Heidelberg. Der eigentliche Plan war, die Besucher der Bundesgartenschau in Mannheim ab April mit der neuen Rhein-Neckar-Tram 2020 durch die Region zu fahren. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sollte – dem Wunsch des RNV-Aufsichtsratsvorsitzenden Christian Specht folgend – einer der ersten Fahrgäste sein. Dieses Vorhaben ist nach neuesten Informationen seitens der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) wohl nicht ganz zu halten.
Bisher 10 200 Testkilometer
„Wir können aktuell noch nicht mit Sicherheit sagen, wann wir tatsächlich die ersten Fahrzeuge im Fahrgastbetrieb haben“, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Donnerstag auf Nachfrage. Man sei aber guter Dinge, dass die ersten Bahnen, wenn nicht bereits zum ersten Tag der Bundesgartenschau, dann doch zumindest in den ersten Wochen zum Einsatz kommen.
Von den neun Fahrzeugen, die von Skoda im tschechischen Pilsen gefertigt werden, sind bisher erst zwei in der Region angekommen. Die übrigen sieben befänden sich im Skoda-Werk in der Endmontage. Erklärt wurden die Verzögerungen in den vergangenen Monaten schon mit Lieferengpässen während der Corona-Zeit – und mit dem Krieg in der Ukraine. Viele männliche Mitarbeiter von Skoda seien wegen des Krieges in ihr Heimatland zurückgekehrt, hieß es.
Wie bereits im Oktober berichtet, müssen die Bahnen für die Zulassung im Fahrgastbetrieb umfangreiche Tests im gesamten Verkehrsgebiet durchlaufen. Getestet werden beispielsweise Fahrverhalten, Gleislage sowie das Zusammenspiel mit der Haltestelleninfrastruktur. Am Mittwoch fuhr die Rhein-Neckar-Tram erstmals nach Heidelberg, wo sie von Oberbürgermeister Eckart Würzner, den Ersten Bürgermeister Jürgen Odszuck und Klimaschutzbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain am Hauptbahnhof in Augenschein genommen wurde.
Insgesamt rund 10 200 Kilometer mit zwei Straßenbahnen – das ist laut RNV die aktuelle Zwischenbilanz der Testfahrten im laufenden Zulassungsverfahren. Seit Mitte Oktober arbeitet das Projektteam der RNV gemeinsam mit Ingenieuren des Herstellers Skoda Transportation mit Hochdruck auf die Freigabe der Fahrzeuge für den Fahrgastbetrieb hin. Bei dem Zwischenstopp mit der RNT an der Haltestelle Heidelberg Hauptbahnhof am Mittwochabend begrüßten der Technische Geschäftsführer der RNV, Martin in der Beek, und der Leiter des Bereichs Fahrzeuge bei der RNV, Frank Ehemann, die Vertreter der Stadt Heidelberg. In der Beek zeigte sich dabei „zuversichtlich, dass unsere Fahrgäste in der ersten Jahreshälfte mit der RNT fahren werden“.
Tram mit Komfort: Wlan vorhanden
Beim Thema Klimaschutz dränge die Zeit, sagte Oberbürgermeister Würzner. Ein wenig mehr Komfort bietet die Tram auch: So wurden Türen versetzt und verbreitert. Sprechanlagen ermöglichen Kontakt mit dem Fahrer in dringenden Fällen. Es gibt Videokameras in den Fahrzeugen, auf die bei Bedarf zurückgegriffen werden kann. Die Fahrgäste haben WLAN-Empfang. Das erste Fahrzeug, das nun getestet wird, ist eine 30-Meter-Straßenbahn des Typs RNT 2020.
Die ersten Testfahrten bewegten sich zunächst im linksrheinischen Netz. Später wurde der Radius dann auf Mannheim ausgeweitet. Mindestens 16 Stunden seien die RNT-Bahnen täglich im Testmodus unterwegs, hieß es. Rund 265 Millionen Euro investiert RNV in die neue Flotte. Es ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens, sie umfasst am Ende 80 Fahrzeuge.
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