Um 15.28 Uhr fährt der schwarze Audi mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vor das Verwaltungsgebäude von Südkabel. Unweit parkt ein Polizeiwagen. Habeck wirft sein Jackett lässig über die Schulter, zwei Sicherheitsleute mit Knopf im Ohr lassen ihn nicht aus den Augen.
Bei Südkabel im Mannheimer Stadtteil Neckarau will sich der Minister über die Energiewende informieren, genauer: über den Kabelbau. Angesetzt sind eineinhalb Stunden. „Wie oft habe ich schon über Stromleitungen geredet“, sagt Habeck. „Jetzt sehe ich endlich mal, wie sie produziert werden.“
Schon am Morgen ist Habeck in Stuttgart zu einer mehrtägigen Sommerreise durch verschiedene Bundesländer aufgebrochen. Das Motto: „Wer, wenn nicht hier - Handwerk und Hightech“. Ihm gehe es darum, „einzutauchen“ in die Praxis der Betriebe, so der Minister. Die Wirtschaft befinde sich in einer Transformation. Es gebe aber keinen Grund, verzagt zu sein. Geplant sind auf der Reise auch Bürgerdialoge wie in Heidelberg. Was treibt die Menschen im Sommer um, und was erwarten sie von der Bundesregierung?
Habeck stand in den vergangenen Monaten wegen des umstrittenen Heizungsgesetzes zum Teil heftig in der Kritik. Nach einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts konnte das Gesetz nicht wie von der Ampel-Koalition geplant am vergangenen Freitag beschlossen werden - vorgesehen ist dies nun nach der Sommerpause Anfang September.
Eigentümer mit dabei
Zurück bei Südkabel. Nach der Begrüßung geht es schnurstracks in die Fabrik: Habeck an der Aluminiumdrahtzugmaschine, Habeck an der Universal-Verseilmaschine, Habeck vor riesigen Hochspannungskabeln. Standortleiter Johannes Kaumanns erklärt alles, auch Südkabel-Eigentümer Johann Erich Wilms macht an diesem heißen Tag die Führung mit.
Der Besuch des Bundeswirtschaftsministers fällt ins Firmenjubiläum. Noch am Samstag haben Management und Belegschaft gemeinsam auf dem Werksgelände den 125. Geburtstag gefeiert.
Südkabel ist eines der ältesten Unternehmen Mannheims und nach eigenen Angaben der einzige deutsche Hersteller für Hoch- und Höchstspannungskabelsysteme. Von der Energiewende erhoffen sich die Mannheimer ein riesiges Marktpotenzial. Schließlich muss zum Beispiel der Strom aus Windparks im Norden in die Fabriken und Haushalte im Süden gebracht werden. Südkabel geht immer mehr in den Highend-Bereich, um sich gegen die Billigkonkurrenz aus Asien zu behaupten.
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Während der Führung sucht Südkabel-Eigentümer Wilms das Gespräch mit Habeck. „Dass die Energiewende kommt, war uns klar. Aber es dauert dann doch viel länger, als wir gedacht haben“, sagt er. Vieles dreht sich um den Genehmigungs- und Abwicklungsaufwand bei Projekten. Wilms kritisiert aus seiner Sicht erschwerte Rahmenbedingungen bei Ausschreibungen, durch die mittelständische Unternehmen wie Südkabel nicht mithalten könnten. Habeck verspricht, mit Übertragungsnetzbetreibern zu sprechen, „damit Südkabel eine faire Chance hat, sich zu bewerben“. Einige Beschäftigte befragen den Minister zu Transportgenehmigungen sowie zu kaputten Brücken und Straßen.
„Ich will hören, wo es gut läuft, aber auch, wo es hakt und wo wir besser werden müssen“, hat der Minister zu Beginn seiner Sommerreise gesagt.
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