. „Tatsächlich müssen wir jedes Jahr an die Rücklage gehen, um das Defizit der Tierheimarbeit auszugleichen“, rechnet Sack vor. Und das liegt vor allem an vielen Hunden, die schwer oder gar nicht vermittelbar sind, weil sie gefährlich sind und etwa nach Beißunfällen beschlagnahmt wurden. Und es geht auch um „Listenhunde“, die zum Teil völlig unproblematisch seien, aber kaum vermittelbar - auch, weil man mit solchen Hunden beim spazierengehen angefeindet und angepöbelt werde, wissen Sack und Mathea. Theoretisch hätte das Tierheim Platz für bis zu 40 Hunde. Aber da viele der schwierigen Tiere nur allein im Zwinger gehalten werden könnten, sei das Hundehaus mit 26 Tieren voll ausgelastet. Zwei weitere Vierbeiner werden aktuell in einer privaten Pension betreut - was jeweils 25 Euro am Tag koste.

Pauschalen seit Jahren nicht mehr erhöht

Aber auch bei den Katzen summierten sich die Ausgaben. Allein für die Unterbringung und tierärztliche Versorgung von Fundkatzen aus Heidelberg, die nicht wieder aus dem Tierheim abgeholt werden, entstehen dem Tierschutzverein jährlich Kosten in Höhe von rund 60 000 Euro.

Neben der Stadt Heidelberg zahlen weitere 24 Städte und Gemeinden zwischen Bammental und Spechbach an den Tierschutzverein Pauschalen für die Verwahrung von Fundtieren. „Eigentlich zahlen wir vom ersten Tag an drauf“, unterstreicht Sack. Die schwer vermittelbaren Tiere würden in der Regel über Jahre betreut. Die mit den Kommunen vereinbarten Pauschalen in Höhe von 50 bis 60 Cent pro Einwohner im Jahr seien seit zehn Jahren nicht erhöht worden.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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