Heidelberg. Die niedrigen Inzidenzwerte und die damit verbundenen Lockerungen haben am langen Pfingstwochenende unzählige Leute nach Heidelberg gelockt. Bereits an den Vormittagen waren die Parkhäuser in der Altstadt dicht, es bildeten sich lange Autoschlangen in den Straßen. Auch vor Geschäften, in denen man ohne Termin einkaufen konnte, standen die Menschen an. Tische und Stühle vor Restaurants und Kneipen waren heiß begehrt.
In sozialen Netzwerken wie Facebook reagierten die Nutzer unterschiedlich auf die vollen Gassen: Während die einen das Verhalten kritisierten („Wie die Lemminge ... Vernunft muss der Mensch lernen, was vielen nicht gelungen ist“ oder „Hoffentlich sind die meisten Heidelberger da weggeblieben, so dass die Zahlen bei uns nicht wieder in die Höhe schießen“) freuten sich andere („So machen wenigstens die Läden Umsatz“ oder „Schön, dass die Leute unterwegs sind!“).
Viel zu tun hatte am verlängerten Wochenende auch die Polizei: Hunderte Menschen hatten in der Innenstadt von Heidelberg gefeiert – dabei ist es auch zu Randale und Angriffe auf die Polizei gekommen. Wegen der Ausschreitungen wird wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt, wie die Beamten mitteilten. Es sei eine Ermittlungsgruppe eingerichtet worden.
Die Stadt verurteilte die Ausschreitungen auf der Neckarwiese und in der Altstadt und reagierte darauf am Montag mit einem kurzfristigen Aufenthaltsverbot. „Von Montag, 24. Mai, 20 Uhr, bis Dienstag, 25. Mai, 6 Uhr, ist der Aufenthalt auf der Neckarwiese verboten“, hieß es in einer Mitteilung. Das Verbot reiche von der Ernst-Walz-Brücke bis 500 Meter östlich der Theodor-Heuss-Brücke. Ein Großaufgebot an Polizei und Ordnungskräften werde im Einsatz sein, um das Verbot durchzusetzen, hieß es. Ob in den kommenden Tagen weitere Maßnahmen nötig seien, werden Stadt und Polizei am Dienstag beraten.
„Wir sind schockiert über das Ausmaß an Gewaltbereitschaft und inakzeptablem Verhalten, das wir an den Pfingsttagen in Heidelberg gesehen haben. Stadt und Polizei werden dagegen mit aller Härte vorgehen“, betonte Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner.
Flaschenwürfe auf Polizisten
Am Samstagabend hatten sich in der Stadt immer mehr Menschen versammelt. In der Spitze waren in der Altstadt rund 400 und auf der Neckarwiese bis zu 1000 überwiegend junge Menschen zusammen gekommen. Gegen 23.30 Uhr habe sich das zunächst ruhige Stimmungsbild verändert und die Menschen seien zunehmend alkoholisiert und verbal aggressiv gewesen, hieß es.
Auch in der Nacht zum Montag feierten abermals Hunderte Menschen. Man sei mit starken Kräften im Einsatz gewesen, teilte die Polizei am Montag mit. Da sich die etwa 400 Feiernden auch nach Aufforderung nicht an die Corona-Regeln hielten, wurde die Neckarwiese geräumt. Die betrunkenen und teils aggressiven Menschen seien der Aufforderung widerwillig nachgekommen. Auch in der Altstadt seien immer wieder größere Gruppen aufgelöst worden.
Am Wochenende waren in der Nacht auf Sonntag Polizisten kurz nach ein Uhr wegen zu lauter Musik auf der Neckarwiese eingeschritten. Danach seien die Beamten mit Flaschen beworfen worden, teilte die Polizei mit. Mit Unterstützung weiterer Kräfte sei es gelungen, einen Großteil der Menschen zum Gehen zu bewegen. 50 bis 80 Menschen hätten sich aber auch gegen drei Uhr noch geweigert, zu gehen. Parkbänke, ein Verkaufsstand und ein Corona-Testzelt wurden beschädigt. Drei Beamte wurden verletzt und acht Autos der Polizei beschädigt. Rund 300 Menschen hätten die Randalierer zudem angefeuert.
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