Immobilien - Das Haus der Tennis-Legende wird in Immobilienportalen nicht mehr angeboten / Stadt hat Boris-Becker-Zimmer wegen Raumnot abgeschafft

Ist Boris Beckers Zwei-Millionen-Villa in Leimen verkauft?

Von 
Stephan Alfter
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Bau aus den 90er Jahren: Das Haus, in dem die gesamte Familie Becker öfter zusammenkam, könnte nach vielen Monaten verkauft sein. © Stephan Alfter

Leimen. „Nichts interessiert den Menschen so sehr wie der Mensch.“ Geprägt hat diesen Satz der Gründer des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ Rudolf Augstein. Und weil das Interesse an Menschen, die oft hoch geflogen und manchmal tief gefallen sind, besonders groß ist, bleibt der neugierige Blick, lässt man ihn über die Metropolregion Rhein-Neckar wandern, in regelmäßigen Abständen an einer Immobilie hängen, die etwas über dem Ortszentrum von Leimen am Rande der Rheinebene thront.

Die Frage, die sich seit wenigen Tagen stellt, lautet schlicht: „Ist die Villa noch im Besitz der Familie von Boris Becker oder hat jemand die knapp zwei Millionen Euro bezahlt, die dafür beim Online-Forum Immoscout aufgerufen waren?“ Und wenn ja, was bedeutet das für Beckers Mutter Elvira (86) und das Verhältnis der Tennis-Ikone zu Leimen - jenem Ort, von dem aus der Teenager auszog, um zu einen der erfolgreichsten Tennisspieler der Welt heranzureifen.

Boris Becker und seine Mutter Elvira Becker im April 2019 bei der Verleihung des Radio Regenbogen Awards im Europa-Park Rust. © dpa

Anders als der aus Brühl stammenden Steffi Graf ist es dem heute 54-jährigen Boris Franz Becker nicht gelungen, einen geräuschlosen Übergang in das Leben nach der Karriere hinzubekommen. Familie, Geld, Geschäftspartner - Becker hatte nicht in allen Bereichen das gefühlvolle Händchen, das ihn auf dem Center-Court auszeichnete. Immer wieder ging es um Insolvenz.

Spielt Haus eine Rolle vor Gericht?

Nicht zuletzt diesem Umstand war es wohl geschuldet, dass die Leimener Immobilien-Maklerin Anja Bothe das Wohnhaus der Beckers seit November 2020 an einen neuen Besitzer vermitteln sollte. Verbriefte Bedingung: Der neue Eigentümer muss der dort lebenden Mutter ein lebenslanges Wohnrecht einräumen. Nun ist das Objekt seit einigen Tagen bei Immoscout nicht mehr zu finden. Die Maklerin bestätigt dieser Redaktion, dass sie die Anzeige gelöscht hat. Auf die Frage, ob sie das Haus habe veräußern können, gibt sie indessen dieselbe Antwort wie seit 13 Monaten: „Mit meinem Auftraggeber ist vereinbart, dass ich darüber nicht spreche.“ Ist der Auftraggeber Boris Becker selbst? Auch dazu keine konkrete Antwort. Der Auftrag, das Gebäude zu vermakeln, sei aus dem Ausland gekommen, gibt sie immerhin zu. Eine Bank? Eine E-Mail an Christian-Oliver Moser, den Presse-Anwalt des Leimeners, bleibt unbeantwortet.

Bekannt ist von Boris Becker, dass er in London daheim ist und sich dort im März wieder in einem bereits laufenden Prozess wegen Insolvenzverschleppung verantworten soll. „Es liegt offenbar ein Rechtsanwaltswechsel vor“, hieß es in einer Stellungnahme des Gerichts im Herbst, nachdem Gerichtstermine abgesetzt worden waren. Becker ist in 28 Punkten angeklagt. Er soll mit den britischen Behörden nicht ausreichend kooperiert haben. Unter anderem soll er einige Vermögenswerte nicht angegeben haben. Ob zu diesen Werten auch das Anwesen in Leimen gehörte, ist dieser Redaktion nicht bekannt. Becker selbst äußerte im vergangenen Jahr, dass er in allen 28 Punkten unschuldig sei.

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„Tennis“-Zimmer im Rathaus ist nicht mehr da

In seiner Leimener Heimat ist die große Begeisterung für den jüngsten Ehrenbürger der Stadt mehr als 35 Jahre nach dem ersten Sieg beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon nicht mehr spürbar. Eine Frau, die in der Nähe der Becker-Villa wohnt, deutet auf zwei Mülltonnen, die am Montag in der Garageneinfahrt stehen. Beckers Mutter wohne noch da, sagt sie. Regelmäßig komme eine Putzfrau. Kontakt gebe es kaum zu der betagten Nachbarin. Einmal habe Elvira Becker ihr erzählt, das Haus solle im Zuge der Insolvenz verkauft werden. Ab und zu seien Interessenten im Haus gewesen.

In einem Friseurladen im Zentrum des Orts schüttelt eine junge Frau hinter dem Empfangstresen den Kopf. Mit dem Namen Boris Becker kann sie sichtlich nichts anfangen. Im Brauhaus steht ein junger Mann, der seit wenigen Wochen hier beschäftigt ist, hinter der Theke. Einmal habe er in dieser Zeit den Namen Boris Becker vernommen, als jemand nach der Tennis-Legende gefragt habe. Ein Apotheker, der einst im Stadtrat saß, erinnert sich an den Vater Boris Beckers. Dieser sei in dieser Zeit für die CDU im Gemeindeparlament gewesen.

Auf dem Klingelschild der Familie steht noch immer K.-H. für Karl-Heinz Becker. Er starb 1999 vergleichsweise jung im Alter von 64 Jahren. Es sei nicht allzu lange her, da sei Elvira Becker noch regelmäßig in die Apotheke gekommen, sagt der Inhaber. Inzwischen nehme man die Beckers im Stadtbild kaum mehr wahr. Kein Plakat, kein Schild, das auf den berühmten Sohn verweist. Auf Anfrage bei der Stadtverwaltung wird klar, dass das auch für das einstige Boris-Becker-Zimmer im Alten Rathaus gilt. Briefmarken, Bilder, Fotos, Pokale, Bücher, Tennisbälle, -schuhe und -schläger waren hier ausgestellt. Wie ein Sprecher am Montag auf Anfrage bestätigte, habe das Zimmer mit weiteren Erinnerungen einem Büroraum weichen müssen. Wo sich die Gegenstände jetzt befänden, wisse er nicht.

Eine 1991 realisierte Büste des Bildhauers Antonius Schoofs mit Beckers Antlitz ist eine der letzten in Leimen auffindbaren Devotionalien. So richtig viele Menschen sind es in den vergangenen Jahren nicht mehr gewesen, die sich im Zusammenhang mit der Stadt für die Tennis-Legende interessiert haben. Junge Menschen schauen beim Namen Boris Becker fragend in die Runde. War das ein Schwimmer?

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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