Heidelberg. „Schattenkinder“ werden sie genannt: Mädchen und Jungen, die in der Familie zurückstecken müssen, weil die Eltern ihre ganze Kraft in die Betreuung eines an Krebs erkrankten Geschwisters stecken. Im Heidelberger Waldpiraten-Camp bekommen diese Kinder genauso viel Aufmerksamkeit wie die Erkrankten: Acht Tage lang erleben sie in Waldnähe hoch über der Stadt eine möglichst unbeschwerte Zeit. Möglich macht das neben der Deutschen Kinderkrebsstiftung auch die Isabell-Zachert-Stiftung aus Bonn. Sie finanziert in diesem Jahr zwei komplette Camps. Stiftungsvorstand Matthias Zachert hat am Freitag einen symbolischen Scheck in Höhe von 100 000 Euro an die stellvertretende Campleiterin Alicia Amberger und an Benedikt Geldmacher, den Vorsitzenden der Deutschen Kinderkrebsstiftung, überreicht.
Seit der Gründung des Waldpiratencamps 2003 unterstützt die Isabell-Zachert-Stiftung die Einrichtung mit jeweils fünf- oder sechsstelligen Beträgen. Gegründet hat die Stiftung Christel Zachert, die Mutter des jetzigen Vorstands, nach dem Krebstod ihrer Tochter Isabell am 1. April 1995. Christel Zachert hat drei Bücher über sich und ihre Tochter geschrieben. Der Verkaufserfolg des erstes Buches („Wir treffen uns wieder in meinem Paradies“) - das Buch wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und gerade zum 40. Todestag von Isabell als Taschenbuch neu aufgelegt - legte den Grundstock für die Stiftung.
Generationswechsel bei Herzensprojekt der Familie
Jedes Jahr kam Christel Zachert - meist in Begleitung ihres Mannes Hans-Ludwig Zachert, dem langjährigen Chef des Bundeskriminalamtes, einmal pro Jahr nach Heidelberg, um mit den Kindern des Camps ein paar Stunden zu verbringen und von sich und ihrer Familie zu erzählen. Nun hat das ihr Sohn Matthias übernommen. Der Vater von vier Kindern und Manager eines Großkonzerns hat sich einen ganzen Tag freigeschaufelt für das Waldpiraten-Camp, das er als Herzensprojekt seiner Familie beschreibt. Und damit die familiäre Bindung auch so eng bleibt, hat er seine drei Töchter mitgebracht, die gleich in eine Werkstatt verschwinden, wo sie gemeinsam mit den Camp-Teilnehmern Drucke herstellen. Wie sich „Schattenkinder“ fühlen, weiß Matthias Zachert sehr genau: Seine ein Jahr ältere Schwester Isabell starb, als er 15 Jahre alt war: „Wir haben als Familie selbst die Sorgen und Schmerzen erlebt, die auch die Camp-Teilnehmer durchgemacht haben.“
Zachert erinnert sich aber auch sehr daran, wie seine Eltern ihm und seinen Geschwistern ein paar Tage unbeschwertes Familienleben im Schwarzwald geschenkt haben. „Tage voller Freude und Spaß“ seien das gewesen, die die Familie wieder zusammengeschweißt hätten. „Die Gemeinschaft ist gerade in solch schwierigen Lebensphasen so wichtig“, unterstreicht er einen weiteren heilsamen Aspekt der Camps.
Der nun mitgebrachte Scheck der Zacherts finanziert indes nicht nur zwei Camps 2024, sondern gibt auch einen Vorschuss auf das kommende Jahr. „Wir sind sehr dankbar über solch verlässliche Unterstützer“, bedankt sich Geldmacher, der kürzlich auch in den Vorstand der Zachert-Stiftung berufen wurde. Er weiß ebenfalls, was die Krankheit Krebs Familien antun kann: Sein Sohn Tom starb mit vier Jahren an einem Gehirntumor.
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