Hitze

Wie eine Heidelberger App die schattigste Route wählt

Routenplaner suchen die schnellste oder auch die schönste Strecke aus. Aber die schattigste? Forscher aus Heidelberg haben ein solches Programm entwickelt. Wie "HEAL" zu kühlen Stellen führt

Von 
Michaela Roßner
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Ein Routenplaner, der schattige Strecken empfiehlt: „HEAL“ ist von Heidelberger Forschern entwickelt worden. © Pixabay/Pexels

Heidelberg. Bis zu 30 Grad sagt der Deutsche Wetterdienst auch für heute voraus - die Hitze liegt seit Tagen über Heidelberg. Gerade für ältere oder kranke Menschen ist das eine körperliche Herausforderung. Wer nicht daheim bleiben, viel trinken und leichte Kleidung tragen und sich ausruhen kann, dem könnte ein Produkt von Heidelberger Forschern helfen: Sie entwickeln „HEAL“, eine App, die Routen auf schattigen Wegen genauso wie zu kühlen Orten empfiehlt.

„HEAL“ steht für „Hitzeanpassung für vulnerable Bevölkerungsgruppen“. Es handelt sich um eine browserbasierte App, erklärt Kathrin Foshag vom TdLab Geographie am Geographischen Institut der Universität Heidelberg, das sich mit transdisziplinärer geographischer Forschung zu Klimawandel und Nachhaltigkeit beschäftigt. Mit der browserbasierten Lösung sei kein App-Download erforderlich, und die Anwendung stütze sich auf den bereits etablierten Openrouteservice-Kartendienst.

Ein möglicher Abkühlungsort in der Heidelberger Südstadt bleibt derzeit trocken: Der weiße Brunnen auf dem Paradeplatz ist defekt. © Michaela Roßner

HEAL sei ein Kooperationsprojekt zwischen der Universität Heidelberg - beteiligt sind die beiden Arbeitsgruppen GIScience (Geoinformatik) und TdLab Geographie (Transdisziplinaritätslabor) - und dem HeiGIT (Heidelberg Institute for Geoinformation Technology (heigit.org)), einem An-Institut der Universität, das sich aus der Abteilung Geoinformatik gegründet hat.

Auf der technischen Seite ist die Digital-Agentur Heidelberg einer der Partner. Darüber hinaus kooperieren die Forscher mit der Stadt Heidelberg (vor allem dem Umweltamt), haben die Akademie für Ältere Heidelberg einbezogen und Praxistests organisiert, bei denen sie zum Beispiel mit den Gesundheitsämtern der Stadt sowie des Rhein-Neckar-Kreises zusammengearbeitet haben.

Wegstrecke signalisiert in drei Farben Hitzebelastung

Im Prinzip funktioniert „HEAL“ wie jeder andere Routenplaner: Man gibt einen Startpunkt und ein gewünschtes Ziel ein und lässt sich eine Strecke empfehlen. Hier allerdings ist die Strecke in Blau, Gelb oder Orange eingefärbt: Die rötlichen Abschnitte sind die voraussichtlich heißesten, die blauen die kühlsten. Da führt der Weg dann durch Passagen oder zu gekühlten öffentlichen Gebäuden wie zum Beispiel Bibliotheken. Eine Alternativroute bietet „HEAL“ ebenfalls immer an. Die App zeigt außerdem die Art des Weges, den Oberflächenbelag und die Steigung entlang der gewählten Strecke an - und berücksichtigt die Tageszeit, in der gelaufen werden soll.

Auch Orte und Umgebungen kann man sich anzeigen lassen. Den Gadamerplatz zum Beispiel, einen der heißesten Plätze der Stadt, weil er stark versiegelt ist. Für die benachbarte Pfaffengrunder Terrasse kann man sich jeden einzelnen Baum und potenziellen Schattenspender und auch Bänke zum Ausruhen anzeigen lassen - wertvolle Infos, wenn zum Beispiel ein Ausflug oder ein Picknick geplant wird.

„Die HEAL-App identifiziert Hitzestress entlang einer Route und berechnet dann einen alternativen Weg, der wenig beschattete Hauptstraßen vermeidet und die Nutzerinnen und Nutzer durch Parks und schattige Gebiete führt. Sie zeigt auch die Art des Weges, den Oberflächenbelag und die Steigung entlang der gewählten Route an. All dies soll die Mobilität an heißen Tagen unterstützen und das Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels schärfen“, erläutert Sven Lautenbach, Gruppenleiter am HeiGIT und Professor für Geoinformatik an der Universität Heidelberg.

Nun arbeitet das Forscherteam daran, wie auch andere Städte in das System eingebunden werden können.

Brunnen auf dem Paradeplatz liegt trocken

Ein gerade bei Kindern beliebter Ort der Abkühlung indes bleibt in diesen Tagen trocken - und heiß: Der Brunnen auf dem Paradeplatz in der Heidelberger Südstadt ist defekt - ausgerechnet an den heißesten Tagen des Jahres. „Die Stadt muss derzeit notwendige Reparaturarbeiten am Brunnen durchführen. Es war bereits eine Fachfirma vor Ort, und die Mängel konnten teilweise behoben werden“, teilt ein Sprecher der Stadt bedauernd mit. „Da aber auch Ersatzteile beschafft werden müssen, dauern die Arbeiten noch an. Wann die Anlage wieder in Betrieb genommen werden kann, ist derzeit leider noch nicht absehbar.“

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Dort, wo sonst so gerne Mädchen und Jungen im Wasserstrahl Erfrischung und Spaß suchen, hält sich höchstens in den späten Abendstunden oder ganz früh morgens jemand auf. Grund für die Reparatur sind verschiedene technische Schäden und Mängel, unter anderem an der komplexen Sensorentechnik. Liegt es an den Steinchen des Paradeplatz-Bodenbelags, die hin und wieder in den Brunnen geworfen werden? „Eine Fremdeinwirkung durch Kinder können wir ausschließen“, betont der Sprecher der Stadt.

Trotzdem bietet der Paradeplatz - dank des alten und jungen Baumbestands - deutlich mehr Schattenplätze als zum Beispiel der Gadamerplatz in der Bahnstadt oder der Uniplatz in der Altstadt. Auch eine grüne Oase ist inzwischen der Theaterplatz, den die Stadt in den vergangenen Jahren umgestaltet hat. Mehr Bäume, mehrere Bänke, weniger Asphalt: Auch das kann man auf der „HEAL“-Karte im Detail erkennen.

Link zur App finden Sie hier.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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