Kommentar Bildung bleibt für Landesregierung ein Stiefkind

Zum Schulstart nach den Sommerferien ist die Lage schwierig, es fehlen viele Lehrkräfte. Die Schuld an der kritischen Situation gibt Bertram Bähr der Landesregierung

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Bertram Bähr
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Eigentlich hätte es Kultusministerin Theresa Schopper besser wissen müssen. Schon 2021 bewilligte ihr Chef Winfried Kretschmann (beide Grüne) weniger neue Lehrerstellen als von ihr gewünscht. Dennoch verkündete sie im Juni: „Ich habe die Rückendeckung des Ministerpräsidenten und der beiden Fraktionschefs: Bildung insgesamt hat Priorität.“ Das ist ein Wort, auf das ich in den Etatgesprächen zurückkommen werde.“

Wir gehen davon aus, dass Schopper ihren Chef tatsächlich daran erinnerte. Und ein bisschen scheint das ja auch genutzt zu haben. Denn die Landesregierung möchte im Bildungsbereich 700 neue Stellen schaffen, davon 500 Lehrkräfte. Aber wenn man die auf die 4500 Schulen im Land umrechnet, bleibt nicht viel.

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Gebraucht würden Tausende. Schon im zurückliegenden Schuljahr reichte das Personal bei weitem nicht, um Unterrichtsausfälle zu verhindern. Nicht einmal in Mannheim, das bei Pädagoginnen und Pädagogen beliebter ist als ländliche Gebiete. Nicht einmal für den „Pflichtbereich“, also den reinen Unterricht. Viele ausgesprochen sinnvolle Projekte wie zum Beispiel „Leseschulen“ oder „Recheninsel“ waren schon zuvor auf der Strecke geblieben.

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Kaum eingepreist sind bei den zusätzlichen Stellen die stetig steigenden Schülerzahlen. Die vielen neuen Kinder aus der Ukraine. Megaprojekte wie Ganztag, Sprachförderung, Inklusion.

Gerne verweist die Landesregierung darauf, dass es sehr schwer sei, neue Lehrkräfte zu finden. Auch zum Start ins neue Schuljahr konnten fast 900 Stellen nicht besetzt werden. Selbst wenn Kretschmann also 5000 neue Stellen bewilligen würde, hieße das nicht, dass das Personal auch zur Verfügung stünde. Aber auch dieses Problem ist hausgemacht. Die Studienplatz-Kapazitäten sind viel zu gering. Und die unselige und abschreckende Praxis, befristet Angestellte vor den Sommerferien zu entlassen, geht weiter – obwohl Schopper das nicht will. Aber sie kann sich nicht durchsetzen. Das zeigt, welche Priorität die Bildung für Kretschmann wirklich hat – keine.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas