Sommertour

Robert Habeck ganz nah in Heidelberg

Wirtschaftsminister Robert Habeck gönnt sich eine Auszeit von Berlin - und möchte mit möglichst vielen Menschen "gute Gespräche" führen. Wie das im Heidelberger Karlstorbahnhof gelang

Von 
Michaela Roßner
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Ungebremst optimistisch: Wirtschaftsminister Robert Habeck mit Bürgern im Karlstorbahnhof – und im direkten Gespräch mit Kirsten Korte. © Sabine Arndt

Beim letzten Besuch, 2021 auf dem Uniplatz, stand Robert Habeck (Bündnis 90/Grüne) noch mitten im Bundestagswahlkampf - und mit 1000 Zuhörern im Regen. Inzwischen gibt es in Berlin eine Ampel-Regierung, er ist Wirtschaftsminister und Vizekanzler. Und es ist heiß, nicht nur in Berlin. Auf seiner Sommerreise hat der Spitzenpolitiker im Karlstorbahnhof am Montagabend gut 200 Bürger getroffen. Wieder im weißen Hemd, die Ärmel hochgekrempelt, lässt er durchblicken, wie gerne er sich kurz aus der „Berliner Blase“ verdrückt hat. Zumal es in der Ampel nicht „so doll“ lief in jüngster Zeit. Speziell mit der FDP habe man sich in der Regierung öffentlich gestritten „wie die Kesselflicker“: Das sei nicht gut, räumt er ein.

Mit jungenhaftem Charme erzählt Habeck, dass er am Vorabend mit dem Zug unerkannt nach Stuttgart reisen konnte. Und dass er es liebt, in den Städten, die er besucht, auch mal inkognito unterwegs zu sein. Wie das geht? „Mit Basecap und Sonnenbrille“, verrät der 53-Jährige. So ganz hat er das Hauptstadt-Leben indes nicht hinter sich gelassen. Mit ihm reist ein Tross an Hauptstadt-Journalisten. Vor dem Karlstorbahnhof warten während der „Zeit zum Reden mit Robert Habeck“, für das sich Bürger vorab anmelden mussten, zwei Reisebusse, die die Großgruppe später ins Hotel „Qube“ in der Bahnstadt bringen. Immer an Habecks Seite: seine Staatssekretärin, die Heidelberger Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner.

„Robert-kritisch“ blickt Habeck auf den Streit in der Ampel-Koalition. © Sabine Arndt

Bevor es im großen Saal des Karlstorbahnhofs losgeht, nutzt Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) hinter den Kulissen die Gelegenheit, dem Grünen-Spitzenpolitiker zu erzählen, was die Grünen-Hochburg Heidelberg schon alles für den Klimaschutz auf den Weg gebracht hat und dass mehr als die Hälfte der Haushalte an Fernwärme angeschlossen sind. Habeck gibt das angetan an die Gäste im Saal weiter. Kurz davor hat Cora Malik, Geschäftsführerin des Karlstorbahnhofs, Platz in der ersten Reihe freigemacht für die Backstage-Besucher.

Veränderung und Zumutung

Die ersten 15 von 90 Minuten nimmt sich Habeck, um - frei von jedem Oppositionseinwand - seine Sicht der Welt zu erklären. Dass Veränderung auch mühsam ist, dass aber auch nur mit Veränderung eine Demokratie lebendig bleibe: „Alles andere wäre das Ende einer liberalen Gesellschaft.“ Der einstige Philosophiestudent wäre möglicherweise auch ein guter Paarberater geworden: Er sei sich bewusst, dass es „eine Zumutung“ sei, „zusammen bleiben zu wollen“. Dabei lässt er nur leichte Zweifel daran, dass er es möchte und tun wird. Die Doppeldeutigkeit von „alter Ehe“ und junger „Ampel“ wird offensichtlich. Später wird der Vizekanzler dann einwerfen, dass nach der Bundestagswahl bei keiner weiteren Landtagswahl eine rot-gelb-grüne Koalition gebildet wurde. Dieses Wissen lässt er unbewertet einfach stehen.

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Dass das in den zurückliegenden Monaten auch ein paar „Wenden“ zuviel gewesen sein könnten, räumt Habeck ein, „Robert-kritisch“, wie er es formuliert. Schönreden will er die Dinge nicht. Aber: „Es gibt Hoffnung“, verspricht er auch für das vieldiskutierte Auseinanderdriften der Gesellschaft. Moderatorin Tanja Samrotzki ist aus Berlin mitgekommen. Wer eine Frage habe? „30 Hände, die hochgehen, das ist sensationell“, lobt Habeck. Physikstudent Max darf sein Anliegen als erster loswerden. Engagiert bei der Grünen-Jugend, möchte er wissen, wie Habeck Menschen vom Klimaschutz überzeugen wolle, die lieber Emotionen als Fakten folgen wollten. Die Frage gefällt Habeck. Er ist überzeugt: Wenn man Menschen zum Teil der Erfolgsgeschichte Energiewende macht, wird es eine werden.

Viele Selfies am Ende

In die Kritik geriet Habeck vor allem mit dem umstrittenen Heizungsgesetz. Das wurde kurz vor der Sommerpause vom Bundesverfassungsgericht gekippt. Die Opposition habe nun etwas mehr Zeit, den Entwurf „ganz genau zu lesen“, sagt Samrotzki leicht witzelnd.

Kirsten Korte, Geschäftsführerin beim Verein Zukunft Metropolregion, möchte wissen, wie Unternehmen wie die BASF gehalten wer den können. Habeck geht darauf zunächst nicht ein. Doch am Ende, als reihenweise Selfies mit dem Minister gemacht werden, kann sie noch direkt mit Habeck sprechen. „Für mich war das die wichtigste Frage“, kommentiert ein Senior beim Rausgehen. Am Dienstag besucht der Minister die KI-Schmiede Aleph Alpha im Technologiepark, dann reist er weiter nach Frankfurt, wo er unter anderem mit den Beschäftigten eines Hotels sprechen wollte.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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