Mehr als zehn Jahre ist über die Zukunft des soziokulturellen Zentrums diskutiert worden. Nun ist auch die aufreibende Bauzeit beendet: Am Wochenende öffnet der neue Karlstorbahnhof auf dem Konversionsgelände „Campbell Barracks“ in der Heidelberger Südstadt. 20 Millionen Euro hat die Stadt in den Umbau der ehemaligen Reithalle am Marlene-Dietrich-Platz 3 investiert. Jetzt haben Konzerte, Lesungen, Partys, Theateraufführungen, Kino und viele mehr eine schicke moderne, großzügige neue Adresse.
Drei Veranstaltungssäle, ein Kino, zwei Seminarräume und ein zentrales Foyer mit öffentlichem Café: Das neue Gebäude bietet viel Raum für Kultur und Kreativität. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag würdigte Oberbürgermeister Eckart Würzner das neue Kulturzentrum als „Leuchtturm der Kreativkultur“. Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson formulierte „ein Festtag“, denn die Kultur habe hier nun viel Platz für all ihre Vielfalt. Die Südstadt bekomme städtebaulich betrachtet einen „kulturellen Mittelpunkt“.
Böse Überraschungen beim Bau
Bis zur letzten Minute wird im neuen Gebäude gearbeitet, schrauben Handwerker noch Lichter ein, befestigen Wandabdeckungen und legen oben im „Klub K“ noch Teile des Bodens. „Wir arbeiten bis zur letzten Minute vor der Eröffnung am Freitag um 18 Uhr“, bestätigt Sebastian Streckel vom Bauherren GGH. Der Terminplan sei „sehr ambitioniert“, räumt er ein. Zudem habe man diverse Krisen und Schwierigkeiten bewältigen müssen. So hielt die Bausubstanz nach dem Aufklopfen der Wände böse Überraschungen bereit, die zusätzlichen Aufwand mit sich brachten. Lieferschwierigkeiten, die Corona-Pandemie und schließlich der Ukraine-Krieg hätten den Bau weiter erschwert.
Karlstorbahnhof
Seit 1995 gibt es das Kulturhaus Karlstorbahnhof – inklusive Kino und Theater KiK sowie Klub K – in der östlichen Altstadt.
Bereits im Jahr 2011 meldete das Soziokulturelle Zentrum Karlstorbahnhof in Heidelberg Erweiterungsbedarf an.
2015 beschloss der Gemeinderat der Stadt Heidelberg schließlich den Umbau einer ehemaligen Reithalle auf dem Gelände der vormals vom US-Militär genutzten „Campbell Barracks“ in der Heidelberger Südstadt für das Kulturzentrum.
Ab 17.30 Uhr wird am Freitag, 28.Oktober, Eröffnung gefeiert. Fast alle Veranstaltungen auch am Samstag und Sonntag sind kostenfrei. Eine Videoinstallation wird das neue Gebäude zieren. miro
„Wir sind spielbereit“, freut sich indes Cora Maria Malik, Geschäftsführerin des Karlstorbahnhofs: „Es ist toll, wie sich alle engagiert haben, eine pünktliche Eröffnung zu ermöglichen“. Dass eine Stadt wie Heidelberg 20 Millionen Euro in die Hand nehme, um ein neues soziokulturelles Zentrum zu bauen, sei deutschlandweit einmalig, lobte Malik. Rund 5850 Quadratmeter Grundfläche, davon 355 Quadratmeter für den großen Saal, umfasst das neue Kulturzentrum. Hier können 482 Sitzplätze aufgestellt werden.
Claus Schmitt vom Medienforum verfügt nun über ein Kino mit mehr Plätzen als am alten Standort - und mit einer großzügigeren Leinwand. Die blauen Sessel bieten viel Beinfreiheit, die Technik erlaubt, auch alte Filmqualitäten abzuspielen und vor der ersten Reihe ist Platz etwa für einen Flügel - wichtig für die beliebten Stummfilmreihen mit Livemusik. Neben dem Kinosaal gibt es nun Räume für die Verwaltung. Komplett barrierefrei ist der neue Karlstorbahnhof. Mussten Rollis früher einzeln angemeldet und mit Muskelkraft zum Teil mehrerer Personen über Ebenen getragen werden, ist nun alles ebenerdig erreichbar. „Ein Handgriff, und ich kann aus der ersten Reihe im Kinosaal ein Sitzelement herausnehmen, um Platz für einen Rollstuhl zu bekommen“, führt Schmitt vor. Strahlende Augen auch bei Matthias Paul, Leiter des TiK (Theater im Karlstorbahnhof): Der neue Theatersaal bietet nicht nur Platz für bis zu 100 Zuschauer, sondern ist absolut flexibel zu gestalten und für Profi-Inszenierungen wie für Amateurproduktionen gleichermaßen ausgestattet. „Wir haben einen echten Theaterboden und eine tolle Akustik“, schwärmt Paul. Kulissen müssen nicht mehr umständlich durch mehrere Türen gewuchtet werden, sondern können direkt in den Theatersaal gerollt werden. Ausladen direkt vor der Tür - das gilt nun für alle Bereiche, die jeweils direkt oder über das gemeinsame Foyer erschlossen sind.
Auch der „Klub K“ im Obergeschoss des alten Standorts, hoch über dem Neckar mit tollem Ausblick, hat sich längst mit dem Umzug ausgesöhnt: Eine breite Fensterfront öffnet sich hier Richtung Osten und Odenwald. „Wir freuen uns darauf, hier im Sommer nach einer durchtanzten Nacht gegen 4 Uhr den Sonnenaufgang zu sehen“, schwärmt Martin Müller. Per Fundraising wurde der Club mit Holzparkett ausgelegt, „toll zum Tanzen“, freut sich Müller. DJs aus Heidelberg und der Region sollen hier mit nationalen und internationalen Stars gemeinsam für die Musik sorgen - zum Beispiel 2023 beim Queer-Festival.
Programm: www.karlstorbahnhof.de/opening
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