Heidelberg/Rhein-Neckar. Lehrerinnen und Lehrer scheinen sich in der Rhein-Neckar-Region wohlzufühlen. Anders verhält es sich in anderen Landstrichen des Regierungspräsidiums Karlsruhe (RP). Insgesamt seien im Regierungsbezirk zwar ausreichend Lehrkräfte vorhanden, heißt es in einer Mitteilung des RP. „Diese zeigten sich jedoch weiterhin nur sehr eingeschränkt bereit, ihre Wohnorte zugunsten einer unbefristeten Anstellung zu verlassen und nehmen lieber befristete Einstellungsangebote im Raum Heidelberg oder Karlsruhe an“, so das RP weiter. Der hohe Bedarf an Lehrkräften sei in vielen Regionen - vor allem entlang der Rheinschiene - durch Versetzungen gedeckt worden.
RP-Sprecherin Irene Feilhauer verdeutlicht auf Anfrage die relativ entspannte Lage an den Beispielen Gymnasium und berufliche Schule: Der Pflichtunterricht könne sowohl in Heidelberg als auch im Rhein-Neckar-Kreis an beiden Schularten ohne Einschränkungen stattfinden. An der Berufsschule sei in der Stadt noch eine unbesetzte Stelle in Biotechnologie vorhanden. An Gymnasien hätten alle ausgeschriebenen Stellen besetzt werden können. „Derzeit sind die Schulen in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis gut versorgt“, sagt Feilhauer. Etwaige Ausfälle durch Krankheiten und Schwangerschaften sollen durch befristete Einstellungen gedeckt werden. Auch ein Ausgleich unter den Schulen sei denkbar. „In manchen Schulen besteht auch eine Überversorgung“, so Feilhauer.
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Wie aus Zahlen des Staatlichen Schulamts Mannheim (SSA) hervorgeht, wurden in Heidelberg insgesamt vier und im Rhein-Neckar-Kreis 58 neue Lehrkräfte an Grund, Haupt-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen eingestellt. Sieben neue Lehrkräfte in Heidelberg und 18 im Kreis sind zudem an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) gelandet. Hinzu kommen zehn neue Realschullehrkräfte im Kreis. An Gymnasien gibt es zum neuen Schuljahr nach RP-Zahlen neun neue Lehrkräfte in Heidelberg und 16 im Kreis.
Regionale Unterschiede
Wie das RP hat auch das Land Baden-Württemberg mit regionalen Unterschieden zu kämpfen. Das Dilemma deutlich macht die Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne): „In Heidelberg oder in Freiburg kommen etwa 150 Bewerbungen auf eine einstellige Zahl von Stellen. In Waldshut haben wir auf etwa 50 Stellen knapp 20 Bewerbungen erhalten“, sagt sie in einer Mitteilung.
Dennoch könnte auch die Region vor Herausforderungen stehen, was die Unterrichtsversorgung angeht. Zum einen durch die Corona-Pandemie, Krankheitsausfälle oder bestehenden Einschränkungen für schwangere Lehrerinnen. Zum anderen wegen des Zuzugs geflüchteter Kinder aus der Ukraine und anderen Ländern. Aufgrund „ausgeprägter Fluktuation“ sei letzteres nur „äußerst eingeschränkt planbar“, betont das Kultusministerium.
Nach Zahlen des Landes wurden bisher mehr als 21 000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in Baden-Württemberg unterrichtet. Schopper führt aus: „Wir müssen davon ausgehen, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die an unsere Schulen kommen, noch einmal deutlich zunehmen wird und dass wir an manchen Orten an die Kapazitätsgrenzen auch an den Schulen kommen.“
Hier könnte sowohl Heidelberg als auch der Rhein-Neckar-Kreis vom Standortvorteil profitieren: „Nach wie vor entscheiden sich viele junge Lehrkräfte aber gegen eine feste Stelle in einer der unbeliebteren Regionen und warten stattdessen auf eine Stelle als Krankheitsvertretung oder auch auf eine Stelle im Rahmen der Beschulung der geflüchteten Schülerinnen und Schüler in einer der beliebteren Regionen“, so das Kultusministerium.
Maßnahmenpaket erweitert
Das Ministerium hat ein Maßnahmenpaket zur Unterrichtsicherstellung erweitert, um die Situation auch kurzfristig verbessern zu können. So sollen Lehrkräfte an den Gymnasien eingestellt, aber dann an andere Schularten abgeordnet werden. Zudem werden die Möglichkeiten zum Direkteinstieg in die Sonderpädagogik erweitert. Hier seien erste Stellen zum Einstieg ab dem 1. Oktober 2022 veröffentlicht. Darüber hinaus beinhaltet das Paket Maßnahmen wie: Pensionäre mit befristeten Verträgen auszustatten, Deputatserhöhungen von Teilzeit-Lehrkräften, Versetzungen in benachbarte Regionen, Entfristung von Verträgen oder dem Direkteinstieg in beruflichen Schulen.
Davon habe das RP schon einiges umgesetzt. So hätten schon im Dezember 2021 in Mangelregionen 70 Stellen besetzt werden können. Ausgesprochen effektiv wirkt sich nach RP-Angaben die während des Schuljahres in vielen Fällen vorgenommene Aufstockung der Teilzeitbeschäftigung aus. Auch die Bindung von Lehrkräften ohne formale Lehrbefähigung für den Unterricht in Vorbereitungsklassen und bei Krankheitsvertretung würden helfen.
Um Krankheitsausfälle vermehrt auffangen zu können, sei zudem eine Lehrerreserve aufgebaut worden, die jedoch schon gebraucht wird. „Aufgrund der meist sehr schwierigen Versorgungslage ist diese weitgehend schon zu Beginn des Schuljahres im Einsatz“, so das RP. Auch sei bereits vor den Sommerferien damit begonnen worden, befristete Verträge abzuschließen.
Im ganzen Land sind nach Angaben der Kultusministerin derzeit noch 890 Stellen offen. Schopper betont: „Wir stellen weitere Lehrerinnen und Lehrer noch bis zum 30. September ein“ Diese Stellen sind auf www.lobw.de zu finden.
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