Messe

Warum bei "Wein am Dom" in Speyer die Champions League fehlt

Wo ist die Prominenz? Tausende Tickets sind für die größte Weinmesse in der Pfalz am Wochenende in der Domstadt fast komplett vergriffen, aber die bekanntesten Namen fehlen. Warum eigentlich?

Von 
Stephan Alfter
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Trinkfreudig: Zwei Tage dreht sich in der Innenstadt vieles um Wein. © K. Venus

Wer alle 800 Weine probieren möchte, die am kommenden Samstag und Sonntag rund um den Speyerer Dom angeboten werden, steht hinsichtlich der zu erwartenden gesundheitlichen Kollateralschäden vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Auf der größten Messe, die die Pfalz in diesem Segment zu bieten hat, präsentieren namhafte Betriebe die ersten Erzeugnisse aus der Ernte des Herbstes 2022. Wer eine Karte für 35 Euro ergattert hat, darf theoretisch überall kosten. Neudeutsch würde man hier von einer Flatrate wie bei einem Handyvertrag sprechen. Und vielleicht liegt darin ein Problem. Jedenfalls ist das Tagesticket für den Samstag bereits ausverkauft.

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Josef Greilinger ist darüber alles andere als traurig. Als Geschäftsführer des Vereins Pfalzwein hätte er alles richtig gemacht, wenn das Fazit der Veranstaltung am Montag lauten würde, dass man viele Pfalz-Konsumenten begeistern konnte. Schließlich handelt es sich ja um eine Leistungsschau. Damit verbunden ist der Wunsch der Anbieter, ein möglichst großes Folgegeschäft zu haben. Davon sind jedoch offensichtlich nicht alle überzeugt, denn nach den ganz großen Namen im hiesigen Weinbusiness sucht man vergeblich. Um es im Fußball-Jargon zu sagen: Bei „Wein am Dom“ wird zwar gutes und sehr gutes Bundesliga-Niveau geboten, die Champions-League-Clubs stehen am Samstag jedoch nicht auf dem Spielfeld.

Kein Knipser, kein Bassermann

Warum das so ist? Wer Hans-Jörg Rebholz fragt, bekommt eine einigermaßen differenzierte Antwort. Rebholz ist in der Pfalz Vorsitzender des Verbands der Prädikatsweingüter, also jener 27 pfälzischen Betriebe, die in der Vergangenheit in den Augen ihrer Kollegen die besten Erzeugnisse abgeliefert haben.

Ob Reichsrat von Buhl, Bassermann-Jordan, Knipser, Bürklin-Wolf, Bergdolt, Dr. Wehrheim oder Müller-Catoir - keiner dieser Betriebe ist dabei, wenn die große Probierrunde vor ausverkauftem Haus am Samstagvormittag angepfiffen wird. Das war in der Vergangenheit schon mal anders. Nach Jahren in Bad Dürkheim wechselte die Messe 2013 in die Domstadt - mit einigen VDP- Vertretern. Hans-Jörg Rebholz führt vor allem die Corona-Zeit ins Feld, während der auch die VDP-Kollegen eine Bilanz ihrer Arbeit gezogen hätten - um hernach Belastungen neu zu strukturieren. Allen sei es aber von Verbandsseite freigestellt gewesen, sich bei „Wein am Dom“ zu beteiligen. Immerhin geht es dort auch um ein Gesamtbild der pfälzischen Weinbranche. Rebholz nimmt das Wort Flatrate hörbar ungern in den Mund, transportiert damit aber durchaus die Sichtweise, dass sich die VDP-Kollegen gerne zurückhalten, wenn es um den Eventcharakter geht, den „Wein am Dom“ auch verkörpert. Der Gedanke, dass sich die Konsumenten vorwiegend an den feinen Flaschen der angesehensten Weingüter ergötzen, liegt schließlich nicht ganz fern. Andere Verbände wie Bioland oder Ecovin würden sich dieses Jahr auch nicht beteiligen, führt Rebholz an.

Weniger Weingüter dabei als 2019

Lukas Nägele ist Geschäftsführer beim Weingut Bassermann-Jordan und spricht von einer Vielzahl an Veranstaltungen, bei denen sein Betrieb vertreten sei. Grundsätzlich zeige sich Bassermann-Jordan gerne im Kreis der pfälzischen Kollegen, aber die Kapazitäten seien eben auch knapp angesichts einer Unzahl an Terminen. So ist die Anzahl der Weingüter, die sich bei „Wein am Dom“ präsentieren, insgesamt gesunken. Von den 1150 pfälzischen Weingütern, die sich selbst vermarkten, sind 130 in Speyer dabei. Im Jahr 2019 waren es noch etwa 200. Damals kamen 4000 Besucher.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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