Turnhalle

Turnzentrum Heidelberg: Wo Fabian Hambüchen zu schwärmen beginnt

Der Anbau des Turnzentrums Süd in Heidelberg hat eine lange Vorgeschichte. Nun ist die 5,7 Millionen Euro teure Erweiterung fertig - und selbst der Olympiasieger von 2016 am Reck, Fabian Hambüchen, gerät ins Schwärmen

Von 
Michaela Roßner
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Bundesliga-Turner zeigten bei der Eröffnung der neuen Geräteturnhalle in Heidelberg-Kirchheim ihr Können. © Philipp Rothe

Heidelberg. Selbst Weltmeister und Olympiasieger kommen da ins Schwärmen: Zur Eröffnung des Erweiterungsbaus im Heidelberger Turnzentrum haben die einstigen Leistungssportler Eberhard Gienger und Florian Hambüchen Bau und Ausstattung der neuen Geräteturnhalle gelobt. Viele Jahre ist in der Stadt über die Vergrößerung des 1988 eröffneten Turnzentrums diskutiert worden. Nach zwei Jahren Bauzeit finden nun nicht nur angehende Leistungsturner hier beste Trainingsbedingungen, sondern auch Breitensportler. 5,7 Millionen Euro hat die Geräteturnhalle gekostet. Mit 270 000 Euro unterstützte das Land Baden-Württemberg die Investition.

"Ein besonderer Tag für die Sportstadt Heidelberg"

Von einem „besonderen Tag für die Sportstadt Heidelberg“ sprach Oberbürgermeister Eckart Würzner vor geladenen Gästen aus Sport und Stadtpolitik am Montagnachmittag. Der Neubau schaffe „ausgezeichnete Bedingungen“: „Damit stärken wir den Turnnachwuchs in unserer Stadt.“ ZDF-Sportmoderator Norbert König moderierte den Festakt. Aus den USA war per Videokonferenztechnik der frühere Leiter des Turnzentrums, Dieter Hofer, zugeschaltet.

Turnzentrum in Heidelberg

  • Das Turnzentrum Heidelberg wurde 1988 in Betrieb genommen und versteht sich als ein Zentrum des Bewegungslernens.
  • Es ist Heimat der „Kinder in Bewegung“ (KiB).
  • Seit den 1990er Jahren ist das Turnzentrum als Bundesstützpunkt der Kategorie II (Nachwuchsstützpunkt) anerkannt.
  • 2006 gab es vom Deutschen Turner-Bund die Verleihung der Prädikate „DTB-Turn-Talentschule“ und „DTB-Turnzentrum“.

 

Ohne ihn und seinen unermüdlichen Einsatz für die Erweiterung, lobte Würzner, würde es die Halle wohl heute nicht geben. Passende sportliche Metaphern nutzte Baubürgermeister Jürgen Odszuck, um die Geschichte des Projekts zusammenzufassen. So habe man Klimmzüge machen, manche Hürde überwinden und auch einige Drehungen und Wendungen erleben müssen. Als die ersten Überlegungen zum Neubau vor Jahrzehnten begannen, sei man noch von Baukosten in Höhe von drei Millionen Euro ausgegangen.

Viele Hürden überwunden

2019 war man bei 4,2 Millionen und hatte da schon die Idee entwickelt, eine reine Übungshalle zu errichten und an das Bestandsgebäude anzudocken - so konnte die besonders teure Infrastruktur wie Umkleiden und Sanitäranlagen mitgenutzt werden. Diese Pläne überzeugten zunächst den Bezirks- und dann den Gemeinderat. „Und dann kam die Pandemie“, verwies der Baubürgermeister auf die sofortige Aussetzung aller kommunalen Baupläne. Ab März 2021 ging es allerdings los mit dem Gießen der Bodenplatte. Keine schlichte Sache, denn wegen der mehr als 2,50 Meter großen Fallgruben und der sicheren Verankerung der dauerhaft installierten Turngeräte sei das Fundament eine knifflige „Berg- und Tal-Landschaft“.

Sieht auch kopfüber gut aus: Bundesliga-Turner weihen die neue Geräteturnhalle in Heidelberg-Kirchheim ein. © Philipp Rothe

Die Halle selbst, die nur zum Training und nicht für Wettkämpfe genutzt werden darf, wurde aus vorgefertigte Holzbauteilen zusammengesetzt. „Durch die Holzbauweise wurde eine Tonne Kohlenstoff pro Kubikmeter Holz gebunden“, verweist Odszuck auf den Nachhaltigkeitsaspekt. Die Halle wurde nach den städtischen Vorgaben im energieeffizienten Passivhausstandard gebaut. Die hohe Decke und die Wandelemente sind aus weißem Holz, große Fenster lassen viel Licht herein und dienen gleichzeitig als Fluchtwege im Brandfall. Da die Halle eine reine Übungshalle und eben keine Mehrzweckhalle sei, habe man weniger in die Umsetzung von Brandschutzauflagen investieren müssen, beschreibt Odszuck einen weiteren Aspekt.

Vier Vereine arbeiten zusammen

1991 hatten drei Heidelberger Vereine die Kunst-Turn-Gemeinschaft (KTG) Heidelberg gegründet, die Hausherrin der Halle ist: Heidelberger TV, TSV Pfaffengrund und SG Heidelberg-Kirchheim. 2009 kam der TB Rohrbach hinzu. Das Turnzentrum wurde für den Deutschen Turner-Bund zum Nachwuchsstützpunkt. Seit 1999 gibt es im Turnzentrum die von Dieter Hofer gegründete Turnschule „Kinder in Bewegung“. Mädchen und Jungen dieser Gruppen im Alter zwischen vier und sechs Jahren durften denn auch bei der Eröffnungsfeier als erste die Trainingsgeräte vorführen.

„Solche Hallen machen Mut.“
Fabian Hambüchen Olympiasieger

So bringt eine Art Hühnerleiter die Kleinen ans Reck, und mit einem tonnenförmigen Polster rollen sie spielerisch und leicht rückwärts in einen Handstand. „Wahnsinnig toll ausgestattet“, staunt Hambüchen. Der 35-jährige Olympiasieger betont: „Solche Hallen machen Mut.“ Ans Reck wagte sich der einstige Leistungssportler, der sich 2016 mit einer angerissenen Sehne in der Schulter in Rio die Goldmedaille erturnte, zwar nicht. Aber auf dem Trampolin sprang er einen Salto.

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Und Heidelberg mag er auch: „Ich habe regelmäßig in Eppelheim bei Turnieren geturnt, habe Freunde hier und besuche die Stadt sehr gerne“, sagt er, bevor er die Stahlfedern des Schwingbodens testet und anerkennend den Daumen hebt - zuversichtlich, dass sich in einer solchen Halle vielleicht auch ganz bald mal wieder erfolgreicher Nachwuchs zu einem internationalen Titel vorturnt.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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