Neckarstadt West. Wie sieht die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt in der Neckarstadt-West aus? Das wollten die Bezirksbeirätinnen und Bezirksbeiräte von den Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung und der GBG Unternehmensgruppe GmbH bei der von Bürgermeister Dirk Grunert (Grüne) geleiteten Bezirksbeiratssitzung Neckarstadt-West im Friedrich-Walter-Saal im Marchivum wissen.
Die Neckarstadt-West sei Sanierungsgebiet, wie Ines Schaurer vom Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung erklärte. Ziel der noch bis zum 31. Dezember 2032 gültigen Satzung sei „die Verbesserung der Lebensqualität, um die Neckarstadt-West für Familien mit Kindern wieder interessanter zu machen und Abwanderungen zu vermeiden“. Dazu soll die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, der Zugang zu Bildung und Arbeit sowie die soziale Integration verbessert werden. Als Beispiele nannte sie die Modernisierung des Kaisergartens sowie die Umgestaltung von Neumarkt und Neckarvorland.
Durchschnittliche Miete knapp unter Mannheimer Durchschnitt
Stand 2023 habe es insgesamt 10.116 Wohnungen in der Neckarstadt-West gegeben – davon 36,1 Prozent Zweizimmer-, 26,2 Prozent Einzimmer- sowie Drei- und Mehrzimmerwohnungen, beziehungsweise Appartements. Mit einer durchschnittlichen Miete von 10,97 Euro pro Quadratmeter habe die Neckarstadt-Weste 2023 knapp unter dem Mannheimer Durchschnitt von 11,37 Euro pro Quadratmeter gelegen, so Schaurer. Die Steigerungsrate habe in dieser Zeit in der Gesamtstadt bei 10,4 Prozent und in der Neckarstadt-West bei zehn Prozent gelegen. Im Vergleich mit allen Stadtteilen – 7,76 Euro pro Quadratmeter auf der Hochstätt und 13,4 Euro pro Quadratmeter auf Franklin – liege die Miete in der Neckarstadt-West mit 10,97 pro Quadratmeter im Mittelfeld.
Auf die Frage, ob und wie sich die Nutzungsart von 2011 auf 2022 verändert hat, erklärte Schaurer: „Der Gesamtbestand an Wohnungen ist stabil geblieben.“ Der Nutzungsmix habe sich von einer durch Eigentümer bewohnten Immobilie (2011: 13,9 Prozent, 2022: 8,5 Prozent) zur Nutzung als Mietwohnung (2011: 80,5 Prozent, 2022: 86,8 Prozent) hinverschoben. Der Anteil leerstehender Wohnungen habe abgenommen (knapp 5 Prozent). Die meisten Wohnungen seien 2022 privates Eigentum (68 Prozent) gewesen. In kommunaler Hand waren 19 Prozent der Wohnungen. Neun Prozent gehörten privatwirtschaftlichen Unternehmen, drei Prozent Genossenschaften. Verglichen mit 2011 habe der Anteil der Wohnungen von Eigentümergemeinschaften um rund sieben Prozent abgenommen und der Besitz privatwirtschaftlicher Wohnungsunternehmen um rund fünf Prozent zugenommen.
Gebäude in der Lutherstraße 11 wird derzeit saniert
Festgestellt wurde ein Wohnungsmangel. Im Rahmen der städtebaulichen Erneuerungsmaßnahmen im Sanierungsgebiet sei eine Aufwertung des Wohnungsbestandes Schwerpunkt. Die GBG habe in den letzten 30 Jahren im Stadtgebiet über 5600 Wohnungen saniert. So wird beispielsweise in der Neckarstadt-West im Rahmen des Sanierungsgebiets zurzeit das von der GBG erworbene Gebäude Lutherstraße 11 mit acht Wohnungen mit Mitteln der Städtebauförderung saniert. Zur Belegungsdichte erklärte Schaurer: „Im Vergleich ist der Anteil der Wohnungen, in denen weniger als ein Raum pro Bewohner zur Verfügung steht, in der Neckarstadt-West um 4,3 Prozent höher als in der Gesamtstadt.“ Im Stadtteil gebe es 5,4 Prozent mehr Wohnungen, in denen weniger als 20 Quadratmeter pro Bewohner zur Verfügung stehen. Insbesondere Familien mit Kindern hätten vergleichsweise wenig Räume. Um der Gentrifizierung entgegenzuwirken, gebe es unter anderem ein Vorkaufsrecht für die Stadt.
Der Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung hat eine Beratungsstelle zur Schaffung von Wohnraum im Bestand geschaffen. Ansprechpartner ist Stefan Naumer (Tel. 293 7341 oder E-Mail: stefan.naumer@mannheim.de). Karl-Heinz Frings, Geschäftsführer der GBG Unternehmensgruppe GmbH, betonte: „Für die GBG ist die Neckarstadt ein wichtiger Stadtteil.“ Erstes Projekt sei vor knapp 100 Jahren der Erlenhof gewesen. Mit Start der Initiative LOS Neckarstadt-West habe die GBG ihre Bemühungen um eine Modernisierung im Bestand nochmals ausgedehnt. Ziel der GBG sei eine Stabilisierung der Mietpreisentwicklung. Im Vergleich zur durchschnittlichen Angebotsmiete von 10,97 Euro pro Quadratmeter in der Neckarstadt-Weste und einer durchschnittlichen Mietspiegelmiete von 9,19 Euro pro Quadratmeter liege die durchschnittliche Miete der GBG in der Neckarstadt-West bei 7,92 Euro pro Quadratmeter. „Es geht vor allem um die Schaffung von Wohnraum für Familien“, sagte Frings. Einflussnahme auf die Sozialstruktur erfolge durch Diversifikation des Wohnraumangebots und Schaffung geeigneter Infrastruktur. Die GBG, die zunächst hauptsächlich im Norden des Stadtteils – von der Untermühlaustraße bis zum Jollyblock – agiert habe, richte inzwischen ihr Augenmerk auf Immobilien im Zentrum: an der Mittelstraße, am Neumarkt und in der Nähe von Bildungseinrichtungen. Es gehe unter anderem auch um die Bekämpfung von prekären Wohnverhältnissen sowie Unterstützung der Aktivitäten von LOS Neckarstadt-West durch Erwerb strategisch wichtiger Objekte und Ansiedlung gewünschter Nutzungen, sagte Frings.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-stadtteile-das-ziel-mehr-wohnraum-fuer-familien-in-der-neckarstadt-west-_arid,2284574.html