Das Wichtigste in Kürze
- Es gibt eine neue Wohnbörse der Stadt Heidelberg.
- Dort können sich Personen für Wohnungstausch, Wohnen für Hilfe oder gemeinschaftliche Wohnformen vernetzen.
- Die Stadt erhofft sich davon, versteckten Wohnraum besser zu nutzen.
Heidelberg. Die Mieten gehen hoch, die Wohnungsnot ebenso: Die Lage in vielen Städten ist schlecht, was den Wohnungsmarkt angeht. Da ist Heidelberg keine Ausnahme. Deutschlandweit stehen laut Statistischem Bundesamt rund zwei Millionen Wohnungen leer, erklärt die Stadt Heidelberg jüngst in einer Pressemitteilung. Das seien über vier Prozent des gesamten Wohnraums, die über eine längere Zeit oder dauerhaft nicht als Wohnraum genutzt würden, hieß es da weiter. In Heidelberg betrage die Leerstandsquote 3,4 Prozent laut Zensus 2022 –und sei damit niedriger als der Bundesdurchschnitt bei 4,3 Prozent und der Landesdurchschnitt bei 4,2 Prozent.
In der Stadt am Neckar gibt es nun aber ein Online-Tool, das es auch in anderen Städten wie Berlin schon länger gibt: Eine Wohnbörse. In der können Mieterinnen und Mieter sich finden, die untereinander Wohnungen tauschen wollen. Oder Menschen, die an einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt Interesse haben, können sich miteinander vernetzen. Und es kann auch Wohnraum gegen Hilfe gesucht und angeboten werden – zum Beispiel, wenn ein Zimmer oder eine Wohnung zur Untermiete im Gegenzug für Unterstützung im Haushalt angeboten werden soll.
Versteckter Wohnraum in Heidelberg soll besser genutzt werden
Die Idee für die Heidelberger Wohnungstauschbörse basiere auf dem Ziel, versteckten Wohnraum besser zu nutzen und gleichzeitig verschiedene Akteure zu vernetzen, erklärt die Stadt Heidelberg. Die Stadt soll nach Vorstellung der Verwaltung nicht nur historisch und kulturell lebendig sein, sondern auch eine nachhaltige und solidarische Wohnkultur fördern, so die Stadt auf Nachfrage.
Wohnbörse Heidelberg
- Die Wohnbörse der Stadt Heidelberg ist eine digitale und kostenlose Plattform .
- Interessierte können dort Wohnungen zum Tausch anbieten oder suchen, sich zu gemeinschaftlichen Wohnprojekten vernetzen und Wohnraum gegen Hilfe anbieten.
- Sie ist unter der Web-Adresse www.heidelberg.de/wohnboerse zu finden. rad
Auch Sebastian Schipper, Humangeograf und Wohnungsforscher an der Universität Frankfurt, kennt derartige Projekte, wie sie die Stadt Heidelberg anregt. „Die Grundidee ist schonmal nicht schlecht“, erklärt der Experte. Bei einem Wohnungstausch können zum Beispiel Paare, deren Kinder schon ausgezogen sind und die deshalb allein in großen Wohnungen leben, mit Familien tauschen, die eine größere Wohnung suchen.
Größere, länger angemietete Wohnung meist günstiger als kleinere, neu angemietete
Das Problem dabei sei nur, dass oft für die größeren Wohnungen, die schon lange angemietet sind, eine günstigere Miete fällig wird als für die kleinen. Deswegen sei es enorm wichtig, ökonomische Anreize für Wohnungstausche zu setzen, erklärt Schipper. „Der freiwillige Umzug muss ökonomisch sinnvoll sein“, so der Wohnungsforscher. Beispielsweise könne der Umzug bezahlt werden. Wichtiger sei es jedoch, dass die Familien, die die Wohnungen tauschen, ihre jeweiligen Mietverträge behalten können – und nicht plötzlich eine Familie für ihre nun kleinere Wohnung mehr bezahlen muss. In Heidelberg werden Wohnungstausch oder Untervermietungen nicht finanziell gefördert, erklärt die Stadt auf Nachfrage.
Schipper gibt außerdem zu bedenken, dass Menschen, die schon länger in einem Stadtviertel wohnen, sich nicht unbedingt gerne zum Umziehen bereiterklären. Da könne es eine Möglichkeit sein, Siedlungen nachträglich nachzuverdichten, erklärt Schipper. Wohnungen könnten so verkleinert werden und im selben Zug auch barrierefrei ausgebaut. Größere Wohnungen könnten dann an Familien gegeben werden.
Riesiger Effekt durch Wohnungsbörse nicht zu erwarten
Einen riesigen Effekt solle man sich von der Wohnungsbörse also nicht erwarten, so Schipper. „Aber es ist ein einfaches Instrument, es braucht nur wenig Personal und ist einigermaßen günstig.“ Man müsse es nur „gut und vor allem bekannt“ machen. Auch sei es wichtig, die Menschen auch wirklich mit den digitalen Angeboten zu erreichen. Da wahrscheinlich gerade ältere Menschen für Wohnungstausche infrage kommen, stellt das eine große Herausforderung dar.
Die Stadt Heidelberg antwortet auf diese Problematik, dass gegebenenfalls Informationsveranstaltungen angeboten werden sollen, die sich speziell an ältere Menschen richten. So eine Veranstaltung habe es bereits im November 2024 gemeinsam mit der evangelischen Friedensgemeinde Heidelberg-Handschuhsheim gegeben. Die Entwicklung der Heidelberger Wohnbörse habe circa neun Monate gedauert, erklärt die Stadt. Seit Start des Angebots am 2. Februar seien zehn Anzeigen aufgegeben worden – sowohl für Wohnen gegen Hilfe als auch Projekte zum gemeinschaftlichen Wohnen.
Zwei Wohnblöcke für Bau- und Wohnprojekte auf dem Patrick-Henry-Village-Süd
Im Moment gebe es in Heidelberg elf Wohnprojekte, in der über 400 Erwachsene und Kinder leben, berichtet die Stadt in ihrer Pressemitteilung. Das sind zum Beispiel die selbstverwalteten Wohnprojekt Hagebutze, konvisionär und das Studierenden- und Azubi-Wohnheim Collegium Academicum.
Außerdem sei ein weiteres Projekt in der Umsetzungsphase, zwei Projekte seien im Entstehen, die Tendenz sei also steigend. Auch auf dem Patrick-Henry-Village-Süd sollen mindestens zwei Wohnblöcke für Bau- und Wohnprojekte zur Verfügung gestellt werden. So soll nach Vorstellungen der Stadt die Vielfalt an Bauträgern, Wohn- und Lebensformen und eine kleinteilige Flächenentwicklung gefördert werden.
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