Heidelberg. „Der Mann lag auf einer Wiese, in der Nähe eines Gebüschs. Gesicht und Oberkörper waren blutüberströmt“: So schildert ein Polizeibeamter, was er mit einem Kollegen am 24. August 2023 sah. Die beiden kamen mit ihrem Streifenwagen zuerst am Tatort in Dossenheim an und leisteten erst einmal Erste Hilfe, bevor sie ermitteln konnten.
Der Geschädigte sei kaum ansprechbar gewesen. Sprachprobleme erschwerten es den Beamten in jener Nacht zusätzlich, sich ein Bild vom Geschehen zu machen. Im Prozess um einen versuchten Mord auf einem Parkplatz bei der Schauenburg zieht sich die Beweisaufnahme hin; zwei zusätzliche Termine sind für die am 30. April begonnene Verhandlung im Juni angesetzt worden. Ein wichtiger Zeuge hält sich offenbar im Ausland auf.
Überfall auf Dossenheimer Wanderparkplatz: Es geht um versuchten Mord
Die Sechste Große Strafkammer als Schwurgericht unter dem Vorsitz von Richter Jochen Herkle versucht herauszuarbeiten, was sich zwischen den drei Männern abgespielt hat, die mit einem Auto gemeinsam aus der Gegend um Offenbach nach Heidelberg gekommen waren.
Der eine, ein fast 37-Jähriger, sitzt nun auf der Anklagebank und muss sich unter anderem wegen versuchten Mordes verantworten. Der andere, ein 59-Jähriger, hat Tage in einem Krankenhaus verbracht und ist vor allem psychisch noch stark beeinträchtigt von dem Geschehen im August. Der Gutachten einer Gerichtshilfe in Hessen bestätigt das - weshalb der damals Schwerverletzte am ersten Verhandlungstag nicht im gleichen Saal wie der Angeklagte angehört wird, sondern in einem anderen Gerichtsraum. Die den Angeklagten schwer belastende Aussage wird via Videotechnik in den Gerichtssaal übertragen.
Der Angeklagte soll sein Opfer unvermittelt mit einem Messer attackiert und ihm eine sechs Zentimeter lange Schnittwunde zwischen Mund und Kinn zugefügt haben. Nach mehreren Tritten gegen den Kopf seines Kontrahenten habe er ihn liegenlassen. Weil Heimtücke und die Verdeckung einer anderen Straftat erfüllt sein sollen, geht die Staatsanwaltschaft von versuchtem Mord aus.
Der Angeklagte war nach der Tat im Wagen des Geschädigten mit seinem Handy und seinem Geld davongebraust und auf dem Weg nach Polen gestoppt worden. „Es war mein Auto“, hatte der fast 37 Jahre alte Angeklagte ausgesagt. Der Mann, für den er auf Baustellen gearbeitet hatte, habe es ihm versprochen, wenn er Papiere für seinen Sohn organisiere. War es ein gezielter Angriff auf das Leben des 59-Jährigen - oder doch ein zu Faustschlägen und Tritten eskalierter Streit?
Versuchter Mord in Dossenheim: Dritter Mann hält sich in Georgien auf
Am ersten Prozesstag vor dem Heidelberger Landgericht waren die Darstellungen vom Angeklagten und dem mutmaßlichen Opfer weit auseinander gegangen. Eine wichtige Rolle dürfte daher dem dritten Mann zukommen. Doch der halte sich in Georgien auf und sehe keine Möglichkeit, die Reisekosten nach Deutschland vorzustrecken, wird bei der Verhandlung nun bekannt. Auch die Botschaft ist eingebunden.
Ein Ex-Polizeibeamter, der perfekt Türkisch spricht, bekam in der Tatnacht die Aufgabe, mit dem Zeugen zu telefonieren, um etwas Licht ins Geschehen zu bringen. Dieser dritte Mann habe ihm erzählt, er sei aus Angst weggerannt. Der Angeklagte soll gedroht haben, ihn zu töten, wenn er der Polizei etwas vom Geschehen erzähle.
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