Verkehr

3-Euro-Ticket in Heidelberg - so kommt das Angebot an

Für drei Euro im Monat mit Bus und Bahn fahren. In Heidelberg ist das seit September möglich. Nun wurde eine erste Bilanz gezogen - wohlwollende Worte gibt es aus einer Partnerstadt

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Michaela Roßner
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Montpelliers Bürgermeister Michael Delafosse (l.) und Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner auf dem Kornmarkt. © Philipp Rothe

Heidelberg. Seit Mitte August können Heidelberger es kaufen, seit 1. September damit in Bus und Bahn unterwegs sein: Das 3-Euro-Monatsticket für den ÖPNV kommt gut an. Laut Mitteilung von Stadt Heidelberg, VRN und RNV haben in den ersten Wochen bereits 1500 Neukunden die Monatskarte gebucht. Insgesamt wurden die stark subventionierten Tickets schon 11 500 mal geordert. Insgesamt seien damit im September fast 15 Prozent mehr der Abo-Tickets verkauft worden. Mit dem Schulstart wird ein weiterer Schub erwartet.

Besonders groß ist die Nachfrage bei den Inhabern des Heidelberg-Passes: 1803 Tickets sind insgesamt von dieser Gruppe gekauft worden - etwa ein Drittel der Kunden hatten noch kein Abo-Ticket. Diese Zahlen hat Oberbürgermeister Eckart Würzner am Montag bei einem Pressegespräch auf dem Kornmarkt vorgestellt - an der Seite seines französischen Kollegen Michaël Delafosse, Bürgermeister der Partnerstadt Montpellier. Der Gratis-Ticket-Versuch war bei einem deutsch-französischen Treffen im vergangenen Jahr am Mittelmeer vorbereitet worden.

"Soziale Entlastung für die Menschen"

„Ich freue mich sehr, dass unser neues Nahverkehrsangebot so gut angenommen wird“, sagte Würzner. So würden deutlich mehr Menschen erreicht, für die Mobilität eine Frage des Geldes sei. „Unser Ansatz ist nicht nur gut für das Klima, sondern auch eine soziale Entlastung für die Menschen. Familien profitierten besonders.“

  • Der Heidelberger Gemeinderat hat am 20. Juli ein stark subventioniertes Monatsticket auf den Weg gebracht.
  • Das 3-Euro-Ticket für Schüler und Familien mit knappem Budget („Heidelberg-Pass“) ist als Pilotversuch auf ein Jahr angelegt und soll von Experten begleitet und ausgewertet werden.
  • Zehn bis 15 Millionen Euro, so die grobe Schätzung, sollen dafür aus der Stadtkasse fließen.
  • Senioren profitieren von einem Zuschuss zur „Karte 60 plus“ von 200 Euro. miro

Heidelberger Kinder, Jugendliche sowie Schülerinnen und Schüler unter 21 Jahren können das „MAXX-Ticket“ seit 1. September für einen Eigenanteil von nur drei Euro im Monat nutzen. Bezieherinnen und Bezieher des „HD-Pass“ sowie des „HD-Pass+“ bezahlen ebenfalls drei Euro pro Monat.

Über 60-Jährige erhalten einen Zuschuss von gut 200 Euro auf die „Karte ab 60“. Sie kostet damit 365 Euro pro Jahr statt bislang 565,20 Euro. Falls auch sie - ausgehend von ihrem verfügbaren Einkommen - Anspruch auf den HD-Pass haben, bekommen diese Senioren ebenfalls das 3-Euro-Ticket.

Vorbild Montpellier

In Montpellier ist das Modell eines Gratis-ÖPNV bereits ein Erfolg, erklärt Delafosse. 40 Prozent mehr Menschen nutzten nun den ÖPNV, rechnet er vor. Eingeführt worden sei das Modell in Stufen: Zunächst habe es freie Fahrt mit Bus und Bahn am Wochenende gegeben, dann durften erst junge, dann ältere Menschen auch unter der Woche gratis mitfahren.

Zum Jahresende wird das Modell auch auf die mittleren Altersklassen ausgeweitet. Natürlich koste das die Kommune viel Geld - aber das sei eine Frage des Setzens von Prioritäten: „Wir haben an einigen anderen Stellen gespart.“ Zudem müssen in Frankreich Unternehmen zwei Prozent ihrer Gewinne als Mobilitätsabgabe zur Verfügung stellen. Delafosse ist sicher: In den nächsten Wochen und Monaten werden weitere Städte in ganz Europa einen Gratis-ÖPNV anbieten.

Dem 3-Euro-Ticket in Heidelberg gingen ausführliche politische Diskussionen und ein Versuch voraus: Der Gemeinderat hatte im Februar für den kostenlosen ÖPNV an vier Test-Samstagen im Frühjahr gestimmt. Stadt und Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) zogen danach eine positive Bilanz: Durchschnittlich 15 Prozent mehr Fahrgäste waren in Bus und Bahn eingestiegen.

In der letzten Sitzung vor der Sommerpause gab es dann einen Kompromiss im Gemeinderat, der vor allem von der SPD gestützt wurde und dem sich die größte Fraktion, die Grünen, genauso wie die CDU und kleinere Gruppierungen anschlossen: Statt einem Gratis-Ticket gibt es nun ein 3-Euro-Ticket.

Franzosen gehen radeln

Ein „choix formidable (tolle Entscheidung)“ sei das: Dass es in Heidelberg lange Diskussionen um das neue Nahverkehrs-Ticket gab, findet der französische Bürgermeister ebenfalls gut: „Es muss eine Diskussion über das Thema geben.“ Waldbrände in Südfrankreich und Überschwemmungen in Pakistan ließen keinen Zweifel daran, dass der Klimaschutz höchste Priorität haben müsse.

Was Delafosse besonders freut: Inzwischen seien es die Kinder und Jugendlichen, die ihre Eltern aufforderten, statt den eigenen Wagen zu nehmen, lieber mit Bus und Bahn in der Stadt unterwegs zu sein. Die deutsch-französische Partnerschaft als „Motor für Ideen zum Klimaschutz“: Delafosse und seine Delegation wollen bei ihrem zweitägigen Besuch von Heidelberg lernen, wie in Montpellier der Radverkehr vorangebracht werden kann.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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