Freizeit

Kommt Bewegung ins Heidelberger Clubleben?

Seit mehr als fünf Jahren ist die "Nachtschicht" in Heidelberg geschlossen. Interessierte Betreiber gibt es auch für andere Adressen. Auch für den alten Karlstorbahnhof gibt es Interessenten mit Erfahrung und Geld

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Michaela Roßner
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Vor mehr als fünf Jahren gingen in der „Nachtschicht“ für immer die Lichter aus. © Philipp Rothe

Heidelberg. Tut sich etwas im Heidelberger Nachtleben? Mit der „Halle 02“ in der Heidelberger Bahnstadt gibt es zwar einen großen Club in der Stadt, der neben Livemusik auch Partys und andere Veranstaltungen organisiert. Ansonsten sieht es in der Stadt nach der Schließung der einst bekannten Adressen wie dem „Schwimmbad Musik Club“ im Neuenheimer Feld und dem „Zieglers“ in Bergheim beim Nachtleben eher mau aus.

150 Menschen auf 250 Quadratmeter

Im vergangenen Jahr machten Gerüchte um eine mögliche Wiedereröffnung der „Nachtschicht“ im Landfriedkomplex die Runde, in Neuenheim hat ein Event-Club eröffnet, und im Darmstädter Hof Centrum am Bismarckplatz empfängt wieder eine Disco ihre Gäste. Erste Konzepte und interessierte Investoren gibt es zudem für den alten Karlstorbahnhof – das Gebäude gehört der Stadt.

„Bianco“ heißt die Eventlocation in der Neuenheimer Landstraße 5, die für einen fünfstelligen Betrag gemietet werden kann. Auf rund 250 Quadratmetern können bis zu 150 Menschen tanzen und feiern, die ÖPNV-Anbindung ist wenige Meter vom Kopf der Theodor-Heuss-Brücke entfernt prima. Florian Hofstätter, Mit-Geschäftsführer der „Weißen Flotte“, hat das „Bianco“ übernommen. Ein eher junges Publikum wird offenbar im „Toniq Club“ gesichtet. Im ehemaligen „Deep“ im Keller des Darmstädter Hof Centrums wurde gerade „Einjähriges“ gefeiert.

Suche nach dem schnellen Geld?

Einer, der das Geschäft sehr gut kennt und selbst Clubs und Restaurants wie das „Miljöö“ in Mannheim sowie das „Médoc“, das „Villa“ und das „Hardrock“ in Heidelberg aufgebaut hat, sieht solche zarten Pflänzchen des Nachtlebens eher nüchtern denn euphorisch: Gert Bollack, langjähriger Betreiber des „Zieglers“ in der Bergheimer Straße, glaubt: „In Heidelberg geht clubmäßig gar nichts mehr.“ Er ist sich sicher: „Viele denken, dass sie mit solch einem Laden reich werden, haben aber keine Ahnung vom Geschäft“, beobachtet Bollack.

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Bei der vor fünf Jahren geschlossenen „Nachtschicht“ gibt es interessierte Betreiber und Investoren. Vor der Corona-Pandemie hatte es Pläne der Tanzschule Nuzinger gegeben, hier einzuziehen. Doch eine Erweiterung wird es in den seit Ende 2017 leerstehenden Räumen definitiv nicht mehr geben, bestätigte Geschäftsführer Ingo Schneckenberger dieser Redaktion auf Nachfrage. Der Mietvertrag war bereits 2021 aufgelöst worden. Man sei in den Verhandlungen mit dem Landfried-Besitzer zu keiner Einigung gekommen. Geplant war, im ehemaligen Club ein Restaurant und eine Zigarren-Lounge im Stil der 1920er-Jahre einzurichten.

Was die Probleme beim Landfried sein könnten

Ein Club mit Livemusik im Stil des erfolgreichen „Ella & Louis“ Mannheim – oder wie zu Zeiten in der Nachtschicht mit The Wright Thing–, könnte hier durchaus funktionieren, glaubt ein ehemaliger Clubbetreiber, der seinen Namen hier nicht lesen möchte. Doch der Knackpunkt seien vermutlich die fehlenden beziehungsweise langfristig vermieteten Stellplätze im Landfried. Ein aufwendiges Zufahrts- und Parkkonzept habe es früher hier bei Veranstaltungen gegeben – es musste mit großem Personalaufwand umgesetzt werden – aber das war der Garant dafür, dass an allen Öffnungstagen die Mengen an Fahrzeugen - aus bis zu 50 Kilometern und mehr angereist kamen – mit einer vorbildlichen Parkplatzverwaltung – einen professionellen Ablauf garantierten.

Doch ein Sprecher des Eigentümers sieht eine Menge „Knackpunkte“, die gegen eine Wiederbelebung des Clubs sprechen. Einer seien die fehlenden beziehungsweise langfristig vermieteten Stellplätze im Landfried. In der „Club-Hochzeit“ in den 1990er-Jahren war das Areal noch weitgehend Industrieruine – heute ist es hochwertig entwickelt und vermietet.

Nachtleben in Heidelberg? Rahmenbedingungen haben sich geändert 

Ein Club auf zwei Ebenen, mit einem Shuttle in die Altstadt, gepflegter Livemusik oder Partys, dazu ein gutes gastronomisches Angebot: Auch für den alten Karlstorbahnhof gibt es Interessenten mit Erfahrung und Geld. Doch die Zukunft dieser städtischen Immobilie ist noch offen. Vielleicht entsteht eines Tages auch an der Grenze zwischen Pfaffengrund und Wieblingen-Ochsenkopf eine weitere Ausgeh-Adresse?

Mit einem Investitionsvolumen von rund 60 Millionen Euro entwickelt eine Gruppe um die Architekten Stefan Loebner, Armin Schäfer und Stephan Weber auf rund 18 000 Quadratmetern unter anderem Büros und Werkstätten, Läden, Ateliers und Bühnen, Coworking Spaces, eine Kita, Gastronomie – und einen Club. Oder sind die Zeiten des spannenden Nachtlebens in Heidelberg doch vielleicht vorbei? Bollack: „Es fehlt einfach das Herzblut.“ Allerdings seien die Rahmenbedingungen auch völlig andere als in den 1990er- bis 2020er-Jahren.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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