Leimen - Immobilie wird seit 3. November auf Immoscout 24 angeboten / Maklerin macht keine Angaben zu Auftraggeber / Lebenslanges Wohnrecht als Bedingung

Becker-Villa für zwei Millionen zu haben

Von 
Stephan Alfter
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Eine Leimener Maklerin hat das Angebot bei 24 geschaltet. © Dolch

Leimen. 838 Kilometer trennen Leimen und London und doch sind die beiden ungleichen Städte durch die Tennis-Legende Boris Becker eng miteinander verbunden. Der 52-jährige dreimalige Wimbledon-Sieger kämpft in der britischen Hauptstadt seit einigen Jahren um seine finanzielle Existenz. Im beschaulichen Leimen begann zu Beginn der 80er-Jahre die große Karriere des heutigen Ehrenbürgers der Stadt.

In London hingegen hatte ihn ein Konkursgericht im Jahr 2017 wegen bestehender Schulden für zahlungsunfähig erklärt. Nun läuft erneut ein Verfahren gegen ihn: Boris Becker soll seinerzeit Teile seines Vermögens verheimlicht haben. Dabei soll es sich um eine Wohnung im Londoner Stadtteil Chelsea, zwei Grundstücke in Deutschland sowie Anteile an einer belgischen Firma handeln, so die Anklagebehörden in England.

Eine Immobilie in Leimen, in der nach Informationen dieser Redaktion bis heute Beckers Mutter wohnt, ist nun auf dem Markt. Seit einigen Tagen bietet Immobilienmaklerin Anja Bothe bei Immoscout 24 eine „Exklusive Villa mit Rheintalblick“ an, von der auch die meisten Leimener wissen, dass es sich um die Villa-Becker handelt. Bilder, die die „Rhein-Neckar-Zeitung“ einst veröffentlicht hat, zeigen Beckers Ex-Frau Barbara mit Schwiegermutter Elvira vor dem Haus. Knapp zwei Millionen Euro soll der neue Eigentümer für das Objekt hinblättern. Eine Bedingung ist an den Kauf geknüpft: ein lebenslanges Wohnrecht. Diese Klausel könnte der Anbieter des Gebäudes für Beckers Mutter eingebaut haben. Die Maklerin selbst bestätigt diese Spekulationen zunächst nicht und gibt lediglich Auskunft darüber, dass sie selbst das Angebot bei Immoscout 24 platziert habe. „Das ist mit meinem Auftraggeber so vereinbart“, schickt sie allen weiteren Nachfragen zu Boris Becker vorweg.

Das Haus wurde 1990 gebaut

Die Familie Beckers hatte zu Anfang von dessen Tennis-Karriere eher am Rande von Leimen in der Nußlocher Straße gewohnt. Zeitzeugen erinnern sich an die großen Fantreffen vor dessen Haus, wenn er von Turniersiegen zurückkehrte. Mehr als 30 Jahre liegen diese Szenen zurück. Das Haus, das nun zum Verkauf steht, wurde erst 1990 errichtet. Menschen, die schon immer wissen wollten, wie es dort aussieht, können sich anhand der Beschreibung des Objekts nun ein genaueres Bild machen. Ganz weit oben bei den Informationen: Heizung und Warmwasser werden durch eine zentrale Ölheizung erzeugt. Der doppelwandige Tank liege unterirdisch im Vorgarten. Die Wohnfläche wird mit 449 Quadratmetern angegeben, das Grundstück ist demnach 825 Quadratmeter groß. 9,5 Zimmer und gleich drei Badezimmer stehen in dem Gebäude zur Verfügung. Der 40 Quadratmeter große Terrassenbereich sei pflegeleicht und weitgehend vor den Blicken von Nachbarn geschützt.

„Das helle Wohnzimmer besticht durch die Gestaltung und die großzügige Raumwirkung“, heißt es in der Anzeige, die auch den beheizbaren Kamin und den unverbaubaren Blick ins Rheintal hervorhebt.

Das Obergeschoss mit sichtbaren Holzbalken beherbergt drei Zimmer, ein großes Tageslicht-Bad mit Wanne und Dusche sowie eine Abstellkammer. Das Untergeschoss besteht unter anderem aus einer 154 Quadratmeter großen Einliegerwohnung und einer Sauna mit Duschmöglichkeit und Whirlpool. Die Böden bestehen aus Granit und Parkett, das Dach ist in Schiefer-Optik eingedeckt.

Prozess im September 2021

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ bereits am 22. Oktober nach einem Anhörungstermin Beckers bei Gericht berichtete, soll ab 13. September 2021 Jahres der Prozess beginnen. Bis dahin würden Beweise gesucht und angeblich Kartons voller Bankbelege und Beweisakten gewälzt. „Er ist völlig unschuldig und beabsichtigt, sich zu gegebener Zeit vor Gericht zu verteidigen“, kündigte Beckers Sprecher Aaron Stephans vor wenigen Wochen an. Wollte er jedoch nach Leimen reisen – etwa um Dokumente zu unterschreiben oder um seine Mutter zu besuchen, er müsste es zwei Tage zuvor bei der Insolvenzbehörde anmelden. Man fürchte, dass er sich entziehe, so die Begründung.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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