Ukraine-Konflikt - Die ersten 40 Geflüchteten sind im Ankunftszentrum in Patrick-Henry-Village angekommen / Mehrere Tage Quarantäne

Mit Sorgen im Gepäck: Erste Kriegsgeflüchtete kommen in Heidelberg an

Von 
Michaela Roßner
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Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder (rechts) besuchte das Ankunftszentrum in Heidelberg, das Markus Rothfuß (links) leitet. © dpa

Heidelberg. Der Kleinbus ist mitten in der Nacht auf Mittwoch angekommen, unangekündigt. Die Passagiere: Geflüchtete aus der Ukraine, sichtlich erschöpft von der langen Fahrt und den Geschehnissen der vergangenen Tage. Insgesamt 40 Menschen aus dem ukrainischen Kriegsgebiet haben bislang Zuflucht im Ankunftszentrum Patrick-Henry-Village (PHV) gesucht. Weitere 60 sind es an anderen Ankunftszentren im Land. Hier wie dort sind es vor allem Frauen und Kinder, dazu einige ältere Männer. Am Mittwochmorgen hat sich Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder in Heidelberg ein Bild von der Situation gemacht.

Rund 600 Plätze sind aktuell noch frei in dem nach 2015 eingerichteten Zentrum. Doch das Regierungspräsidium Karlsruhe prüft gerade für Heidelberg und die anderen Ankunftszentren etwa in Freiburg und Ellwangen, welche Erweiterungsoptionen es gibt. In dieser Frage stehe man auch bereits in Gesprächen mit der Stadtverwaltung Heidelberg, bestätigt Markus Rothfuß, Leiter der Einrichtung in Patrick-Henry-Village. 1400 Menschen leben derzeit hier und durchlaufen Registrierung und Asylverfahren.

Letzteres müssen Ukraine-Geflüchtete nicht: Als Bewohner eines Landes im Schengen-Gebiet dürfen sie 90 Tage visumfrei hier bleiben. „Daher müssen sie auch nicht hierher ins Ankunftszentrum kommen“, klärt Felder ein Missverständnis auf. Vielmehr können die Gäste sich direkt an Kommunen oder Kreise wenden oder gleich zu Bekannten oder Verwandten reisen, die hier leben. „Wer keine Anlaufstelle in Deutschland hat, ist aber hier natürlich willkommen“, fügt die Regierungspräsidentin hinzu.

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„Erst einmal ausruhen“ hat Rothfuß als wichtigstes Bedürfnis der Neuankömmlinge ausgemacht. Je nach Impfstatus müssen die Ukrainer zunächst einen PCR-Test und eine zehntägige Quarantäne hinter sich bringen. „Die Pandemie ist leider noch nicht vorbei“, begründet Rothfuß diese Maßnahme, die der Sicherheit aller in der Gemeinschaftsunterkunft diene. Aber: „Niemand bleibt aber allein“, verweist der Leiter des Ankunftszentrums auf die vorhandene Infrastruktur, die neben medizinischer Versorgung auch eine psychologische Unterstützung vorsieht. Wie viele Kriegsopfer kommen werden, weiß man noch nicht: „Insgesamt geht man von fünf Millionen Menschen aus – aber die wenigsten werden nach Deutschland kommen.“

Landesweit seien etwa 30 Prozent der Ukraine-Geflüchteten gegen Covid19 geimpft. Die Gesundheitsämter überprüften nun den Impfstatus – zum Teil sind in dem aktuellen Kriegsland andere Impfstoffe eingesetzt wurden, etwa der russische.

Die neuen PHV-Bewohner werden durchschnittlich drei, vier Wochen hier bleiben, schätzen Felder und Rothfuß – also deutlich kürzer als die Geflüchteten etwa aus Syrien. „Die Neuangekommenen möchten so schnell wie möglich zurück in ihr Land“, hat Rothfuß aus den ersten Gesprächen mitgenommen. Der Anteil der Frauen und Kinder ist sehr hoch – ihre Männer und Väter mussten sie in der Heimat zurücklassen, weil jeder Ukrainer zwischen 18 und 60 Jahren daheim an die Waffe gerufen wurde.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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