Mobilität (mit Video)

265-Millionen-Euro-Invest: Was die neue Rhein-Neckar-Tram alles kann

Sie soll die Verkehrswende in der Metropolregion einläuten: Die RNV GmbH hat am Mittwoch die erste von 80 neuen Straßenbahnen aus dem Hause Skoda präsentiert. Aber wann können die Fahrgäste einsteigen?

Von 
Stephan Alfter
Lesedauer: 
Stolz auf ihr „Baby“: RNV-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Specht (v.l.), der technische Chef Martin in der Beek, der Ludwigshafener Verkehrsdezernent Alexander Thewalt und Mike Niebling von Skoda Transportation Deutschland. © RNV

Rhein-Neckar. Es ist zu vermuten, dass Bundeskanzler Olaf Scholz irgendetwas mit „Wumms“ gesagt hätte - wäre er dabei gewesen. Mit Superlativen wurde am Mittwochmittag jedenfalls nicht gespart, als im Rheingönheimer Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) die Geheimnisse der neuen Rhein-Neckar-Tram gelüftet wurden. Vorweg: Es ist die größte Einzelinvestition, die es in der Geschichte des Verkehrsunternehmens mit Hauptsitz in Mannheim bisher gegeben hat.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Für 80 neue Bahnen, die die Städte Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen bei Skoda Transportation im tschechischen Pilsen bestellt haben, fallen Kosten in Höhe von 265 Millionen Euro an, die zu ganz großen Teilen von den drei Städten getragen werden. Laut Mike Niebling, Geschäftsführer von Skoda Transportation Deutschland, handelt es sich um die modernsten Fahrzeuge, die es auf dem deutschen Markt derzeit gibt. Und: Sie wurden speziell an die Erfordernisse der Region und sogar der Fahrzeugführer angepasst.

Lokales

Mit der Videokamera durch die neue Straßenbahn der RNV

Veröffentlicht
Laufzeit
Mehr erfahren

Die Großinvestition hat genau ein Ziel: In den kommenden Jahren sollen die entscheidenden Schritte bei der Verkehrswende gelingen. Das politische Vorhaben in der Metropolregion heißt: Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis zum Jahr 2030. Ludwigshafens Verkehrsdezernent Alexander Thewalt betonte anlässlich der Vorstellung am Mittwoch: „ÖPNV muss Spaß machen.“ Dafür seien barrierefreie und saubere Fahrzeuge eine Voraussetzung. Denn: Der Öffentliche Personennahverkehr sei nicht allein ein günstiger Fahrschein. Ein Seitenhieb auf das 9-Euro-Ticket war das in gewisser Weise.

So sieht es in der Fahrerkabine der neuen Rhein-Neckar-Tram aus. © Stephan Alfter

In der Tat ist die neue Bahn optisch beeindruckend. Vorbei sind die Zeiten der meist organgefarbenen RNV-Schienenfahrzeuge. Ganz in Weiß kommen die auf Überlandstrecken (Rhein-Haardt-Bahn Richtung Bad Dürkheim) bis zu 80 Stundenkilometer schnellen Trams daher. Aber: Noch rollen sie nicht. Martin in der Beek ist technischer Geschäftsführer bei RNV und weiß: „Wir haben gemeinsam mit Skoda noch sehr viel Arbeit vor uns, bevor die Fahrgäste einsteigen können.“ Bereits seit einer Woche werden Testkilometer abgespult. Am Ende dieser Phase werden es Tausende sein. Auf das kleinste Detail wird geachtet.

Was in der Tram steckt

  • Die Rhein-Neckar-Tram (RNT) verbraucht zwar auf den ersten Blick mehr Energie als die bisherigen Fahrzeuge, kann aber auch mehr Menschen transportieren.
  • Beim Abbremsen kommt es zu Energie-Rückgewinnungsprozessen. Die Klimaanlagen sollen zudem deutlich effizienter sein.
  • Ein einfacher Zugang zum W-Lan soll ähnlich wie im ICE der Deutschen Bahn möglich sein.
  • Im Innenraum bieten TFT-Displays ein Informationsangebot zur aktuellen Fahrt.
  • Auf weiteren Bildschirmen soll es eine digitale Information – etwa zu Veranstaltungen in der Region – geben.

Das Versprechen: mehr Komfort

Um für die Verkehrswende gewappnet zu sein, hat man sich viele Gedanken gemacht. In vielen Terminen seien behinderte Menschen mit am Tisch gewesen, berichtet etwa Frank Ehemann, Projektleiter bei RNV. So wurden Türen versetzt und verbreitert. Sprechanlagen ermöglichen Kontakt mit dem Fahrer in dringenden Fällen. Es gibt Videokameras in den Fahrzeugen, auf die bei Bedarf zurückgegriffen werden kann. Die Fahrgäste haben W-Lan-Empfang in der Bahn, die in Teilen mit Holz-Sitzplätzen ausgestattet ist, aber auch Polster hat - dann mit dem Dreieck, das die Metropolregion Rhein-Neckar kennzeichnen soll. Auf Komfort wurde auch insofern geachtet, als die Klimaanlagen auf dem Dach nun nicht mehr direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt sind und so besser für Kühlung sorgen können. Es soll schließlich heißer werden in den kommenden Jahren.

Mehr zum Thema

Nahverkehr (mit Video)

"Nun ging es schnell“ - erste Rhein-Neckar-Tram angekommen

Veröffentlicht
Von
Heike Sperl-Hofmann
Mehr erfahren
Rhein-Neckar-Tram

Wie sich die neuen Straßenbahnen in der Region anfühlen

Veröffentlicht
Von
Stefanie Ball
Mehr erfahren
Nahverkehr

RNV zieht erste Bilanz zu 9-Euro-Ticket -  bange Blicke auf Pfingsten

Veröffentlicht
Von
Bernhard Zinke
Mehr erfahren

Zur Buga 2023 fahrbereit?

Weil man ja zukünftig mehr Menschen befördern will, wurde auch bei der Fahrzeuglänge draufgesattelt. Zwölf der 80 Fahrzeuge haben sozusagen „Stretch-Limousinen“-Format, wie Martin in der Beek das ausdrückte. Sie sind 60 Meter lang und bieten Platz für 516 Menschen - zu Fußballspielen beim SV Waldhof oder zum Dürkheimer Wurstmarkt etwa. 37 Bahnen sind 40 Meter lang, der Rest misst 30 Meter. Bleibt die Frage, wann die Fahrzeuge regulär fahren. Dazu bedarf es noch der Zulassung und weiterer Tests. Mannheims Erster Bürgermeister und RNV-Ausichtsratsvorsitzender Christian Specht hofft wie seine Mitstreiter darauf, dass vielleicht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier einer der ersten Fahrgäste zur Buga 2023 in Mannheim ist. Nicht zu erwarten ist, dass bis dahin alle neuen Bahnen im Einsatz sind. Vorsichtige Schätzungen heißen: sieben bis acht. Specht spricht dennoch von einem Urknall für den ÖPNV in der Region - also eine Art Doppelwumms. Scherzhaft bedauerte er, dass Skoda keine Fahrer mitliefert - daran fehlt es nämlich derzeit bei der RNV, krankheitsbedingt.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen