Bundestagwahl

Sahra Mirow (Die Linke) will mit sozialen Themen in den Bundestag

Die Heidelbergerin Sahra Mirow tritt für Die Linke bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Heidelberg/Weinheim an. Mit welchen Themen sie punkten will.

Von 
Martin Tangl
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Ortstermin in Schriesheim: Sahra Mirow kandidiert für „Die Linke“. © Marcus Schwetasch

Das Wichtigste in Kürze

- Sahra Mirow kandidiert für Die Linke im Wahlkreis Heidelberg/Weinheim. - Sie fokussiert sich auf soziale Themen. - Mirow fordert Vermögenssteuer und bezahlbaren Wohnraum. - Der Ausbau des ÖPNV ist ebenfalls ein zentrales Anliegen. - Sie ist überzeugt, dass „Die Linke“ die Fünf-Prozent-Hürde überwindet.

Rhein-Neckar.. Sahra Mirow ist zuversichtlich, ja überzeugt, dass Die Linke bei der Bundestagswahl am 23. Februar die Fünf-Prozent-Hürde überspringt und erneut ins Parlament einzieht. Damit hätten die Sprecherin und Spitzenkandidatin ihrer Partei in Baden-Württemberg sowie die Fraktionsvorsitzende der Linken im Heidelberger Stadtrat über die ihre Landesliste gute Chancen auf ein Mandat in Berlin.

Bereits zweimal hat die 41-Jährige für den Bundestag kandidiert, es aber 2013 und 2017 nicht geschafft. Mit der Forderung nach einer Besteuerung großer Vermögen, der Schaffung bezahlbaren und barrierefreien Wohnraums sowie einer besonderen Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) kämpft sie im Wahlkreis 274 um jede Stimme.

Sahra Mirow (Die Linke)

Geburtstag: 10. Oktober 1984

Geburtsort: Lübeck

Wohnort: Heidelberg

Familie: ledig

Beruf: wissenschaftliche Mitarbeiterin

Schulischer/Beruflicher Werdegang: Studium der Ostasienwissenschaften und Archäologie

Politisches Engagement: Landessprecherin „Die LinkeBaden-Württemberg, Stadträtin und Fraktionsvorsitzende im Heidelberger Gemeinderat, Sprecherin der LAG Frauen* „Die LinkeBaden-Württemberg

Gebürtige Lübeckerin war neugierig auf die südlicheren Bundesländer

In Lübeck aufgewachsen ist Sahra Mirow vor vielen Jahren nach Heidelberg zum Studium der Sinologie und der Archäologie nach Heidelberg gezogen. „Ich war damals auch neugierig auf die Bundesländer im Süden. Und mittlerweile bin ich Wahl-Heidelbergerin durch und durch geworden, obwohl ich den Norden Deutschlands auch weiterhin sehr schätze“, erzählt sie beim Gespräch mit dieser Redaktion im Kaffeehaus in Schriesheim. Die ledige Sarah Mirow, die ihr Studium mit einem Bachelor-Zertifikat abgeschlossen hat, wohnt in Ziegelhausen.

Schon früh hat sie sich in der Politik engagiert, angetrieben von den vielen Ungerechtigkeiten in der Welt, wie sie betont. „Die Reichen werden immer reicher – und auf der anderen Seite zerfallen unsere Schulen“, nennt die Linke-Kandidatin nur ein Beispiel. Investitionen in die soziale Infrastruktur, die Unterstützung Bedürftiger, die Bekämpfung der Kinderarmut durch eine Kindergrundsicherung, das alles dürfe die Politik nicht aus den Augen verlieren. „Eine bessere soziale Absicherung stärkt auch die Demokratie und hilft im Kampf gegen Populisten“, davon ist Sahra Mirow überzeugt.

Die Mietpreisbremse hält Sahra Mirow für „nahezu wirkungslos“

Als Kommunalpolitikerin richtet sie ein besonders Augenmerk auf den Wohnungsmarkt. „Wir brauchen bezahlbare Mieten – und dafür einen Mietendeckel auf Bundesebene“, fordert sie. Die vom Gesetzgeber in Berlin vorgegebene Mietpreisbremse sei „nahezu wirkungslos geblieben“, gerade in den großen Städten wie München, Hamburg und Berlin, aber auch in Heidelberg, kritisiert Sahra Mirow. Ihre Forderung: Die Mieten einfrieren und sogar senken.

