Marketing

Zum Wohl die Pfalz: Darum sind die Weingläser aus dem Logo verschwunden

Der Zeitgeist regiert: Die „PFALZ“ will anziehender und selbstbewusster werden und verwendet in der Vermarktung eine neue Bildersprache. Es geht um das Lebensgefühl - in dem Wein nicht unbedingt Alkohol enthalten muss

Von 
Stephan Alfter
Lesedauer: 
So ganz ohne Wein geht es doch nicht: Gerhard Brauer, Boris Kranz, Hans-Ulrich Ihlenfeld, Tobias Kauf und Joseph Greilinger werben für die Pfalz. © Lucie Greiner/Medienagenten

Darf man eigentlich noch zwei gefüllte Weingläser abbilden, wenn man für die Pfalz werben will? Schließlich handelt es sich um Alkohol - und damit im schlimmsten Fall sogar um eine Droge. Passt es noch in unsere Zeit, wenn der Werbeslogan, der die Region in vier Worte pressen soll, „Zum Wohl. Die Pfalz“ heißt? Verführt das im Worst-Case nicht einfach nur - zum „Saufen“?

„Alles wird neu“ war eine Pressekonferenz überschrieben, die am Dienstagvormittag in schönster Weinlage zwischen Ruppertsberg und Deidesheim, Luftlinie 22,3 Kilometer von Mannheim entfernt, stattfand. Mancher mag angesichts der Veranstaltungsüberschrift schon Sorge gehabt haben, dass am Haardtrand die ersten Reben abgeschraubt werden. Unbegründet.

Veränderungen in Typographie und Stil in der Werbung für die Pfalz © L. Greiner

Am Ende stand fest, dass gar nicht alles neu wird - aber vieles irgendwie anders. Hintergrund: Gerade ist in Düsseldorf die weltgrößte Getränkemesse „ProWein“ zu Ende gegangen und wenn man etwa Felix Eschenauer, Chefkommunikator der großen Dürkheimer Weinmarketing-Agentur „Medienagenten“ Glauben schenkt, dann wird das Thema alkoholfreier Wein in der Branche gerade groß gespielt. „Der Zeitgeist ist ein anderer“, sagt Eschenauer und jenem Zeitgeist passt man nun die Bilder- und Logosprache an, mit der man für die Pfalz wirbt. Weniger volle Weingläser, mehr Lebensgefühl.

In der Pfalz - das muss vorweggeschickt werden - tat man sich in den vergangenen Jahr(zehnt)en noch schwer mit einem gemeinsamen Marketing-Konzept. Hier „Südliche Weinstraße“, dort „Deutsche Weinstraße“. Hier der Gemüsegarten Deutschlands in der Rheinebene, dort der Pfälzerwald hinter den Weinreben. Hier das Dahner Felsenland, dort der Donnersberg. Dass Wein und Tourismus eigentlich Zwillinge sind, sah man ebenfalls vor lauter Reben lange nicht.

Tourismus in der Pfalz: 2,2 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr

Joseph Greilinger ist als Geschäftsführer für Marketing und Kommunikation bei „Pfalzwein“ zuständig - ein Typ, der weiß, wie man Image-Kampagnen fährt und Marken entwickelt. Dass „Zum Wohl die Pfalz“ seit Jahrzehnten ein starker Slogan ist, der dazu beigetragen hat, dem pfälzischen Wein eine Bekanntheit über Deutschland hinaus zu sichern, weiß er. Und diesem Umstand ist es auch geschuldet, dass dieser Slogan erhalten bleibt. Nicht alles neu also. Das „Zum Wohl“ tritt im neu entwickelten Logo allerdings etwas in den Hintergrund und „Die Pfalz“ wird mit dicken Lettern betont. Das ist ganz im Sinne von Tobias Kauf, der im vergangenen Jahr auf Detlev Janik als Geschäftsführer bei Pfalz.Touristik folgte. Welche Wertschöpfungsketten hier liegen, beschreibt die Summe von 2,2 Milliarden Euro pro Jahr. Wie Greilinger plädiert Kauf dafür, die Marke Pfalz selbstbewusster zu bewerben, um „Pfunde stärker zu heben“, wie er sagte. Bauch rein, Brust raus - so könnte man das übersetzen, wenn er von einer „der schönsten Genussregionen“ der Republik spricht. Kauf und Greilinger wollen eine Dachmarke initiieren, die über Wein und Tourismus hinaus für den Lebensraum Pfalz steht. „Kölle, Du bis e jeföhl“, heißt es in der rheinischen Metropole und kommt dem Anspruch der Pfalz damit wohl recht nah.

Pfalzwein e.V.

  • Pfalzwein e.V. betreibt seit den Anfängen der Weinvermarktung 1952 die offizielle Weinwerbung für die Pfalz im In- und Ausland.
  • Gemeinsam mit Pfalz.Marketing und Pfalz-Touristik arbeitet Pfalzwein an der Attraktivität der Region.

Man hat sich während der Corona-Zeit intensiv mit den Kernwerten beschäftigt, die die Pfalz am ehesten beschreiben. Hervorgegangen sind Begriffe wie Lässigkeit, Gelassenheit, Gastfreundlichkeit, Naturschönheit, Terroir. Dass man in der Pfalz schnell per Du ist, ist ein Merkmal, das man in der Werbung herausstellen möchte.

Mehr zum Thema

Rhein-Neckar

Wein in Bierflaschen – Mehrweg im Blick

Veröffentlicht
Von
Pascal Eichner
Mehr erfahren
Musik und Genuss

„Bülent Blanc“ oder Apaches Cuvée – welche regionalen Künstler auf Wein setzen

Veröffentlicht
Von
Jörg-Peter Klotz
Mehr erfahren

Den ganzen Landstrich will man als „Terroir der Gelassenheit“ in den Fokus rücken - als eine Region, die für das gelebte Miteinander zwischen Jung und Alt steht. Als Platz, wo Schoppenwein und Großes Gewächs sich nicht ausschließen. Als Ort, wo Hochküche und Hausmacher nebeneinander existieren. Ab 2024 soll die zugehörige Kampagne starten, die sich klassisch in Printerzeugnissen, aber vor allem über Filme und Texte in digitalen Netzwerken verbreiten soll.

Pressekonferenz mit Wein um 11 Uhr morgens - nur in der Pfalz

Laut einer Studie von „Destination Brand“ kennen 75 Prozent der Deutschen die Pfalz als Urlaubsregion. Mitunter hätten einzelne Dörfer und Städte aber nur den eigenen Kirchturm gesehen, hat man inzwischen festgestellt. Der Anspruch müsse es sein, Naturlandschaft, Freizeitangebot und Kulinarik als gemeinsame Kernwerte zu bewerben. Dass Wein weiter eine Hauptrolle spielt, konnte man dann doch nicht ganz verbergen. Auf welcher Pressekonferenz dieser Welt gibt es morgens um 11 Uhr Wein? Wohl nur in der Pfalz.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen