Heidelberg. Was Corona zuletzt nicht vermochte, hat die Vogelgrippe geschafft: Seit diesem Donnerstag ist der Heidelberger Zoo geschlossen. Dies hat die Landesregierung in Abstimmung mit dem Veterinäramt der Stadt Heidelberg und dem Zoo angeordnet. Damit soll verhindert werden, dass das Virus mit der Bezeichnung H5N1 weiter verbreitet wird. Wann die Tore wieder öffnen, ist derzeit noch nicht absehbar.
Eine Rothalsgans war Anfang Januar im Bereich des Geysirsees an der Vogelgrippe verendet. Seitdem untersuchen die Veterinäre alle Vögel des Zoos. Bislang habe man bei drei weiteren Tieren eine Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus festgestellt, bestätigte eine Sprecherin der Einrichtung am Donnerstag. Alle drei Vögel, die ebenfalls wie die Rothalsgans im Bereich des Geysirsees Sees zuhause waren, leben nicht mehr.
„Wir haben die Einrichtung nun geschlossen, um in Ruhe die Lage zu sondieren“, so die Sprecherin. Aktuell arbeite man gemeinsam mit dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und der Veterinärabteilung der Stadt an einem Konzept, wie der Zoo schnellstmöglich wieder öffnen kann.
Derzeit wütet in Europa die stärkste Vogelgrippe-Welle überhaupt. Der Zoo geht davon aus, dass sich die Rothalsgans an einem der Wildvögel angesteckt hat, die gerne und regelmäßig in der Einrichtung im Neuenheimer Feld rasten. Deshalb setzt der Zoo nun alles daran, dass die eigenen Tiere nach Möglichkeit nicht mehr in Kontakt mit den Wildvögeln kommen. Die Inkaseeschwalben, Graumöven und anderen Küstenvögel tummeln sich nun im Haus. Volieren sind von oben mit Planen bedeckt, damit kein Kot von Wildvögeln hineinfällt. Denn über diesen wird das Virus ebenfalls übertragen. Die Netze der Domizile sind so engmaschig, dass selbst Spatzen nicht mehr hindurchkommen. Und außerdem hat der Zoo die Wasserflächen abgelassen, damit die Wildvögel erst gar keinen Anreiz mehr haben, eine Pause im Heidelberger Zoo einzulegen.
Unterdessen laufen die Untersuchungen der Veterinäre am Bestand, um mögliche weitere Ansteckungsfälle zu identifizieren. Die Schließung hat weniger mit der Gefahr einer Ansteckung für die Besucher zu tun. Denn das Risiko für Menschen, sich mit der Vogelgrippe anzustecken, ist laut Einschätzung des Robert-Koch-Instituts sehr gering und betreffe nur Menschen, die sehr engen Kontakt zum Federvieh haben. Vielmehr will der Zoo die Verbreitung des Virus unterbinden. Besucher könnten über kontaminierten Vogelkot das Virus sowohl in den Zoo hineintragen als auch hinausbringen.
Keine toten Tiere anfassen
Trotz der geringen Ansteckungsgefahr für Menschen appellieren die Veterinäre, kranke oder verendete Vögel, die sie bei Spaziergängen finden, nicht zu berühren. Auch sollten sie ihre Hunde nicht daran schnuppern oder die toten Tiere gar fressen lassen. Stattdessen sollten sie sich ans Veterinäramt (E-Mail-Adresse: veterinaeramt@heidelberg.de) wenden und die Fundstelle melden.
Für den Zoo bedeutet die Schließung auch einen wirtschaftlichen Verlust durch entgangene Eintrittsgelder. In der Nebensaison besuchen täglich rund 100 bis 200 Menschen die Anlagen, am Wochenende auch deutlich mehr.
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