Bildung

Eine Ukrainerin unter den Fünftklässlern in Schriesheim

Steigende Schülerzahlen und mehr Vorbereitungsklassen: Der Ukraine-Krieg wirkt sich auch auf die Schullandschaft aus. Manche Geflüchtete von dort starten auch hier in der Schule durch

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Jungen und Mädchen aus der Ukraine werden meist zunächst in Vorbereitungsklassen unterrichtet. © Hans-Jürgen Emmerich

Schriesheim. Die Zahl der Schüler an den weiterführenden Schulen im Rhein-Neckar-Kreis steigt im neuen Schuljahr erneut an. Das geht aus einer Statistik des Staatlichen Schulamtes Mannheim hervor, die die Behörde am Freitag vorgelegt hat. Danach werden an den Realschulen 310 Schüler mehr unterrichtet als vor einem Jahr, das entspricht einem Zuwachs von knapp vier Prozent. Die Zahl der Fünftklässler steigt im Vergleich zum Vorjahr sogar um fast acht Prozent an. An den Gemeinschaftsschulen fällt der Anstieg mit 15 Prozent noch größer aus.

Die Statistik enthält nur die Haupt-, Werkreal- und Realschulen sowie die Gemeinschaftsschulen, nicht jedoch die Gymnasien. Diese fallen in den Zuständigkeitsbereich des Regierungspräsidiums (RP), das seine Zahlen nur insgesamt und nicht auf Ebene der Landkreise veröffentlicht. Bei den Gymnasien meldet das RP einen leichten Anstieg der Schülerzahlen um 0,6 Prozent.

Statistische Zahlen zum Schuljahr 2022/23

Ladenburg Carl-Benz-Gymnasium: 974 Schüler (- 2) 90 Lehrer (- 1) 146 Fünftklässler (- 1) in fünf Klassen Merian-Realschule: 538 Schüler (+ 15) 40 Lehrer (=) 77 Fünftklässler (- 20) in drei Klassen (- 1) Werkrealschule Unterer Neckar: 264 Schüler (+ 21) 30 Lehrer (+ 2) 20 Fünftklässler (eine Klasse)

Schriesheim Kurpfalz-Gymnasium: 760 Schüler (- 21) 80 Lehrer (+ 3) 97 Fünftklässler (- 19) in vier Klassen (=) Kurpfalzrealschule: 450 Schüler (+ 23) 40 Lehrer (+ 4) 75 Fünftklässler (+ 8) in drei Klassen (=) Heinrich Sigmund Gymnasium: 381 Schüler (+ 23) 33 Lehrer (+ 4) 40 Fünftklässler (=) in zwei Klassen

Heddesheim Karl-Drais-Gemeinschaftsschule: 341 Schüler (+ 16) 35 Lehrer (- 4) 56 Fünftklässler (=) in zwei Klassen

Vor Ort stellt sich die Situation unterschiedlich dar. Während an der Kurpfalzrealschule in Schriesheim die Zahl der Fünftklässler um fast neun Prozent ansteigt, geht sie an der Merian-Realschule in Ladenburg um rund 20 Prozent zurück. Hier wird eine fünfte Klasse weniger gebildet. Umgekehrt ist die Zahl der Fünftklässler am Carl-Benz-Gymnasium (CBG) in Ladenburg nahezu konstant, am Kurpfalz-Gymnasium (KGS) Schriesheim nimmt sie um 16 Prozent ab. Die Klassen werden dadurch kleiner, weil weiterhin vier gebildet werden.

„Bewegte Zeiten“

Das KGS befindet sich bekanntlich in einer Generalsanierung. Der erste Bauabschnitt soll im Schuljahr 2022/23 beendet werden, so dass die ersten neuen Räume bezogen werden können. Die Hälfte der Klassenzimmer ist direkt neben das Gebäude ausgelagert. In Sachen Corona gibt es laut Direktor Hans-Peter Kohl gegenüber Juli keine grundlegenden Änderungen: „In innenliegenden Räumen sind großzügige Luftfilter in Betrieb.“

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Auf Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energie-Krise angesprochen, erklärt Kohl: „Bewegte Zeiten. Gehen wir’s gemeinsam an.“ Optimismus strahlt auch Rektorin Petra Carse von der benachbarten Kurpfalz-Realschule aus: „Wir starten positiv und flexibel, der Situation angemessen, in das neue Schuljahr.“ Bei Stefan Baust von der Merian-Realschule in Ladenburg hört sich das ähnlich an: „Die Herausforderungen werden im kommenden Schuljahr ähnlich groß sein, wie es bereits zuvor im abgelaufenen Schuljahr war. Trotzdem fühlen wir uns gut vorbereitet, um mit diesen Themen umgehen zu können.“

„Wir starten optimistisch in ein neues und ereignisreiches Schuljahr“, versichert Wolfgang Metzger vom privaten Heinrich-Sigmund-Gymnasium in Schriesheim. Was die Pandemie angeht, so hoffe man, dass alle in der Schulgemeinschaft gesund starteten. Der Ukraine-Krieg sei weiterhin belastend. Zum ersten Mal könne die Schule aber eine Fünftklässlerin aus einer ukrainischen Familie aufnehmen: „Wir freuen uns sehr, diese unterstützen zu dürfen.“

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Thomas Schneider von der Werkrealschule Unterer Neckar beschäftigt derzeit vor allem die Großbaustelle an der Schule. Für Kinder aus der Ukraine gibt es eine eigene Vorbereitungsklasse mit aktuell rund 26 Schülern. „Da gibt es eine hohe Fluktuation“, erläutert er, sei es durch Umzüge in andere Teile Deutschlands oder durch den Wechsel in Regelklassen oder in andere Schulen.

Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine schlagen sich auch in der Statistik des Schulamts nieder. So hat sich die Zahl der Unterrichteten in den Vorbereitungsklassen an den Realschulen des Rhein-Neckar-Kreises nahezu verdreifacht, in den Grund- und Gemeinschaftsschulen ist sie um rund 50 Prozent auf 447 gestiegen. Bereits im Laufe des vergangenen Schuljahrs war die Zahl der Schüler in Vorbereitungsklassen nach Angaben des RP deutlich gestiegen, und zwar um zwischen 31 Prozent (Grundschulen) und 150 Prozent (Gemeinschaftsschulen).

Während für die meisten Schüler der Unterricht am Montag beginnt, haben die Fünftklässler noch etwas länger Ferien. Für sie geht es in der Regel erst am Dienstag los.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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