Artenschutz

Wie der Heidelberger Zoo Affen in Westafrika schützt

Jeder Besucher des Heidelberger Zoos trägt - über den Kauf einer Eintrittskarte - etwas zum Artenschutz in Afrika bei: Der Tiergarten engagiert sich seit 22 Jahren für das Projekt WAPCA. Dabei geht es um den Erhalt des Urwaldes, in dem unter anderem zwei gefährdete Primatenarten leben

Von 
Michaela Roßner
Lesedauer: 
Eine Szene aus dem Film: Eine Weißscheitelmangabe im Urwald. Der Heidelberger Zoo engagiert sich hier seit Jahren im Artenschutz. © Zoo Heidelberg/WAPCA-Film

Heidelberg. WAPCA klingt ein bisschen nach Fischsprache. Doch hinter der Buchstabenkombination steckt ein Projekt, das sich Affenarten in Ghana widmet. Seit 22 Jahren koordiniert der Heidelberger Zoo ein Artenschutzprojekt, das nicht nur Roloway-Meerkatzen und Weißscheitelmangaben zugute kommt – sondern dem gesamten Weltklima, denn es geht auch um den Erhalt des Regenwaldes. Nun gibt es einen Film über das Projekt. Er wurde gerade im „Gloria“-Kino uraufgeführt und kann ab sofort im Internet angeschaut werden.

Jeder Zoobesucher in Heidelberg unterstützt beim Kauf einer Eintrittskarte dieses Artenschutzprogramm: WAPCA steht für „West African Primate Conservation Action“ (westafrikanisches Primaten-Schutzprogramm) und ist 2001 vom Heidelberger Zoo gegründet worden.

Heidelberger Zoodirektor Klaus Wünnemann. © KATRIN RUECKES

Seit vielen Jahren züchtet der Zoo Heidelberg zum Beispiel die bedrohten Roloway-Meerkatzen. Nach der Gründung von WAPCA haben sich unter der Regie des Tiergartens in Heidelberg viele Zoos – wie etwa der Allwetterzoo Münster oder der Zoo Landau – organisiert, um sich gemeinsam für den Erhalt der Affen in der westafrikanischen Region einzusetzen. „Es gibt nicht mehr viele Roloways und Weißscheitelmangaben auf der Welt,“ erläuterte Zoodirektor Klaus Wünnemann. Und weil sich vor Ort keine Organisation fand, die sich für den Schutz der Primaten hätte einsetzen können, gründete der Heidelberger Zoo kurzerhand eine, die seither mit viel Energie gegen die Abholzung des Regenwalds und die Abschlachtung des „Bushmeat“ – der Wildtiere aus dem Regenwald – kämpft. Auch als Haustiere wurden die Weißscheitelmangaben eingefangen.

Über WAPCA und den Zoo Heidelberg

  • Das Projekt WAPCA (West African Primate Conservation Action) wurde 2001 vom Zoo Heidelberg gegründet und wird bis heute von hier aus koordiniert.
  • Das Artenschutzprojekt widmet sich dem Erhalt der Lebensräume von vor dem Aussterben bedrohten Primaten: dem Urwald in Westafrika.
  • Die nun präsentierte Dokumentation von der Produktionsfirma Frameland steht unter www.youtube.com auf der Youtube-Plattform des Heidelberger Zoos.

An intensive Wochen erinnert sich Filmemacher Immanuel Schulz (44), der mit seinem Bruder Salomon (37) und seiner Firma Frameland etwa dreieinhalb Wochen in Afrika verbrachte und vielschichtige Eindrücke sammelte. Die Primaten zu schützen, gehe nur, wenn dafür die Bewohner vor Ort gewonnen werden, erzählt Immanuel Schulz. WAPCA hat seinen Sitz in Accra, der Hauptstadt Ghanas, im Süd-Osten der Elfenbeinküste.

Erfolgreiche Schulprojekte

Bildungsarbeit steht im Mittelpunkt der Organisation, die bei Menschen vor Ort – vor allem über Besuche in den Schulen – ein Bewusstsein schaffen möchte für die Bedeutung des Erhalts der Lebensräume der bereits stark dezimierten Tiere und ihrer Umwelt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Es seien die „Ärmsten der Armen“, die illegal mit Motorsäge bewaffnet im dichten Dschungel Tropenholz ernten – „dahinter stehen meist korrupte Politiker“, erzählt der ältere der beiden Filmemacher. Er hat enge Beziehungen nach Heidelberg, studierte hier Biologie. Im Zoo bietet der Naturfotograf einmal im Jahr ein „Wunderwelten“-Festival an. „Morgens um 4 Uhr sind wir los, nach Einbruch der Dunkelheit kamen wir zurück ins Camp und haben das Bildmaterial gesichtet“, beschreibt Immanuel Schulz die Zeit mit WAPCA. Die sei nicht nicht immer ganz ungefährlich gewesen: Mit den Wildhütern seien sie auf Patrouille gewesen, als sie plötzlich Sägengeräusche hörten und schließlich den Holzdieb entdeckten, dem die Säge abgenommen wurde. Aber auch fröhliche Erinnerungen haben die beiden mitgebracht. Mit Schulkindern bauten die Brüder unter anderem Wildkameras auf – und kamen eine Woche später zurück, um zu sehen, welche wilden Tiere die Kameras eingefangen hatten. „Kinder entwickeln so früh Wertschätzung für die Tiere und die Natur“, beschreibt der Filmautor den pädagogischen Ansatz der WAPCA-Schulprojekte.

Mehr zum Thema

Erste Untersuchung

Nachwuchs bei den Tigern im Heidelberger Zoo: Die Geschwister haben jetzt Namen

Veröffentlicht
Von
Redaktion
Mehr erfahren
Heidelberg

Zoo Heidelberg: Schimpansenweibchen Heidi ist tot

Veröffentlicht
Von
yt
Mehr erfahren

Mit den Forstbehörden arbeitet WAPCA ebenfalls eng zusammen. Denn jedes Stück Urwald, das in einen Bauerngarten oder für eine Plantage abgeholzt wird, geht als Lebensraum für die rar gewordenen Primaten verloren – und zwar für immer. Viele Filmminuten drehten die Brüder aus Ravensburg mit Drohnen: Aus der Luft können sie am besten zeigen, wie ein intakter Urwald aussieht – und wie ein gerodeter.

20-minütiger Film

„Mehr als vier Stunden Schlaf waren nicht drin“, erinnert sich Immanuel Schulz. Dank eines Fahrers kamen noch ein paar Minuten Schlaf im Auto dazu. Etwa 20 Minuten lang ist der Film geworden, der nach seiner Uraufführung nun auf dem Youtube-Kanal des Zoos angeschaut werden kann.

Der Mokoyaala-Chor begleitete die Uraufführung der Dokumentation im „Gloria“-Kino mit Liedern in der Sprache der südafrikanischen Zulu und in Kisuaheli. (Bild: Zoo)

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke