Heidelberg. Mit Hunderten von Anmeldungen unter Fantasienamen haben Unbekannte eine Impfaktion für Studierende boykottiert, die von einer Heidelberger HNO-Praxis organisiert wird. Von den rund 900 möglichen Impfterminen waren rund 350 durch Fake-Einträge blockiert. Das hat einer der Ärzte dieser Redaktion bestätigt. Impfwillige Studierende sollen sich nicht abschrecken lassen, sondern weiter unter dem ihnen von der Universität mitgeteilten Link versuchen, einen Termin zu bekommen: Die manipulierten Anmeldungen werden nun kontinuierlich gelöscht, und so entstehen weitere Kapazitäten für echte Impfwillige.
„Das beschert uns nun viel zusätzliche Arbeit“, beschreibt HNO-Arzt Arash Choudhry, der die Praxis mit Adressen in der Heidelberger Bahnstadt und in Neuenheim mit seinem Partner Andreas Horn betreibt, das aus seiner Sicht ärgerliche Geschehen. Einen ganzen Vormittag sei das Team damit beschäftigt gewesen, die falschen Anmeldungen herauszufischen, zu löschen und die EDV-Programmierung so zu ändern, dass derartige Manipulationen künftig nicht mehr möglich sind.
Reservierung statt Schlange
Im Sommer hatte die Praxis speziell für Studierende bereits eine Impfaktion angeboten – um ihnen wieder mehr die Teilnahme am Unibetrieb und Veranstaltungen zu ermöglichen. „Nun wollten wir ihnen gerne auch Booster-Termine anbieten.“ Bei der ersten Aktion – ohne Anmeldung – hatten sich lange Schlangen vor der Praxis gebildet. Das sollte mit dem geschlossenen Anmeldeverfahren nun verhindert werden. „Die Studierenden bekamen über das Unisekretariat einen Link für die Terminreservierung.“ Der Link war auf der Internetseite der Universität aber auch öffentlich einsehbar, bestätigt Marietta Fuhrmann-Koch, Sprecherin des Rektorats.
Das zwischen den Jahren freigeschaltete Reservierungssystem auf der Internetseite der Praxis meldete bald „ausgebucht“. Als es Anfang des Jahres darum gegangen sei, die Impfungen am 20./21. Januar vorzubereiten, stießen Horn und seine Kollegen auf merkwürdige „Personalien“, die aus aneinandergereihten Konsonanten und Satzzeichen sowie Zahlen bestanden. Daraufhin wurde jeder Eintrag angeschaut – und am Ende waren rund 350 offensichtlich getrickst. Doch sobald Termine durch das Löschen der falschen Eingaben frei wurden, waren sie auch schon wieder blockiert: „Im Halbminutentakt“ seien auch am Mittwoch weitere Fake-Anmeldungen eingegangen, bestätigt Choudhry. Ihm tut das besonders für die leid, die dringend einen Termin haben möchten. „Nicht aufgeben, es wieder versuchen“, ermuntert er, den bekannten Link weiter zu nutzen.
Ob „Impfgegner“ oder ein „Scherz“ hinter der Manipulation stecken, vermag HNO-Arzt Choudhry nicht einzuschätzen. Mittels IP-Adresse soll es nun möglich werden, die Antragsteller von Ermittlungsbehörden nachverfolgen zu lassen.
Prüfung vor Reservierung
Als erste Konsequenz der Praxis werden die Impftermine nun nur noch reserviert, wenn die Anfrage zunächst geprüft und dann bestätigt wurde. Auch Uni-Sprecherin Marietta Fuhrmann-Koch schüttelt den Kopf über diese Blockade-Aktion: „Die Universität Heidelberg ist dankbar für alle Impfangebote an Mitglieder der Universität, für die Studierenden und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine möglichst hohe Impfquote ist die Voraussetzung dafür, nach drei von virtuellen Lehrveranstaltungen geprägten Semestern den Präsenzbetrieb aufrechtzuerhalten und eine neuerliche Teilschließung der Universität zu vermeiden.“
Impfangebote in Heidelberg
- In Heidelberg bieten rund 150 Arztpraxen Corona-Schutzimpfungen an.
- Mobile Impfteams (www.dranbleiben-bw.de) und Betriebsärzte sind ebenfalls im Einsatz.
- Die Stadtverwaltung bietet auf einer Internetseite einen Überblick über Impfaktionen.
- Die Universität Heidelberg bietet auf einer Internetseite einen Überblick über Impfangebote für Studierende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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