Heidelberg. Vor allem im Sommer strömen Tausende Touristen ins Heidelberger Schloss. Jetzt, im Winter, ist es viel ruhiger hier oben über der Stadt. Und das ist auch gut so. Denn in der kalten Jahreszeit ziehen sich hier seltene Tiere zum Winterschlaf zurück. Im Schloss gibt es die größte Fledermauskolonie Nordbadens.
Bereiche des Hirschgrabens, der Kasematten und des Pulverturms sind bereits seit November gesperrt für Besucher. Die Fledermäuse schätzen die jahrhundertealten Mauerspalten, um sich kopfüber aufzuhängen und den Energieverbrauch herunterzufahren.
Jungtiere kennen die Adresse
Doch schon in den Sommermonaten schwärmen Fledermäuse nachts in großer Zahl in den Schlossgarten und in die offenen Bereiche der Ruine, um hier gemeinsam zu jagen. Diese sommerlichen Treffen haben auch einen speziellen, sozialen Aspekt: Den Jungtieren werden bei dieser Gelegenheit schon einmal die Winterquartiere gezeigt, in die sie sich spätestens im Herbst zurückziehen. Sie kennen also die Adresse bereits, wenn die Nahrung knapper wird und die Temperaturen nach unten sinken.
Spezielle Führungen im Sommer
Die Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG), die Verwalter der staatlichen Monumente und Gärten in Baden-Württemberg, sperren die Areale rund um die Winterquartiere der Fledermäuse schon seit Jahren zwischen Mitte Oktober und Mitte April für den Publikumsverkehr ab. Im Sommer gibt es indes – unter strengen Auflagen und nur selten – Führungen, bei denen man die nächtlichen Schwärme der fliegenden Säugetiere beobachten kann.
Dann werden die seltenen Nachtschwärmer auch durch „Fledermaustouristen“ nicht annähernd so gestört, wie es während der Winterruhe der Fall wäre. Die Tiere tauschen per Ultraschall-Rufe Informationen untereinander aus und orientieren sich mit Echolot-Technik im Flug. Es sind vor allem zwei Fledermausarten, die im Winter im Heidelberger Schloss Quartier beziehen: die winzige Zwergfledermaus und das große Mausohr, mit einer Flügelspannweite von bis zu 40 Zentimetern die größte Art in Deutschland. Insgesamt wurden indes schon 13 verschiedene Arten rund um das Schloss dokumentiert. Einige Arten ziehen sich in Baumhöhlen im Schlosspark zurück. Nur fünf Zentimeter klein ist eine Zwergfledermaus. Kaum zu glauben, aber der Winzling frisst in einer Stunde bis zu 500 Stechmücken. Allein deshalb müsste eigentlich jeder Garten- und Hausbesitzer ein großes Interesse daran haben, den für Menschen völlig ungefährlichen Tieren gute Lebensbedingungen zu bieten.
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Der BUND Heidelberg hat schon vor 30 Jahren das Projekt „Heidelberger Fledermäuse suchen ein Zuhause“ ins Leben gerufen. BUND-Geschäftsführerin Brigitte Heinz und ihr Team kontrollieren nicht nur regelmäßig die Sommer- und Winterquartiere, sondern auch rund 250 Fledermauskisten, die im gesamten Stadtgebiet aufgehängt sind und den sich allein von Insekten – und nicht etwa von Blut – ernährenden „Batmans“ Unterschlüpfe gewähren.
Brigitte Heinz hat als Fledermausbeauftragte seit Jahren auch die Population im Schloss im Blick. Um die 500 Tiere sind schon gezählt worden. Es dürften aber deutlich mehr sein, denn die Tierschützer können gar nicht in alle Ecken und Nischen blicken, in die sich die Tiere verkriechen.
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