Verkehr

„Oldtimer“ auf der Linie 5 bremsen den Zugverkehr in der Region

Verspätungen und Zugausfälle sorgen seit Ende der Sommerferien auf der Linie 5 der RNV für erhebliche Probleme. Der Betreiber nennt Gründe und stellt Besserung in Aussicht

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Dort, wo moderne Niederflurbahnen der durch ältere Züge ersetzt werden, kommt es zu Problemen mit der und Barrierefreiheit. © RNV GMBH / HAubner

Heidelberg/Mannheim. Auf der Rundfahrt der Linie 5 der Rhein-Neckar Verkehr (RNV) gibt es aktuell erhebliche Probleme. Das hat der Betreiber auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt. Züge kommen zu spät oder fallen komplett aus, Anzeigen an den Haltepunkten sind nicht aktuell.

„Seit Ende der Schulferien ist es eine Katastrophe“, schimpfte CDU-Gemeinderätin Gabi Kapp aus Edingen-Neckarhausen am Mittwoch in öffentlicher Sitzung. Verspätungen von 15 Minuten seien an der Tagesordnung, mitunter sogar deutlich mehr. Am Vorabend habe sie in Heidelberg sogar eine Dreiviertelstunde gewartet.

Manchmal fehlt nur eine Schraube

Eine so große Verspätung könne nur die Folge eines Unfalls gewesen sein, heißt es dazu spontan auf Nachfrage aus der Pressestelle der RNV. Wegen der übrigen Probleme bitte man für die Beantwortung um etwas Geduld. Am Montag äußert sich eine Sprecherin per E-Mail ausführlicher. „Die Verspätungen sind insbesondere auf Altfahrzeuge zurückzuführen, die wir ersatzweise einsetzen müssen, da sich aktuell mehr Fahrzeuge in der Werkstatt befinden als üblich“, schreibt Victoria Pfaff. Der Grund sei, dass auch die RNV von Lieferengpässen betroffen sei und dringend erforderliche Ersatzteile für die Straßenbahnen derzeit nicht geliefert würden. Das könnten so banale Dinge wie eine Schraube sein, erläutert Pfaff im direkten Gespräch. Sind diese sicherheitsrelevant, muss die Bahn im Depot bleiben.

42 Bahnen auf der Rundfahrt

Auf der Linie 5 verkehren im Regelfall zeitgleich 42 Bahnen.

Bei dreien dieser Fahrzeuge handelt es sich aktuell um Zugverbände aus zwei kurzen älteren Bahnen. Diese werden auf dem Streckenabschnitt WeinheimHeidelberg – Edingen – Mannheim eingesetzt.

Die Altfahrzeuge haben die Typbezeichnung Düwag GT8, stammen aus den Baujahren 1973 und 1989 und verfügen im Verband über 208 Sitzplätze.

Bei den alten Bahnen handelt es sich um Hochflurfahrzeuge mit Treppeneinstieg, die nicht barrierefrei sind. hje

In ihrer Not greift die RNV auf Altfahrzeuge zurück, also auf Bahnen, die für den regulären Betrieb zwar ausgemustert sind, aber dennoch weiter fahrbereit. Doch diese Notlösung hat ihre Tücken. „Diese weisen nicht die gleiche Betriebsstabilität auf, wie unsere neueren Straßenbahnen“, erklärt Pfaff. Will heißen: Sie bleiben öfter liegen, weil sich eine Tür nicht mehr schließt oder ein anderer Fehler auftritt.

Dazu passt die Schilderung von Gabi Kapp, wonach lange Zeit gar keine Bahn kommt und dann gleich mehrere hintereinander. „Wenn eine auf der Strecke halten muss, dann staut sich der Verkehr“, erklärt Pfaff. Aber wieso lässt man die nachfolgenden Bahnen dann nicht einfach vorbei? Ganz so leicht, wie Laien sich das vorstellen, ist es leider nicht. Der Gleisbetrieb erfolgt „auf Richtung“, wie die Experten sagen. Auf jedem Gleis darf grundsätzlich nur in eine Richtung gefahren werden. Davon ausnahmsweise abzuweichen, ginge wenn überhaupt nur mit einem längeren Vorlauf: „Einfach mal schnell vorbei, das geht nicht.“

Das liegt unter anderem daran, dass außerhalb der Ortschaften die Eisenbahnbetriebsordnung gilt. Darauf weisen weiße Schilder mit der Aufschrift „ESBO“ die Triebwagenführer in den Zügen hin. Während sie innerhalb der Städte und Gemeinden „auf Sicht“ und nach Verkehrsschildern fahren, wird die Fahrt außerhalb ausschließlich mit Signalen geregelt. Sogar die Fahrgäste erleben hier ein „Upgrade“ und werden offiziell zu Reisenden.

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Im Alltag nutzt ihnen das natürlich wenig. Wenn – wie aktuell – alte Fahrzeuge zum Einsatz kommen müssen, geht damit ein erhebliches Stück Komfort flöten. Wer etwa in der Mobilität eingeschränkt und auf einen Rollstuhl angewiesen ist, der kommt in die „Alten“ ohne fremde Hilfe gar nicht rein und kann nur auf die nächste warten. Dass zumindest diese eine „Neue“ ist, gilt laut RNV als sehr wahrscheinlich, denn von 42 Bahnen auf der Ringlinie sind zuletzt nur drei „Oldtimer“ gewesen.

Bleibt die Frage der Information an die Fahrgäste. Ausgerechnet in dieser verfahrenen Situation gibt es technische Probleme mit den Dynamischen Fahrgastinfotafeln. 22 davon wurden deshalb über das Wochenende abgestellt (DFI), um den Fehler zu beheben. Seit Montag sind sie wieder in Betrieb: „Leider ist die Ursache der Störung jedoch nicht final geklärt. Es kann weiterhin vereinzelt zu Ausfällen kommen.“

Nicht nur in diesen Fällen hilft die Start.Info-App der RNV, die auf dem Handy anzeigt, welche Bahn als nächstes kommt und ob und wie viel Verspätung sie hat. Auch Gabi Kapp nutzt diese App, allerdings mit mäßigem Erfolg. „Wenn ich aus dem Haus gehe, ist die Bahn pünktlich, wenn ich kurz darauf am Bahnhof bin, zeigt sie mir 20 Minuten Verspätung an.“ Das sollte eigentlich nicht passieren, wie Pfaff versichert. Weil alle Züge mit einer GPS-Ortung ausgestattet sind und ihre Position unmittelbar eingespeist wird, müssten die Angaben jeweils aktuell sein.

Ende der Probleme in Sicht

Was die Pünktlichkeit der Bahnen angeht, hofft man bei der RNV Ende der Woche auf Besserung. Dann nämlich enden die Arbeiten am Hauptbahnhof Mannheim. Aber auch die Baumaßnahmen an den Haltepunkten Bensheimer Straße und Kurpfalzbrücke, beide in Mannheim, machten den Betrieb weniger flexibel und damit anfälliger für Störungen. Die gute Nachricht: Am 3. Februar 2023 sollen auch diese Arbeiten abgeschlossen sein.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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