Mannheim. Was den Aufwand anbelangt, so ist der Transport eines U-Boots, das früher der Bundesmarine diente, der wohl aufwendigste Akt, den die Technik Museen Speyer/Sinsheim jemals geplant haben. Im Mai 2023 kam das Boot der Klasse U17 unter Einsatz sämtlicher Navigationskünste in Speyer an, wo gar eine politische Diskussion um die dafür vorgenommene Rodung eines 800 Quadratmeter großen Stücks Auwald entbrannte.
Nun soll der letzte Teil einer Reise beginnen, die die Macher des Transports gleichsam als Triumphfahrt durch die Metropolregion Rhein-Neckar inszenieren. Die wichtigsten Fakten sind hier nochmal konzentriert zusammengefasst
Was macht dieses U-Boot besonders?
U17 hat einen speziellen Einsatz gefahren und war, gemeinsam mit U26, das erste deutsche U-Boot in amerikanischen Gewässern nach dem Zweiten Weltkrieg. Zudem war U17 das erste U-Boot, das im Hafen von Baltimore einlief, nachdem dort das letzte U-Boot im Jahr 1916 geankert hatte. Im Jahr 2010 wurde es in Eckernförde ausgemustert. Ins Sinsheimer Museum kommt es als Leihgabe der Wehrtechnischen Studiensammlung des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Die Vereinbarung stammt aus der Zeit, als Ursula von der Leyen noch Verteidigungsministerin im Kabinett Merkel war.
Warum ist der Weg nach Sinsheim die größte Herausforderung?
Die Schwierigkeit liegt in der sehr unterschiedlichen Struktur der Etappen zum Ziel. Die Kraichgau-Gemeinde Siegelsbach erlebt am 15. Juli, wie das knapp 50 Meter lange Stahlungetüm aus den Tiefen des Ozeans im Schneckentempo durch die 1800-Einwohner-Ortschaft rollt. Oberleitungen von Bahngleisen müssen bei Bad Rappenau aus dem Weg geräumt werden. Dafür brauchte es sehr lange Genehmigungsprozesse und eine Detailabstimmung mit der Deutschen Bahn. Sogar über eine Brücke auf der A6 bei Sinsheim rollt der Koloss. Noch nicht erwähnt ist das erneute Verladen auf einen Ponton auf dem Rhein bei Speyer und der spannende Moment, wenn das U-Boot in Haßmersheim wieder auf einen Lkw mit Dutzenden Achsen geschoben werden muss. 28 Tage nehmen sich die Macher Zeit.
Warum die Drehung vor den Neckarbrücken in Heidelberg
Die Monate in Speyer wurden vor allem genutzt, um an einer Technik zu arbeiten, die es möglich macht, das U-Boot zur Seite zu drehen, während es auf dem Ponton den Fluss hinunter transportiert wird. Dass dies nun geklappt hat, daran hatte der bekannte Stratosphärenspringer Felix Baumgartner aus Österreich einen nicht geringen Anteil. Der Freund des Technik Museums war an der Methodenfindung beteiligt. Die Neigung des U-Bootes um mehr als 70 Grad zur Seite ist wegen seiner Höhe notwendig. Bei einem aufrechten Transport könnte es zur Kollision - insbesondere mit der Alten Brücke - in Heidelberg kommen. Nun ist diese Gefahr gebannt. Die Methode wurde mehrfach auf dem Gelände des Technik Museums getestet.
Wie teuer ist die ganze Sache eigentlich?
Über diese Frage hüllte sich das Museum in den vergangenen Tagen in Schweigen. Eine entsprechende Anfrage blieb unbeantwortet. In einem Interview im Frühjahr 2023 hatte Museumspräsident Hermann Layher gegenüber dieser Redaktion den Betrag von einer Million Euro genannt. Inzwischen ist davon auszugehen, dass es weitaus teurer geworden ist, das U-Boot nach Sinsheim zu bringen. Auf seiner Homepage zum Transport wirbt das Museum Spenden ab 25 Euro ein. Wie hoch die Summe ist, die dort eingegangen ist, ist ebenfalls unbekannt.
Muss im Auwald wieder die Axt angesetzt werden?
Auf diese Frage antwortete das Museum ebenfalls nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass beim Transport ins Wasser dieselben Flächen benötigt werden wie im vergangenen Jahr, als das U-Boot aus dem Wasser geholt wurde. Die zuvor gerodete 800 Quadratmeter große Fläche im Auwald diente damals als Rangierraum für den Mega-Lkw, auf dem das U-Boot ins Museum gefahren wurde (unser Bild). Weil die seinerzeit gerodete Fläche in den zwölf Monaten natürlich nicht wieder komplett bewachsen ist, sind wohl lediglich leichte Rückschnitte notwendig.
Warum ist das U-Boot nicht nur ein Ausstellungsstück?
Schon während des Transports nach Speyer im vergangenen Jahr hat sich gezeigt, dass das Museum den Transport auch zur Inszenierungvon Technikbegeisterung und Ingenieurskunst nutzt. In den Mittelpunkt rückte am 21. Mai 2023 der Cheflogistiker Frieder Saam, der mit einer Lesebrille auf der Nase in aller Seelenruhe den riesigen Lkw mit der 500 Tonnen-Fracht durch die Speyerer Straßen lenkte. Auf der Homepage steht zum anstehenden Transport: „Im Juli 2024 zeigen wir, wie man einen 90 Meter langen und zehn Meter hohen Schwertransport nicht unter tiefen Brücken, sondern auch durch schmalste Straßen im malerischen Kraichgau hindurch manövriert.“ Das hört sich nach einer Machtdemonstration von echten Männern an. Tausende werden wieder zuschauen im Juli.
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