Zur Bekämpfung der Wohnungsmisere setzt die Linke-Kandidatin auf die dringend notwendige Schaffung bezahlbaren Wohnraums durch die öffentliche Hand. „Das dürfen wir nicht privaten Anbietern überlassen“, erklärt sie und ergänzt: „Bei Neubauten sollte grundsätzlich auf Barrierefreiheit geachtet werden.“ Nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern auch viele ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger seien auf ein barrierefreies Wohnangebot angewiesen. Bei der Finanzierung der derzeit hohen Baukosten müsste der Neubau von bezahlbaren Wohnungen entsprechend gefördert werden.

Grundsätzlich müssten Städte und Gemeinden vom Bund viel mehr finanzielle Unterstützung bekommen, sagt sie. Wenn der Staat den Kommunen zusätzliche Leistungen auferlegt, müssten die auch voll bezahlt werden. „Die Ampel hat da noch eine Schippe draufgelegt – aber auch die Vorgängerregierung hat Aufgaben verteilt, ohne die Finanzierung zu sichern. Das führt zu riesigen Löchern in den städtischen Haushalten“, berichtet sie aus den Erfahrungen im Heidelberger Stadtrat.

„Mieten runter“ – diese Forderung an einem Haus in München unterstützt auch die Bundestagskandidatin Sahra Mirow (Die Linke) aus Heidelberg. © picture alliance / dpa

Zur Finanzierung der Linken-Forderungen habe die Partei ein ausgeklügeltes Steuerkonzept erarbeitet. Sahra Mirow: „Ganz klar, ab einer Million Euro, abzüglich Schulden, greift eine neue Vermögenssteuer. Wer mehr hat und zu den Reichen gehört, soll auch mehr zahlen. Das macht diese Leute nicht arm!“ Auch die Erbschaftssteuer müsse sich „sozial gerecht entwickeln“. Überhaupt würden große Einkommen in Deutschland schon immer geschont, an die richtig hohen Vermögen traue sich die Politik nicht ran. Aber mit erhöhten Abgaben der Reichen könne dann auch der Umbau der Wirtschaft und der enorme Investitionsbedarf in die Infrastruktur, in Schulen und Pflegeeinrichtungen finanziert werden. „Das Land muss zukunftsfähig werden. Aber das darf nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen“, so die Forderung der Linken-Politikerin.

Linken-Kandidatin plädiert für Wiederinführung des Neun-Euro-Tickets im ÖPNV

Ein weiteres Anliegen von Sahra Mirow ist der Ausbau und die soziale Finanzierung des ÖPNV. Sie plädiert für die Wiedereinführung des Neun-Euro-Tickets: „Das war sozial gerecht und ein voller Erfolg!“ Dazu müsste aber auch die Infrastruktur für Busse und Bahnen massiv ausgebaut werden. „Nur so funktioniert die Verkehrswende, auch in Heidelberg, der Pendlerhauptstadt Deutschlands, wenn die Altenpflegerin morgens früh mit dem ÖPNV an ihren Arbeitsplatz kommt“, erklärt die Kandidatin. Hier hätten die Linken die Finanzierung in ihrem Steuerkonzept ebenfalls durchgerechnet. Der Vorschlag: Eine ÖPNV-Abgabe ab einem Brutto-Einkommen von 7000 Euro für einen Single. „Diese Leute hinterlassen ja auch einen großen CO₂-Fußabdruck und könnten so als Hauptverursacher für die Finanzierung herangezogen werden“, sagt Sahra Mirow.

Mit den sozialen Forderungen „und unseren mega motivierten Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern“ rechnet sich Mirow für den 23. Februar „gute Chancen“ aus. So könnte aus der wissenschaftlichen Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro der Linken-Bundestagsabgeordneten Gökay Akbulut in Mannheim selbst ein Mitglied des Bundestags werden.

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