Freinsheim/Bad Dürkheim. Ein Loch im Tank hat keiner gern, Mofabesitzer Frank alias „Kette“ hat gleich zwei und das mit Absicht. Er hat sein komplett überarbeitetes Hercules-Mofa mit einem Zündapp-Tank ausgestattet, in den er horizontal zwei Rohre eingeschweißt hat. „Da kann man durch gucken“, sagt der 54-Jährige am Samstag auf einem schattigen Gelände am Rande von Freinsheim. „Kette“ hat zudem den Rahmen verkürzt, Teile anderer Hersteller verbaut - und manche ganz neu geschaffen. „Der Sattel war einmal ein altes Sägeblatt“, sagt er. „Und die Scheibenräder hinten waren alte Verkehrsschilder.“ Gut ein Jahr hat der Gas-/Wasserinstallateur an dem Gefährt in schmuckem Orange getüftelt, ebenso lang wie an einem anderen, ebenfalls nicht zugelassenen Hercules-Mofa daneben, das vorne eine kleine Ente ziert, die Ventil-Kappen haben die Form eines kleinen Dubbeglases. Das müsse ein Pfälzer immer dabeihaben, sagt „Kette“. „Das leuchtet nachts.“
„Kette“ gehört zum Mofaclub „Limit Schleicher“, dessen Mitglieder aus dem Raum Bad Dürkheim kommen. Sie haben sich trotz der Hitze getroffen, weil die „Limit Schleicher“ in diesem Jahr erneut Teil einer außergewöhnlichen Benefizaktion sind: der Mofa- und Moped-Tour, kurz MoMoTo. Dabei durchqueren Mofaclubs etappenweise Deutschland von Nord nach Süd oder umgekehrt, jeweils ein Club ist für die Organisation eines Abschnitts zuständig. Jeder Club sammelt zudem für ein lokales Kinderhilfsprojekt. Hat er seine Etappe bewältigt, übergibt er den „goldenen Tank“ - eine Art Staffelstab - an den nächsten Club.
Die „Limit Schleicher“ warten gerade auf die „Mofa Wölfe Wolfstein“ aus dem Kreis Kusel, die den Tank am Vortag daheim vom „Mofa Klubb Primstal“ übernommen haben. Zeit, um zu fragen, was erwachsene Männer am Mofa fasziniert. Es sei eine Erinnerung an früher, sagt der 54-Jährige Joe, der nach eigenen Angaben acht Hercules-Mofas daheim hat. Georg oder „Schorsch“ alias „Hackel“ hebt zudem die einfache Technik hervor, die problemlos Zugriffe erlaubt. „Man fühlt sich zehn oder 20 Jahre jünger, wenn man drauf sitzt“, sagt Frederik Gumbinger (36), der das Fahren entspannend findet. Nach kurzer Zeit sei er „kopfmäßig frei“. Gesammelt haben die „Limit Schleicher“ für das Kinderheim Oberotterbach in Weisenheim am Sand. Schöner als anonym zu spenden sei es, das Geld regional einzusetzen, sagt „Hackel“.
Mit etwa zweistündiger Verspätung trudeln die „Mofa Wölfe Wolfstein“ ein. Für die 80 Kilometer in der Sonne bei mehr als 30 Grad hat die Gruppe sechseinhalb Stunden gebraucht, eine Vollsperrung in Fischbach bei Hochspeyer zwang sie zum Umweg durch den Pfälzerwald. Präsident Marco Fleischhauer ist sauer. Zweimal sei er die Strecke zuvor abgefahren, sagt er, überraschend sei dann am Freitag die Baustelle eingerichtet worden. „Irgendwann lacht man drüber, heute nicht“, so der 44-Jährige. Er will trotzdem weiter mitfahren, „weil es einfach gut ist“, weil man Menschen kennenlerne, etwa Markus Zwick vom Club „Elwi Hunter“ aus Dahn, der ihm den Umweg zeigte. Zwick pflegt auf einer Karte alle Clubs ein, von denen er erfährt - über 300 seien es. Fleischhauer sagt: „Was noch schöner als Mofafahren ist, ist, dass man was für einen guten Zweck macht.“ Die „Mofa Wölfe“ haben für einen Kinder- und Jugendhospizdienst in Kaiserslautern gesammelt, der 44-Jährige ist sehr angetan vom Ergebnis. „Die Spendenbereitschaft war mega.“ So habe ein Bäcker ein Mofa zum Verlosen gespendet. Er weist auch darauf hin, dass wegen der MoMoTo eigens Bäume gepflanzt wurden, „um den CO2-Ausstoß zu neutralisieren“.
Spendensumme von 2022 ist seit Freitag übertroffen
Hinter der MoMoTo steht Tim Lais, der „General“. „Heute war es etwas holprig, aber die Tour an sich läuft super“, so der 35-Jährige. Die Spendensumme von 2022 - knapp 26 000 Euro - sei seit Freitag übertroffen, „und wir haben noch sechs Tage“. Gab es Defekte? „Unzählige.“ So wurde am Samstag ein Vergaser getauscht. Lais ist einer von 13 „Durchfahrern“, die die ganze Strecke von Flensburg bis Ingolstadt absolvieren, er ist mit dem Bus dabei.
Ältester Durchfahrer ist mit 61 Jahren Udo Kolanczyk vom Verein „Hardt am Limit“, die Hardt ist ein Stadtteil von Dorsten in NRW. „Wenn man das nicht gemacht hat, hat man was verpasst“, sagt er und fragt: „Welche Abenteuer hat man noch?“ Es sei „einfach ein tolles Erlebnis“, sagt Durchfahrer „Horni“, der wie sein Kumpel Dirk Schleicher zu den „Delbrücker Mofafreunden“ aus NRW gehört. Aber es sei hart. Davon können sich die „Limit Schleicher“ am Sonntag überzeugen. Ihr Ziel ist Waghäusel im Kreis Karlsruhe, wo der „goldene Tank“ an die „Mopedos Wiesental“ gehen soll.
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