Kinderschutz

Seit fünf Jahren hilft Heidelberger Childhood-House misshandelten Kindern

Königin Silvia von Schweden eröffnete es 2019: Seither kümmern sich Ärzte, Psychologen und Pädagogen in kindgerechter Umgebung um traumatisierte Jungs und Mädchen. Oft haben sie körperliche und sexualisierte Gewalt erfahren

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Red/sal
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Möglichst niederschwellig und in Wohlfühl-Atmosphäre können Kinder von ihren Erfahrungen erzählen, ohne dabei vor Gericht zu stehen. © Uniklinikum Heidelberg

Heidelberg. Das Childhood-House am Universitätsklinikum Heidelberg feiert Jubiläum. Die ambulante und interdisziplinär arbeitende Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die von sexualisierter und körperlicher Gewalt beziehungsweise Vernachlässigung betroffen sind, wurde 2019 durch Königin Silvia von Schweden eröffnet.

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Eine fremde Umgebung, lange Wartezeiten, ein Marathon aus medizinischen und forensischen Untersuchungen, (kriminal-)polizeilichen Befragungen und Aussagen vor Gericht: Für Kinder, die sexualisierte und körperliche Gewalt erlebt haben, können die darauffolgenden Verfahren enorm herausfordernd sein. Damit diese Zeit für sie nicht zu einer wiederholten Belastung wird, gibt es am Universitätsklinikum Heidelberg seit 2019 das Childhood-Haus Heidelberg. In kindgerechten Räumen können betroffene Kinder und Jugendliche durch ein speziell ausgebildetes ärztliches Team aus Kinderschutz und Rechtsmedizin an einem Ort untersucht und bei einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren durch die Kriminalpolizei und Justiz befragt werden. Es erfolgen intensive Beratungen und eine Begleitung der Betroffenen und Angehörigen durch Sozialpädagoginnen und Psychologinnen.

150 Kinderschutzfälle landen pro Jahr im Childhood-House in Heidelberg

„Das Childhood-Haus Heidelberg hat sich bewährt und ist in Heidelberg etabliert“, sagt Professor Georg Friedrich Hoffmann, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am UKHD, zu dem das Childhood-Haus Heidelberg gehört. „Inzwischen werden rund 150 Kinderschutzfälle pro Jahr an das Childhood-Haus überwiesen und hier betreut“, so Hoffmann.

An das Childhood-Haus Heidelberg kann sich jede Person oder Einrichtung wenden, die einen Kinderschutzfall vermutet. Etwa ein Viertel der Zuweisungen kommt von Kliniken und Ärzten, ein weiteres Viertel durch Eltern oder Bildungs- und Betreuungseinrichtungen und knapp 40 Prozent durch Jugendämter und Beratungsstellen. Aber auch Einrichtungen wie die Polizei oder die Rechtsmedizin wenden sich initiativ mit Kinderschutzfällen an die Anlaufstelle.

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Am Childhood-Haus Heidelberg arbeiten zwei Ärztinnen, eine Psychologin und zwei Sozialpädagoginnen, die sich in Fort- und Weiterbildungen auf Kinderschutz spezialisiert haben. „Neben der interdisziplinären Fachkompetenz ist vor allem die enge und gute Zusammenarbeit mit den beteiligten Einrichtungen und Institutionen eine wichtige Voraussetzung für den Schutz der Kinder. Unser Ziel ist die Arbeit aller beteiligten Einrichtungen, von der Medizin über das Jugendamt bis zur Polizei und Staatsanwaltschaft, so gut es geht nach den Bedürfnissen der Kinder auszurichten“, sagt Stephanie Karch, Leiterin des Childhood-Hauses Heidelberg.

Neben der engen Zusammenarbeit in Kinderschutzfällen kooperieren die Expertinnen auch in der Fort- und Weiterbildung mit Polizeihochschulen zum Thema entwicklungsgerechte Befragung minderjähriger Opferzeugen. Das Childhood-Haus Heidelberg wurde initiiert durch die World Childhood Foundation, die von Königin Silvia von Schweden im Jahre 1999 gegründet wurde. Sie wurde in bedeutendem Maße gefördert durch die Klaus Tschira Stiftung und wird gegenwärtig finanziert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg.

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